33. Verhör des Fremden: Die Auflösung
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Logbucheintrag, Lieutenant Blackwell

Nach seiner Schicht begab sich Blackwell ins Casino, um sich mal etwas auszuspannen. Er hatte gehört, dass der neue Commander an Board war, doch bis zu seinem Schichtende hatte sie die Brücke kurz durchquert und war sofort im Bereitschaftsraum des Captains verschwunden.

Nun fand er sie im Casino vor und darum wollte er sich ihr gleich persönlich vorstellen. Auf dem Weg zu ihr bemerkte er gedanklich, dass sie ganz nett aussah und hoffentlich nicht zu streng mit ihm umgehen würde, wenn er mal einen kleinen Fehler machte.

"Commander Mareedo? Ich bin Lieutenant Blackwell, der Navigator. Ich möchte sie herzlich auf der Invisible begrüßen und hoffe auf gute Zusammenarbeit.", stellte Blackwell sich vor. Mareedo hob den Kopf und blickte Blackwell musternd an. "Ich danke ihnen Lieutenant und ich hoffe auch auf eine gute Zusammenarbeit mit ihnen. Bitte setzen sie sich doch."

Blackwell nahm Platz und sah den Commander abwartend an. "Ich habe mich gerade mit ihrer Akte beschäftigt und bin überrascht, dass man sie hier auf das Schiff versetzt hat." kam sie gleich zur Sache. Blackwell schmunzelte: "Wenn sie damit auf meine Vergangenheit anspielen, dann habe ich mich das auch schon gefragt. Doch ich habe mich geändert und trage meine Schuld mit jedem Tag weiter ab... zumindest hoffe ich das." "Jeder hat Fehler in seiner Vergangenheit gemacht und versucht sie nicht zu wiederholen. Ich habe auch die Einsatzberichte gelesen und dort hält man große Stücke auf sie. Wenn sie so weitermachen, interessiert mich ihre Vergangenheit nicht.", erwiderte Mareedo.

Nickend hob Blackwell sein Glas: "Dann werde ich mir große Mühe geben und sie nicht enttäuschen." Mareedo erwiderte den Tost: "Schön und ich hoffe, sie werden mir helfen, mich hier schnellstens zurecht zu finden." "Das werde ich gerne machen, aber nun müssen sie mich entschuldigen. ich möchte noch etwas schlafen, bevor es wieder auf die Brücke geht." Blackwell erhob sich und wollte sich gerade entfernen, als der Kommunikator piepte: "Commander Mareedo und Lieutenant Blackwell. Melden sie sich auf der Brücke." "Sind auf dem Weg.", erwiderte Blackwell. "Tja, soviel zu meiner Freizeit."

Mareedo und Blackwell verließen das Casino und begaben sich zum nächsten Turbolift, um die Brücke aufzusuchen.


Logbucheintrag, Commander Mareedo

Als die beiden im Turbolift standen überlegte Shiri worum es sich handeln konnte. Sie hatte die Missionsberichte gelesen und die etwas verzwickte Lage sofort erkannt.
Der Captain befand sich gerade beim zweiten Verhör des Gefangenen. Vielleicht brachte dies ja etwas mehr Klarheit.
Aber warum hatte man sie auf die Brücke gerufen? Möglicherweise spitzte sich ja die Lage auf dem Planeten zu.


Computerlogbuch, Protokollmitschnitt

Zwischen 2 Sicherheitsleuten wird Treezon in den Verhörraum geführt, wo Lt. K´hard schon wartet. Die Sicherheitsleute drücken Treezon auf den für ihn bestimmten Stuhl und stellen sich hinter ihm auf. Kurz darauf betritt der Captain den Verhörraum. Als sie auf dem Weg zu ihrem Platz Treezon prüfend anschaut, bemerkt sie nur, dass dieser völlig in sich gekehrt die Wand anstarrt.
Lt. K´hard nickt dem Captain grüßend zu: "Captain!" T'Pau wendet sich nun auch dem Lieutenant zu. "Mr. K´hard", antwortete sie ebenfalls mit einem leichten Nicken.

