Logbucheintrag, Lieutenant Blackwell
Nach
seiner Schicht begab sich Blackwell ins Casino, um sich mal etwas
auszuspannen. Er hatte gehört, dass der neue Commander an
Board war, doch bis zu seinem Schichtende hatte sie die Brücke
kurz durchquert und war sofort im Bereitschaftsraum des Captains
verschwunden.
Nun
fand er sie im Casino vor und darum wollte er sich ihr gleich
persönlich vorstellen. Auf dem Weg zu ihr bemerkte er gedanklich,
dass sie ganz nett aussah und hoffentlich nicht zu streng mit
ihm umgehen würde, wenn er mal einen kleinen Fehler machte.
"Commander
Mareedo? Ich bin Lieutenant Blackwell, der Navigator. Ich möchte
sie herzlich auf der Invisible begrüßen und hoffe auf
gute Zusammenarbeit.", stellte Blackwell sich vor. Mareedo
hob den Kopf und blickte Blackwell musternd an. "Ich danke
ihnen Lieutenant und ich hoffe auch auf eine gute Zusammenarbeit
mit ihnen. Bitte setzen sie sich doch."
Blackwell
nahm Platz und sah den Commander abwartend an. "Ich habe
mich gerade mit ihrer Akte beschäftigt und bin überrascht,
dass man sie hier auf das Schiff versetzt hat." kam sie gleich
zur Sache. Blackwell schmunzelte: "Wenn sie damit auf meine
Vergangenheit anspielen, dann habe ich mich das auch schon gefragt.
Doch ich habe mich geändert und trage meine Schuld mit jedem
Tag weiter ab... zumindest hoffe ich das." "Jeder hat
Fehler in seiner Vergangenheit gemacht und versucht sie nicht
zu wiederholen. Ich habe auch die Einsatzberichte gelesen und
dort hält man große Stücke auf sie. Wenn sie so
weitermachen, interessiert mich ihre Vergangenheit nicht.",
erwiderte Mareedo.
Nickend
hob Blackwell sein Glas: "Dann werde ich mir große
Mühe geben und sie nicht enttäuschen." Mareedo
erwiderte den Tost: "Schön und ich hoffe, sie werden
mir helfen, mich hier schnellstens zurecht zu finden." "Das
werde ich gerne machen, aber nun müssen sie mich entschuldigen.
ich möchte noch etwas schlafen, bevor es wieder auf die Brücke
geht." Blackwell erhob sich und wollte sich gerade entfernen,
als der Kommunikator piepte: "Commander Mareedo und Lieutenant
Blackwell. Melden sie sich auf der Brücke." "Sind
auf dem Weg.", erwiderte Blackwell. "Tja, soviel zu
meiner Freizeit."
Mareedo
und Blackwell verließen das Casino und begaben sich zum
nächsten Turbolift, um die Brücke aufzusuchen.
Logbucheintrag, Commander Mareedo
Als
die beiden im Turbolift standen überlegte Shiri worum es
sich handeln konnte. Sie hatte die Missionsberichte gelesen und
die etwas verzwickte Lage sofort erkannt.
Der Captain befand sich gerade beim zweiten Verhör des Gefangenen.
Vielleicht brachte dies ja etwas mehr Klarheit.
Aber warum hatte man sie auf die Brücke gerufen? Möglicherweise
spitzte sich ja die Lage auf dem Planeten zu.
Computerlogbuch, Protokollmitschnitt
Zwischen
2 Sicherheitsleuten wird Treezon in den Verhörraum geführt,
wo Lt. K´hard schon wartet. Die Sicherheitsleute drücken
Treezon auf den für ihn bestimmten Stuhl und stellen sich
hinter ihm auf. Kurz darauf betritt der Captain den Verhörraum.
Als sie auf dem Weg zu ihrem Platz Treezon prüfend anschaut,
bemerkt sie nur, dass dieser völlig in sich gekehrt die Wand
anstarrt.
Lt. K´hard nickt dem Captain grüßend zu: "Captain!"
T'Pau wendet sich nun auch dem Lieutenant zu. "Mr. K´hard",
antwortete sie ebenfalls mit einem leichten Nicken.