K´hard wendet sich nun endlich auch dem Gefangenen zu: "Ich hoffe, man behandelt Sie gut im Arrest."
Doch darauf reagierte Treezon nicht. Entweder wertete er K´hards Worte nicht als Frage oder befand sie für zu unwichtig, um zu antworten. Treezon schien sich seit dem ersten Verhör um keinen Deut geändert zu haben, obwohl er doch inzwischen eine ganze Menge Informationen bekommen hatte, woraus hervorging, dass die Föderation für ihn keineswegs als feindlich eingestuft werden muss. K´hard verstand die Verschlossenheit des Fremden nicht, die eher einer völligen Ablehnung gleichkam.

T'Pau vergeudete keine Zeit und kam sofort auf das für sie wichtigste Thema.
"Treezon, in den Logbüchern der Enterprise wurde beschrieben, dass das kristalline Wesen die Siedlungen von Menschen, oder menschenähnlicher Wesen ohne Vorwarnung angriff und vernichtete. Wäre das auch diesmal zu erwarten, oder ist das Wesen irgendwie anders zufrieden zu stellen?"

Treezon gab seine Köperhaltung nicht auf. Nur sein Mund bewegte sich, als er antwortete:
"Wir sind hier weitab jeglicher menschlichen oder anderer Zivilisation. Es besteht für niemanden Gefahr. Jedenfalls nicht, solange niemand in dieses Gebiet eindringt. Aber als Forscher werden Sie sich des Risikos von Neulanderschließungen gewiss bewusst sein."

T'Pau ließ sich jedoch nicht so einfach abspeisen.
"Soweit ich weiß ist so ein Weltraumkristall recht schnell. Wer könnte es hindern sich den nächsten Siedlungen zuzuwenden?", wollte sie wissen.
Alles was sie als Antwort bekam, war ein monoton gesprochenes "Wie gesagt, es besteht keine Gefahr."

Nun versuchte K´hard, Treezon ein wenig zu reizen. Es juckte ihn, dass der Gefangene scheinbar nichts an sich herankommen ließ.
"Das Risiko bei unseren Erforschungen tragen wir selbst, weil wir uns in ungekannte Regionen vorwagen, nicht die Bewohner dieses sogenannten 'Neulands'.
Ich komme immer mehr zum Schluss, dass Ihre Spezies sehr selbstgefällig ist. Seit wievielen Jahrtausenden leben Sie denn immer so... unauffällig... unter anderen, wie Sie zuletzt betonten?"
"Gute Frage", stimmte der Captain zu.

Treezon überging wieder die Provokation, die in K´hards Frage steckte. "Unsere Art ist schon sehr alt. Wir leben nahe dem Zentrum der Galaxie. Unsere Geschichte lässt sich ca. anderthalb Millionen Jahre zurückverfolgen."

Ohne jede Regung, die erkennen ließ, ob sie dieser Zeitraum überraschte oder nicht, knüpfte T'Pau an K´hards vorangegangener Erklärung an. "Treezon, Risken haben wir immer wieder zu bestehen, zu überwinden oder daran zu scheitern. Aber ich sagte Ihnen schon einmal, dass wir eine Schutzzone erstellen könnten - so wir der Meinung sind, dass es ein positives Resultat zur Folge hat."
"Schutzzonen?" Ein Anflug von Heiterkeit zeichnete sich auf Treezons Gesicht ab. "Schutzzonen? Sie meinen, dass sich die Cappa-uzo an Schutzzonen halten, nur weil Sie es so festlegen? Wer gibt ihnen das Recht, die Bewegungsfreiheit von fremden Wesen zu beschränken?!"
Mit einem Kopfschütteln erwiderte der Sicherheitschef: "Sie sind sich über den Ausdruck 'Schutzzone' scheinbar nicht im Klaren. Damit ist kein Gefängnis für sie gemeint. Sondern ein von beiden Seit ausverhandeltes Gebiet!"
"Richtig!" warf T'Pau ein. "Nicht die Cappa-uzo, sondern die anderen Forscher sollen beschränkt werden."

"Oh, ich verstehe Sie nur zu gut!" Treezon schien tatsächlich so etwas wie Ärger durchblicken zu lassen. "Natürlich versuchen Sie, Grenzen zu ziehen. Das liegt in Ihrem Naturell, alles zu ordnen. Nur, die Cappa-uzo sind Weltraumnomaden. Sie leben ÜBERALL im Weltraum. Sie könnten anders nicht überleben! Die Freiheit, sich überall hinbegeben zu können sichert allein ihren Fortbestand. Setzen Sie Grenzen und sie werden zu Grunde gehen!"
"Können Sie das wirklich wissen?", hakte K´hard nach, "Wo Sie doch seit eineinhalb Millionen Jahren nicht sesshaft sind? Hat es überhaupt Versuche in diese Richtung gegeben? Oder halten Sie seit Jahrtausenden an einer Tradition fest, deren Richtigkeit ganz einfach nicht mehr hinterfragt wird? Gibt es für Sie keine Aussicht mehr auf Weiterendwicklung?" Der Ärger des Lieutenants wuchs langsam aber sicher immer mehr.
Mit bestechender Logik fügte der Captain hinzu: "Einerseits sagen Sie, es besteht keine Gefahr für die menschlichen Siedlungen, andererseits sagen Sie man kann den Cappa-uzo keine Grenzen setzen, das passt nicht so recht zusammen."

"Mr. K´hard, es handelt sich nicht um eine Tradition", erklärte Treezon, "sondern um ein BEDÜRFNIS unsererseits. Unsere Tradition ist es, das Gleichgewicht der Kräfte im Universum, die von Intelligenz gestört wird, wieder herzustellen. Unser Bedürfnis dagegen ist es, ein höheres Verständnis zum Zusammenwirken der 'Dinge' zu erlangen."
K´hard schüttelte fast resignierend den Kopf und starrte verzweifelt sein Padd an. Er konnte es schon bald nicht mehr hören und die beharrliche Starrköpfigkeit des Fremden war schier zum verzweifeln.
Doch Treezon fuhr trotzdem unerbittlich fort: "Unsere selbstgestellte Aufgabe, bedrohten Arten zu helfen, sie zu erforschen und zu verstehen, das ist nur eine Methode, die unseren Bedürfnissen entgegenkommt.
Und, Captain, ich betone es noch mal", wandte sich Treezon an T'Pau, "Glauben Sie mir - ich WEISS, dass die Cappa-uzo keine Bedrohung für sie sein werden!"

"Ich soll Ihnen einfach so glauben, dass die Cappa-Uzo keine Bedrohung für uns sind - ebenso wenig wie Sie und ihre Art? Das sagt mir gar nichts!", lehnte T'Pau die Beteuerung Treezons ab. Sie konnte ohne Sicherheit nicht solch ein Risiko eingehen und den Fremden sowie den Cappa-uzo einfach freie Hand lassen. Dazu sprachen zu viele der letzen Erlebnisse dagegen.
Sie zog eine Augenbraue hoch, als sie Treezon mit gefühlloser, ja kalter Stimme damit konfrontierte: "Sie entführten ein Besatzungsmitglied meines Schiffes und mein Counsellor nahm kurz vor seinem Ende Empathischen Kontakt mit ihm auf. Sie konnte mitfühlen, wie Sie ihn zu Tode folterten und da sagen Sie, ich solle Ihnen glauben?" Ihre letzten Worte hatten fast den Anflug von Ironie.