K´hard
wendet sich nun endlich auch dem Gefangenen zu: "Ich hoffe,
man behandelt Sie gut im Arrest."
Doch darauf reagierte Treezon nicht. Entweder wertete er K´hards
Worte nicht als Frage oder befand sie für zu unwichtig, um
zu antworten. Treezon schien sich seit dem ersten Verhör
um keinen Deut geändert zu haben, obwohl er doch inzwischen
eine ganze Menge Informationen bekommen hatte, woraus hervorging,
dass die Föderation für ihn keineswegs als feindlich
eingestuft werden muss. K´hard verstand die Verschlossenheit
des Fremden nicht, die eher einer völligen Ablehnung gleichkam.
T'Pau
vergeudete keine Zeit und kam sofort auf das für sie wichtigste
Thema.
"Treezon, in den Logbüchern der Enterprise wurde beschrieben,
dass das kristalline Wesen die Siedlungen von Menschen, oder menschenähnlicher
Wesen ohne Vorwarnung angriff und vernichtete. Wäre das auch
diesmal zu erwarten, oder ist das Wesen irgendwie anders zufrieden
zu stellen?"
Treezon
gab seine Köperhaltung nicht auf. Nur sein Mund bewegte sich,
als er antwortete:
"Wir sind hier weitab jeglicher menschlichen oder anderer
Zivilisation. Es besteht für niemanden Gefahr. Jedenfalls
nicht, solange niemand in dieses Gebiet eindringt. Aber als Forscher
werden Sie sich des Risikos von Neulanderschließungen gewiss
bewusst sein."
T'Pau
ließ sich jedoch nicht so einfach abspeisen.
"Soweit ich weiß ist so ein Weltraumkristall recht
schnell. Wer könnte es hindern sich den nächsten Siedlungen
zuzuwenden?", wollte sie wissen.
Alles was sie als Antwort bekam, war ein monoton gesprochenes
"Wie gesagt, es besteht keine Gefahr."
Nun
versuchte K´hard, Treezon ein wenig zu reizen. Es juckte
ihn, dass der Gefangene scheinbar nichts an sich herankommen ließ.
"Das Risiko bei unseren Erforschungen tragen wir selbst,
weil wir uns in ungekannte Regionen vorwagen, nicht die Bewohner
dieses sogenannten 'Neulands'.
Ich komme immer mehr zum Schluss, dass Ihre Spezies sehr selbstgefällig
ist. Seit wievielen Jahrtausenden leben Sie denn immer so... unauffällig...
unter anderen, wie Sie zuletzt betonten?"
"Gute Frage", stimmte der Captain zu.
Treezon
überging wieder die Provokation, die in K´hards Frage
steckte. "Unsere Art ist schon sehr alt. Wir leben nahe dem
Zentrum der Galaxie. Unsere Geschichte lässt sich ca. anderthalb
Millionen Jahre zurückverfolgen."
Ohne
jede Regung, die erkennen ließ, ob sie dieser Zeitraum überraschte
oder nicht, knüpfte T'Pau an K´hards vorangegangener
Erklärung an. "Treezon, Risken haben wir immer wieder
zu bestehen, zu überwinden oder daran zu scheitern. Aber
ich sagte Ihnen schon einmal, dass wir eine Schutzzone erstellen
könnten - so wir der Meinung sind, dass es ein positives
Resultat zur Folge hat."
"Schutzzonen?" Ein Anflug von Heiterkeit zeichnete sich
auf Treezons Gesicht ab. "Schutzzonen? Sie meinen, dass sich
die Cappa-uzo an Schutzzonen halten, nur weil Sie es so festlegen?
Wer gibt ihnen das Recht, die Bewegungsfreiheit von fremden Wesen
zu beschränken?!"
Mit einem Kopfschütteln erwiderte der Sicherheitschef: "Sie
sind sich über den Ausdruck 'Schutzzone' scheinbar nicht
im Klaren. Damit ist kein Gefängnis für sie gemeint.
Sondern ein von beiden Seit ausverhandeltes Gebiet!"