Logbucheintrag, Lt. Sherdan

Der Turbolift stoppte und die Türen glitten zischen auseinander. Zügig betrat Sherdan die Brücke. Das heißt... er wollte die Brücke betreten. Doch entgegen seiner Bestrebungen näherte sich sein Gesicht nur behände dem Fußboden der Brücke, bis ein dumpfer Schlag dessen Ankunft signalisierte. Für einen kurzen Moment blieb Sherdan die Luft weg. Ächzend versuchte Nick, sich zu erheben. Ein paar Schuhe gerieten in sein Gesichtsfeld. Er folgte mit den Augen den dazugehörigen Beinen aufwärts, bis er Blackwells grinsendes Gesicht erkannte. Der tippte sich nur an seine Brust und verkündete: "Dr. Somak auf die Brücke - wir haben hier einen Not-Fall!" und zu Sherdan: "Sie hätten die Brücke wirklich nicht zu stürmen brauchen." Langsam legte sich Sherdans Benommenheit von der unfreiwilligen Bekanntschaft mit dem Boden. "Seien Sie froh, dass ich nicht gleich den Phaser gezogen habe, Lieutenant", erwiderte er. "Und übrigens", füge er hinzu, als Blackwell ihm aufhalf, "Ihr Kommunikator schmückt ihre linke Brusthälfte - und nicht die rechte." Er erhob sich und schaute zurück zum Turbolift, dessen Tür sich soeben wieder schloss. Gerade noch erkannte er, dass sich der Boden des Lifts etwa 8 bis 10 Zentimeter unterhalb des Brückenbodens befand. "Verdammt, es wird wirklich Zeit, dass wir einen Ersatz für Mac bekommen. Das Schiff scheint wohl eine feste Hand zu brauchen." Blackwell nickte. "Wir haben bereits mehrere seltsame Fehlfunktionen gemeldet bekommen. Deswegen habe ich Sie auch auf die Brücke kommen lassen. Es scheint da eventuell einen Zusammenhang zu geben."

Sherdan ging zu seiner Station, setzte sich und rief ein Analyseprogramm auf. Mit gerunzelter Stirn betrachtete er die aufblendenden Diagramme. "Was soll das denn?", murmelte er vor sich hin. "Das ist doch...", war noch zu hören und schon war er voll in seinem Element. Blackwell, der ihm bis jetzt über die Schulter geschaut hatte, merkte, dass er hier wohl nicht helfen konnte und kehrte zum Navigationspult zurück.

"Lieutenant Sherdan, berichten Sie.", erklang plötzlich Commander Mareedos Stimme. Sherdan schaute sich verwundert um, da er diese Stimme noch nicht kannte. Er konnte den Commander von seiner Station aus nicht sehen. Also stand er auf, lief hinunter bis zum Navigationspult und stand schließlich dem neuen Ersten Offizier der Invisible gegenüber. Ein Blick an den Kragen... ja, 3 Punkte - also Commander. "Sir, ich benötige etwas Zeit, um die reinkommenden Daten auszuwerten. Etwa 10 Minuten. Bisher kann ich überhaupt nichts daraus schlussfolgern."
Der Commander erhob sich aus dem Kommandosessel. "In Ordnung, Lieutenant. Informieren Sie mich umgehend, sobald Sie die ersten Ergebnisse haben. Wie ich aus den Berichten entnehmen konnte, ist es in dieser Gegend wohl normal, dass nichts normal zu seien scheint."
Nick musterte unmerklich den Commander. Sie war ihm auf eine ganz eigene Art sympathisch. Der Commander trat auf ihn zu, lächelte und streckte ihm die Hand entgegen. "Übrigens, ich bin Commander Shiri Mareedo, Lieutenant, der neue Erste Offizier. Auf eine gute Zusammenarbeit." Sherdan drückte Mareedos Hand - ein fester Händedruck, der von Herzen kam. Das bestätigte Sherdans ersten Eindruck vom Mareedo. "Herzlich willkommen an Bord, Sir", erwiderte Nick und lächelte zurück. "Ich mache mich sofort an die Arbeit." Der Commander nickte und Sherdan kehrte zu seiner Station zurück, wo er sich wieder in die Analyse seltsamen Anzeigen vertiefte.


Computerlogbuch, Protokollmitschnitt

Treezons blickte dem Captain völlig ruhig in die Augen. "Sie befinden sich im Irrtum, Captain. Wir würden NIEMALS ein Lebewesen arrestieren, geschweige dem foltern!
Doch... zu Ihrem Verständnis: Ihr Crewmitglied war nie bei uns an Bord. Er wurde ein Opfer eines tragischen Zwischenfalls."
Treezon legte eine kurze Pause ein, um dann das Geschehene aufzuklären.
"Wir hatten Beobachtungssonden um den Planeten platziert. Und zwar in Tarnfeldern. Eine Sonde hatte eine Fehlfunktion. Die Tarnfelder ermöglichen festen Objekten ein Durchdringen anderer fester Materie. Das genaue Prinzip spielt hier keine Rolle. Wichtig ist nur dies: Ihr Schiff kollidierte mit einer defekten Sonde und bedauerlicherweise wurde ihr Crewmitglied dabei in unsere Sonde transferiert. Normalerweise werden Fremdkörper bei solchen Fehlfunktionen in den Subraum abgestrahlt. Für eine Lebewesen ist dieser Vorgang sehr schmerzhaft. Das wird ihre Emphatin gespürt haben.
Leider kann ich Ihnen nicht sagen, wo und wann Ihr Crewmitglied sich nun befindet. Wir haben die betreffende Sonde vernichten müssen, als wir die Fehlfunktion feststellten. Ich bedaure diesen Vorfall zutiefst. Wir sind nicht darauf aus, jemandem Schaden zuzufügen."

"So könnte man fast meinen wir wären quitt.", resümierte T'Pau eiskalt. "Ein Kristallwesen von einer irren ehemaligen Wissenschaftlerin getötet gegen ein Besatzungsmitglied von Ihrer Sonde vernichtet - denn mehr kann ich nicht erkennen."
Entschlossen zog der Captain die Konsequenzen aus dem bisherigen Verlauf der Verhöre.
"Treezon, ich will keine Kristallwesen in diesem Universum haben, da können Sie mir noch so gut erzählen, es gäbe keine Risiken!
Ich habe vor, ein Sperrgebiet für alle Sternenflottenschiffe um diesen Planeten zu errichten. Sollte das Wesen allerdings diese Schutzzone verlassen, so werde ich ihm auf den Fersen sein. Und wagt es sich auch nur in die Nähe von einer humanoiden Siedlung, so vernichte ich es! Sie haben es Ihrem Starrsinn und Ihrer Inkooperation zu verdanken, dass mir nur dieser Schritt übrig bleibt."
T'Pau nahm das Pad und tippt einige Notizen ein. Sie hoffte insgeheim, den Sicherheitschef mit ihrer kalten Reaktion über den Verlust von Mac nicht zu schockieren.

Treezon schien die Ankündigung T'Paus überhaupt nicht anzurühren.
"Nun Captain, versuchen sie es. Letztendlich wird es in... Völkermord durch Sie und ihresgleichen enden."

K´hard schlug mit der flachen Hand auf den Tisch und fuhr den Fremden halb erhoben an: "Ihre Starrköpfigkeit wirkt für mich wie reiner Selbstzweck. Ich bezweifle inzwischen, dass Sie befähigt sind, Verhandlungen im Namen der Cappa Uzo mit uns überhaupt zu führen. Ich glaube es ist besser für uns, mit offiziellen Abgesandten Ihrer Spezies zu sprechen."
"Ich BIN ein befähigter 'Verhandlungspartner'", entgegnete Treezon mit Nachdruck und spricht das Wort 'Verhandlungspartner' mit blitzenden Augen aus, als ob es sich um Abfall handelt.

Der Sicherheitschef hatte nun die Nase voll, setzte sich wieder, erklärte: "Jede Ihrer Antworten klingt so, als würden wir gerade die Vernichtung einer Spezies planen. Ich habe angesichts solcher Verbohrtheit eigentlich nichts mehr zu sagen." und legte scheinbar gleichgültig sein Pad zur Seite.