"Richtig!" warf T'Pau ein. "Nicht die Cappa-uzo,
sondern die anderen Forscher sollen beschränkt werden."
"Oh,
ich verstehe Sie nur zu gut!" Treezon schien tatsächlich
so etwas wie Ärger durchblicken zu lassen. "Natürlich
versuchen Sie, Grenzen zu ziehen. Das liegt in Ihrem Naturell,
alles zu ordnen. Nur, die Cappa-uzo sind Weltraumnomaden. Sie
leben ÜBERALL im Weltraum. Sie könnten anders nicht
überleben! Die Freiheit, sich überall hinbegeben zu
können sichert allein ihren Fortbestand. Setzen Sie Grenzen
und sie werden zu Grunde gehen!"
"Können Sie das wirklich wissen?", hakte K´hard
nach, "Wo Sie doch seit eineinhalb Millionen Jahren nicht
sesshaft sind? Hat es überhaupt Versuche in diese Richtung
gegeben? Oder halten Sie seit Jahrtausenden an einer Tradition
fest, deren Richtigkeit ganz einfach nicht mehr hinterfragt wird?
Gibt es für Sie keine Aussicht mehr auf Weiterendwicklung?"
Der Ärger des Lieutenants wuchs langsam aber sicher immer
mehr.
Mit bestechender Logik fügte der Captain hinzu: "Einerseits
sagen Sie, es besteht keine Gefahr für die menschlichen Siedlungen,
andererseits sagen Sie man kann den Cappa-uzo keine Grenzen setzen,
das passt nicht so recht zusammen."
"Mr.
K´hard, es handelt sich nicht um eine Tradition", erklärte
Treezon, "sondern um ein BEDÜRFNIS unsererseits. Unsere
Tradition ist es, das Gleichgewicht der Kräfte im Universum,
die von Intelligenz gestört wird, wieder herzustellen. Unser
Bedürfnis dagegen ist es, ein höheres Verständnis
zum Zusammenwirken der 'Dinge' zu erlangen."
K´hard schüttelte fast resignierend den Kopf und starrte
verzweifelt sein Padd an. Er konnte es schon bald nicht mehr hören
und die beharrliche Starrköpfigkeit des Fremden war schier
zum verzweifeln.
Doch Treezon fuhr trotzdem unerbittlich fort: "Unsere selbstgestellte
Aufgabe, bedrohten Arten zu helfen, sie zu erforschen und zu verstehen,
das ist nur eine Methode, die unseren Bedürfnissen entgegenkommt.
Und, Captain, ich betone es noch mal", wandte sich Treezon
an T'Pau, "Glauben Sie mir - ich WEISS, dass die Cappa-uzo
keine Bedrohung für sie sein werden!"
"Ich
soll Ihnen einfach so glauben, dass die Cappa-Uzo keine Bedrohung
für uns sind - ebenso wenig wie Sie und ihre Art? Das sagt
mir gar nichts!", lehnte T'Pau die Beteuerung Treezons ab.
Sie konnte ohne Sicherheit nicht solch ein Risiko eingehen und
den Fremden sowie den Cappa-uzo einfach freie Hand lassen. Dazu
sprachen zu viele der letzen Erlebnisse dagegen.
Sie zog eine Augenbraue hoch, als sie Treezon mit gefühlloser,
ja kalter Stimme damit konfrontierte: "Sie entführten
ein Besatzungsmitglied meines Schiffes und mein Counsellor nahm
kurz vor seinem Ende Empathischen Kontakt mit ihm auf. Sie konnte
mitfühlen, wie Sie ihn zu Tode folterten und da sagen Sie,
ich solle Ihnen glauben?" Ihre letzten Worte hatten fast
den Anflug von Ironie.
Logbucheintrag, Lt. Sherdan
Der
Turbolift stoppte und die Türen glitten zischen auseinander.
Zügig betrat Sherdan die Brücke. Das heißt...
er wollte die Brücke betreten. Doch entgegen seiner Bestrebungen
näherte sich sein Gesicht nur behände dem Fußboden
der Brücke, bis ein dumpfer Schlag dessen Ankunft signalisierte.