T'Pau dagegen ließ sich durch solches Verhalten keineswegs entmutigen. "Und wie anderes soll man es denn nennen, wenn diese Kristalle sich erneut durch die Siedlungen fressen und ein Lebewesen nach dem Anderen verschlingen? Es gibt Siedlungen, die die letzte Zuflucht aussterbender Völker sind. Die müssen ebenfalls mit ALLEN Mitteln beschützt werden! Außerdem haben Sie es selbst in der Hand - kooperieren Sie mit uns, dann finden wir einen Weg!"

In diesem Moment meldete sich der Kommunikator des Captains. "Mareedo an Captain T'Pau !"
T'Pau tippte ihren Kommunikator an: "Sprechen Sie, Commander!"
"Captain, entschuldigen Sie die Störung, aber wir empfangen seltsame Werte vom Planeten. Es scheint, als ob sich dort ein Energieloch bilden würde, was alle Energien um sich herum aufsaugt... Und noch etwas: Das Kristallwesen scheint sich räumlich zu verändern!"

Augenblicklich reagierte T'Pau.
"Alarmstufe Rot! Kampfbereitschaft!
Legen Sie die Bildübertragung hierher, Commander!"
Sie überlegte kurz. "Sind wir weit genug vom Energiesog weg? Wenn nicht, dann sofort Abstand vergrößern."
Währenddessen beobachtete Sie den Fremden.

K´hard befahl den beiden Sicherheitsleuten: "Bringen Sie Mr. Treezon in die Arrestzelle. 2 zusätzliche Männer zur Arrestzelle. Ich begebe mich auf die Brücke."
Doch plötzlich bemerkte er, welche Änderung mit Treezon vor sich ging. Der war plötzlich vollkommen erstarrt und sein Blick schien in die Unendlichkeit zu gehen.
"Halt! Warten Sie!" befahl er seinen beiden Leuten, die sich schon in Bewegung gesetzt hatten. "Treezon, können Sie uns sagen, was hier passiert?"

Die gesamte Haltung Treezons entspannt sich mit einem Mal und ein unmerkliches Leuchten ging nun von seinen Augen aus.
"Es ist geschafft. Die Cappa-uzo werden heimkehren können.", sagte er nur.
Schließlich wandte er sich dem Captain und K´hard wieder zu. "Nun, jetzt kann ich Ihnen auch näher erklären, was Sie wissen wollten...
Die Cappa-uzo ist eine sehr alte Rasse, die vor etwa 1400 Jahren in unsere Galaxis kam. Es war mehr ein Zufall. Ihre eigentliche Ursprungswelt kreist um ein für Sie unbekanntes Phänomen, eine Sonne mit einer Strahlung, die in unserer Galaxis bioelektrischen Signaturen ähnelt. Sie befand sich jedoch in einem Stadium des Wandels, was dazu führte, dass eine ganze Generation der Cappa-uzo vernichtet wurde. Also machten sie sich auf die Suche nach einem Ersatz, denn ohne diese Strahlung, dieser Energie können sie nicht überleben.
In ihrer eigenen Galaxis fanden sie nichts, was ihrer Sonne ähnelte. Doch in unserer. Viele dieser Wesen starben auf ihrer Suche. Doch unser Volk wurde auf sie aufmerksam. Es gelang uns, uns mit ihnen zu verständigen und boten ihnen Hilfe an. Sie nahmen dankbar an. So züchteten wir eine neue Generation, die auch durch andere Energien überleben kann. Sie, Captain, befinden sich hier sozusagen genau in der Brutkammer dieser neuen Wesen. Mit unserer Hilfe können die Cappa-uzo nun auch die meisten Energien ihrer eigenen Galaxie als Nahrungsquelle nutzen."
Der Stolz und die Freude, die Erleichterung über das Gelingen des Projekts war Treezon deutlich anzumerken als er lächelnd vor sich hinschaute.
Doch dann hob er wieder den Blick. "Die Kristallwesen, denen Sie damals begegnet sind, gehören noch zu den Pionieren, die damals ihre Heimatwelt verließen. Es sind nur noch sehr wenige. Doch die jetzt Geborenen stellen keinerlei Gefahr mehr für die Völker unserer Galaxis dar. Sie werden nun ihre Heimreise antreten."