Für einen kurzen Moment blieb Sherdan die Luft weg. Ächzend
versuchte Nick, sich zu erheben. Ein paar Schuhe gerieten in sein
Gesichtsfeld. Er folgte mit den Augen den dazugehörigen Beinen
aufwärts, bis er Blackwells grinsendes Gesicht erkannte.
Der tippte sich nur an seine Brust und verkündete: "Dr.
Somak auf die Brücke - wir haben hier einen Not-Fall!"
und zu Sherdan: "Sie hätten die Brücke wirklich
nicht zu stürmen brauchen." Langsam legte sich Sherdans
Benommenheit von der unfreiwilligen Bekanntschaft mit dem Boden.
"Seien Sie froh, dass ich nicht gleich den Phaser gezogen
habe, Lieutenant", erwiderte er. "Und übrigens",
füge er hinzu, als Blackwell ihm aufhalf, "Ihr Kommunikator
schmückt ihre linke Brusthälfte - und nicht die rechte."
Er erhob sich und schaute zurück zum Turbolift, dessen Tür
sich soeben wieder schloss. Gerade noch erkannte er, dass sich
der Boden des Lifts etwa 8 bis 10 Zentimeter unterhalb des Brückenbodens
befand. "Verdammt, es wird wirklich Zeit, dass wir einen
Ersatz für Mac bekommen. Das Schiff scheint wohl eine feste
Hand zu brauchen." Blackwell nickte. "Wir haben bereits
mehrere seltsame Fehlfunktionen gemeldet bekommen. Deswegen habe
ich Sie auch auf die Brücke kommen lassen. Es scheint da
eventuell einen Zusammenhang zu geben."
Sherdan
ging zu seiner Station, setzte sich und rief ein Analyseprogramm
auf. Mit gerunzelter Stirn betrachtete er die aufblendenden Diagramme.
"Was soll das denn?", murmelte er vor sich hin. "Das
ist doch...", war noch zu hören und schon war er voll
in seinem Element. Blackwell, der ihm bis jetzt über die
Schulter geschaut hatte, merkte, dass er hier wohl nicht helfen
konnte und kehrte zum Navigationspult zurück.
"Lieutenant
Sherdan, berichten Sie.", erklang plötzlich Commander
Mareedos Stimme. Sherdan schaute sich verwundert um, da er diese
Stimme noch nicht kannte. Er konnte den Commander von seiner Station
aus nicht sehen. Also stand er auf, lief hinunter bis zum Navigationspult
und stand schließlich dem neuen Ersten Offizier der Invisible
gegenüber. Ein Blick an den Kragen... ja, 3 Punkte - also
Commander. "Sir, ich benötige etwas Zeit, um die reinkommenden
Daten auszuwerten. Etwa 10 Minuten. Bisher kann ich überhaupt
nichts daraus schlussfolgern."
Der Commander erhob sich aus dem Kommandosessel. "In Ordnung,
Lieutenant. Informieren Sie mich umgehend, sobald Sie die ersten
Ergebnisse haben. Wie ich aus den Berichten entnehmen konnte,
ist es in dieser Gegend wohl normal, dass nichts normal zu seien
scheint."
Nick musterte unmerklich den Commander. Sie war ihm auf eine ganz
eigene Art sympathisch. Der Commander trat auf ihn zu, lächelte
und streckte ihm die Hand entgegen. "Übrigens, ich bin
Commander Shiri Mareedo, Lieutenant, der neue Erste Offizier.
Auf eine gute Zusammenarbeit." Sherdan drückte Mareedos
Hand - ein fester Händedruck, der von Herzen kam. Das bestätigte
Sherdans ersten Eindruck vom Mareedo. "Herzlich willkommen
an Bord, Sir", erwiderte Nick und lächelte zurück.
"Ich mache mich sofort an die Arbeit." Der Commander
nickte und Sherdan kehrte zu seiner Station zurück, wo er
sich wieder in die Analyse seltsamen Anzeigen vertiefte.