Mit diesen Worten erhob sich Treezon und seine Gestalt begann, sich plötzlich zu verändern. Seine humanoide Form löste sich auf und machte einem durchscheinendem Bild platz.
"Sie hätten mich nie gefangen halten können, wenn ich es nicht gewollt hätte, Captain. Doch es war mir wichtig, den Prozess der Geburt der neuen Cappa-uzo ungestört zu lassen. Verzeihen Sie mir.
Meine Aufgabe ist nun erfüllt. Und... auch Ihre Art wird uns sicher noch lange beschäftigen. Sie sind es auf jeden Fall wert. Die Gespräche mit Ihnen und auch die Erklärung ihre Prinzipien, die sie mir auf dem Pad in die Arrestzelle haben bringen lassen, die haben mich davon überzeugt."
Treezon fuhr mit seiner Erklärung fort. "Unterschätzen sie nicht die Moral unseres Volkes. Wir haben viel gegeben, um Leben zu erhalten. So auch dieses Mal. Ein Teil unseres Volkes wird in die Cappa-uzo einfließen und damit auch unser Wissen. Auch das Wissen, welches wir durch den Kontakt zu Ihnen erfahren haben.
Captain, vielleicht werden Sie nun verstehen, warum die Cappa-uzo keine Gefahr mehr für Sie darstellen werden. Ein Cappa-uzo kennt Sie nun. Durch uns. Und ein Cappa-uzo wird Sie verstehen und als Leben respektieren."
Eine kurze Pause entstand. Der Körper Treezons löste sich immer weiter auf und seine Worte schienen von überall im Raum zu kommen. "Wir danken Ihnen."

Mit den letzten Worten zerstob Treezon in viele kleine Energiewirbel die sich anschließend konzentrierten, als Strahl in Richtung Planeten die Wand des Verhörraumes durchdrangen und schließlich verschwanden.

T'Pau war vor den Bildschirm getreten, auf dem übergroß der Planet zu sehen war. Doch sie schaute in den Raum. "Nun, Lt. K´hard, ich denke wir sollten uns die... 'Geburt' dieser neuen Cappa-uzo näher betrachten und aufzeichnen, sonst wird Starfleet Command nicht glauben was passiert ist."

K´hards Blick war den verschwindenden Energiewirbeln gefolgt.
"K´hard an Brücke - können Sie die Signatur von Mr. Treezon noch irgendwo auf dem Schiff feststellen?"
"Nein, leider nicht, Sir!"
K´hard nickte, als ob er genau das erwartet hatte, und stimmte schließlich dem Captain zu. "Eye Captain, rasch zur Brücke." Die beiden Bewacher Treezons beorderte er wieder zurück auf ihre ursprünglichen Stationen.
Noch beim Verlassen des Verhörraumes erließ er weitere Anweisungen. "K´hard an Sicherheit! Das ganze Schiff weiterhin nach Eindringlingen scannen."

Auf dem Weg zur Brücke teilte T'Pau dem Sicherheitschef ihre Überlegungen mit.
"Wenn diese Wesen wirklich unser Universum verlassen, so wären wir die nächste große Gefahr los. Nun, ich meine, es hat sich gelohnt, auch wenn ich die Verluste bedaure!"
"Ich gebe Ihnen Recht Captain", stimmte K´hard zu, "Allerdings bin ich froh, dass die Uneinsichtigkeit Treezons wohl nur aufgesetzt war. Eine Verhandlung schien unmöglich."
Der Captain musterte K´hard von der Seite. "Manchmal kann man mit der entsprechenden Disziplin und Ausdauer auch das scheinbar Unmögliche versuchen und erreichen, Lieutenant. Und genau deswegen dienen wir auf DIESEM Schiff."

 

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