Computerlogbuch, Protokollmitschnitt
Treezons
blickte dem Captain völlig ruhig in die Augen. "Sie
befinden sich im Irrtum, Captain. Wir würden NIEMALS ein
Lebewesen arrestieren, geschweige dem foltern!
Doch... zu Ihrem Verständnis: Ihr Crewmitglied war nie bei
uns an Bord. Er wurde ein Opfer eines tragischen Zwischenfalls."
Treezon legte eine kurze Pause ein, um dann das Geschehene aufzuklären.
"Wir hatten Beobachtungssonden um den Planeten platziert.
Und zwar in Tarnfeldern. Eine Sonde hatte eine Fehlfunktion. Die
Tarnfelder ermöglichen festen Objekten ein Durchdringen anderer
fester Materie. Das genaue Prinzip spielt hier keine Rolle. Wichtig
ist nur dies: Ihr Schiff kollidierte mit einer defekten Sonde
und bedauerlicherweise wurde ihr Crewmitglied dabei in unsere
Sonde transferiert. Normalerweise werden Fremdkörper bei
solchen Fehlfunktionen in den Subraum abgestrahlt. Für eine
Lebewesen ist dieser Vorgang sehr schmerzhaft. Das wird ihre Emphatin
gespürt haben.
Leider kann ich Ihnen nicht sagen, wo und wann Ihr Crewmitglied
sich nun befindet. Wir haben die betreffende Sonde vernichten
müssen, als wir die Fehlfunktion feststellten. Ich bedaure
diesen Vorfall zutiefst. Wir sind nicht darauf aus, jemandem Schaden
zuzufügen."
"So
könnte man fast meinen wir wären quitt.", resümierte
T'Pau eiskalt. "Ein Kristallwesen von einer irren ehemaligen
Wissenschaftlerin getötet gegen ein Besatzungsmitglied von
Ihrer Sonde vernichtet - denn mehr kann ich nicht erkennen."
Entschlossen zog der Captain die Konsequenzen aus dem bisherigen
Verlauf der Verhöre.
"Treezon, ich will keine Kristallwesen in diesem Universum
haben, da können Sie mir noch so gut erzählen, es gäbe
keine Risiken!
Ich habe vor, ein Sperrgebiet für alle Sternenflottenschiffe
um diesen Planeten zu errichten. Sollte das Wesen allerdings diese
Schutzzone verlassen, so werde ich ihm auf den Fersen sein. Und
wagt es sich auch nur in die Nähe von einer humanoiden Siedlung,
so vernichte ich es! Sie haben es Ihrem Starrsinn und Ihrer Inkooperation
zu verdanken, dass mir nur dieser Schritt übrig bleibt."
T'Pau nahm das Pad und tippt einige Notizen ein. Sie hoffte insgeheim,
den Sicherheitschef mit ihrer kalten Reaktion über den Verlust
von Mac nicht zu schockieren.
Treezon
schien die Ankündigung T'Paus überhaupt nicht anzurühren.
"Nun Captain, versuchen sie es. Letztendlich wird es in...
Völkermord durch Sie und ihresgleichen enden."
K´hard
schlug mit der flachen Hand auf den Tisch und fuhr den Fremden
halb erhoben an: "Ihre Starrköpfigkeit wirkt für
mich wie reiner Selbstzweck. Ich bezweifle inzwischen, dass Sie
befähigt sind, Verhandlungen im Namen der Cappa Uzo mit uns
überhaupt zu führen. Ich glaube es ist besser für
uns, mit offiziellen Abgesandten Ihrer Spezies zu sprechen."
"Ich BIN ein befähigter 'Verhandlungspartner'",
entgegnete Treezon mit Nachdruck und spricht das Wort 'Verhandlungspartner'
mit blitzenden Augen aus, als ob es sich um Abfall handelt.
Der
Sicherheitschef hatte nun die Nase voll, setzte sich wieder, erklärte:
"Jede Ihrer Antworten klingt so, als würden wir gerade
die Vernichtung einer Spezies planen. Ich habe angesichts solcher
Verbohrtheit eigentlich nichts mehr zu sagen." und legte
scheinbar gleichgültig sein Pad zur Seite.
T'Pau
dagegen ließ sich durch solches Verhalten keineswegs entmutigen.
"Und wie anderes soll man es denn nennen, wenn diese Kristalle
sich erneut durch die Siedlungen fressen und ein Lebewesen nach
dem Anderen verschlingen? Es gibt Siedlungen, die die letzte Zuflucht
aussterbender Völker sind. Die müssen ebenfalls mit
ALLEN Mitteln beschützt werden! Außerdem haben Sie
es selbst in der Hand - kooperieren Sie mit uns, dann finden wir
einen Weg!"
In
diesem Moment meldete sich der Kommunikator des Captains. "Mareedo
an Captain T'Pau !"
T'Pau tippte ihren Kommunikator an: "Sprechen Sie, Commander!"
"Captain, entschuldigen Sie die Störung, aber wir empfangen
seltsame Werte vom Planeten. Es scheint, als ob sich dort ein
Energieloch bilden würde, was alle Energien um sich herum
aufsaugt... Und noch etwas: Das Kristallwesen scheint sich räumlich
zu verändern!"
Augenblicklich
reagierte T'Pau.
"Alarmstufe Rot! Kampfbereitschaft!
Legen Sie die Bildübertragung hierher, Commander!"
Sie überlegte kurz. "Sind wir weit genug vom Energiesog
weg? Wenn nicht, dann sofort Abstand vergrößern."
Währenddessen beobachtete Sie den Fremden.
K´hard
befahl den beiden Sicherheitsleuten: "Bringen Sie Mr. Treezon
in die Arrestzelle. 2 zusätzliche Männer zur Arrestzelle.
Ich begebe mich auf die Brücke."
Doch plötzlich bemerkte er, welche Änderung mit Treezon
vor sich ging. Der war plötzlich vollkommen erstarrt und
sein Blick schien in die Unendlichkeit zu gehen.
"Halt! Warten Sie!" befahl er seinen beiden Leuten,
die sich schon in Bewegung gesetzt hatten. "Treezon, können
Sie uns sagen, was hier passiert?"
Die
gesamte Haltung Treezons entspannt sich mit einem Mal und ein
unmerkliches Leuchten ging nun von seinen Augen aus.
"Es ist geschafft. Die Cappa-uzo werden heimkehren können.",
sagte er nur.
Schließlich wandte er sich dem Captain und K´hard
wieder zu. "Nun, jetzt kann ich Ihnen auch näher erklären,
was Sie wissen wollten...
Die Cappa-uzo ist eine sehr alte Rasse, die vor etwa 1400 Jahren
in unsere Galaxis kam. Es war mehr ein Zufall. Ihre eigentliche
Ursprungswelt kreist um ein für Sie unbekanntes Phänomen,
eine Sonne mit einer Strahlung, die in unserer Galaxis bioelektrischen
Signaturen ähnelt. Sie befand sich jedoch in einem Stadium
des Wandels, was dazu führte, dass eine ganze Generation
der Cappa-uzo vernichtet wurde. Also machten sie sich auf die
Suche nach einem Ersatz, denn ohne diese Strahlung, dieser Energie
können sie nicht überleben.
In ihrer eigenen Galaxis fanden sie nichts, was ihrer Sonne ähnelte.
Doch in unserer. Viele dieser Wesen starben auf ihrer Suche. Doch
unser Volk wurde auf sie aufmerksam. Es gelang uns, uns mit ihnen
zu verständigen und boten ihnen Hilfe an. Sie nahmen dankbar
an. So züchteten wir eine neue Generation, die auch durch
andere Energien überleben kann. Sie, Captain, befinden sich
hier sozusagen genau in der Brutkammer dieser neuen Wesen. Mit
unserer Hilfe können die Cappa-uzo nun auch die meisten Energien
ihrer eigenen Galaxie als Nahrungsquelle nutzen."
Der Stolz und die Freude, die Erleichterung über das Gelingen
des Projekts war Treezon deutlich anzumerken als er lächelnd
vor sich hinschaute.
Doch dann hob er wieder den Blick. "Die Kristallwesen, denen
Sie damals begegnet sind, gehören noch zu den Pionieren,
die damals ihre Heimatwelt verließen. Es sind nur noch sehr
wenige. Doch die jetzt Geborenen stellen keinerlei Gefahr mehr
für die Völker unserer Galaxis dar. Sie werden nun ihre
Heimreise antreten."
Mit
diesen Worten erhob sich Treezon und seine Gestalt begann, sich
plötzlich zu verändern. Seine humanoide Form löste
sich auf und machte einem durchscheinendem Bild platz.
"Sie hätten mich nie gefangen halten können, wenn
ich es nicht gewollt hätte, Captain. Doch es war mir wichtig,
den Prozess der Geburt der neuen Cappa-uzo ungestört zu lassen.
Verzeihen Sie mir.
Meine Aufgabe ist nun erfüllt. Und... auch Ihre Art wird
uns sicher noch lange beschäftigen. Sie sind es auf jeden
Fall wert. Die Gespräche mit Ihnen und auch die Erklärung
ihre Prinzipien, die sie mir auf dem Pad in die Arrestzelle haben
bringen lassen, die haben mich davon überzeugt."
Treezon fuhr mit seiner Erklärung fort. "Unterschätzen
sie nicht die Moral unseres Volkes. Wir haben viel gegeben, um
Leben zu erhalten. So auch dieses Mal. Ein Teil unseres Volkes
wird in die Cappa-uzo einfließen und damit auch unser Wissen.
Auch das Wissen, welches wir durch den Kontakt zu Ihnen erfahren
haben.
Captain, vielleicht werden Sie nun verstehen, warum die Cappa-uzo
keine Gefahr mehr für Sie darstellen werden. Ein Cappa-uzo
kennt Sie nun. Durch uns. Und ein Cappa-uzo wird Sie verstehen
und als Leben respektieren."
Eine kurze Pause entstand. Der Körper Treezons löste
sich immer weiter auf und seine Worte schienen von überall
im Raum zu kommen. "Wir danken Ihnen."
Mit
den letzten Worten zerstob Treezon in viele kleine Energiewirbel
die sich anschließend konzentrierten, als Strahl in Richtung
Planeten die Wand des Verhörraumes durchdrangen und schließlich
verschwanden.
T'Pau
war vor den Bildschirm getreten, auf dem übergroß der
Planet zu sehen war. Doch sie schaute in den Raum. "Nun,
Lt. K´hard, ich denke wir sollten uns die... 'Geburt' dieser
neuen Cappa-uzo näher betrachten und aufzeichnen, sonst wird
Starfleet Command nicht glauben was passiert ist."
K´hards
Blick war den verschwindenden Energiewirbeln gefolgt.
"K´hard an Brücke - können Sie die Signatur
von Mr. Treezon noch irgendwo auf dem Schiff feststellen?"
"Nein, leider nicht, Sir!"
K´hard nickte, als ob er genau das erwartet hatte, und stimmte
schließlich dem Captain zu. "Eye Captain, rasch zur
Brücke." Die beiden Bewacher Treezons beorderte er wieder
zurück auf ihre ursprünglichen Stationen.
Noch beim Verlassen des Verhörraumes erließ er weitere
Anweisungen. "K´hard an Sicherheit! Das ganze Schiff
weiterhin nach Eindringlingen scannen."
Auf
dem Weg zur Brücke teilte T'Pau dem Sicherheitschef ihre
Überlegungen mit.
"Wenn diese Wesen wirklich unser Universum verlassen, so
wären wir die nächste große Gefahr los. Nun, ich
meine, es hat sich gelohnt, auch wenn ich die Verluste bedaure!"
"Ich gebe Ihnen Recht Captain", stimmte K´hard
zu, "Allerdings bin ich froh, dass die Uneinsichtigkeit Treezons
wohl nur aufgesetzt war. Eine Verhandlung schien unmöglich."
Der Captain musterte K´hard von der Seite. "Manchmal
kann man mit der entsprechenden Disziplin und Ausdauer auch das
scheinbar Unmögliche versuchen und erreichen, Lieutenant.
Und genau deswegen dienen wir auf DIESEM Schiff."