23. Das Holo-Manöver, Teil 2
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Logbuch Lieutenant Bull

„Wir durchbrechen gleich die Schilde der Invisible", bemerkte der Navigator.
„Zwo, eins... Durchbruch!"
„Feuer!", kam der Befehl von Corbug prompt. Wiederum blitzte es am Bug des Shuttles und ein Phaserstrahl raste Richtung Hangartore der Invisible, welche jetzt in viele kleine Einzelteile zerbarsten. Der Sensorenfähnrich kam wieder zu Wort: „Landung in drei, zwei, eins... Kontakt!" Es ruckelte sehr heftig, als das Shuttle aufsetzte und Corbug überlegte sich welche Taktik er im Bodenkampf einsetzen würde. Er überlegte sich, dass er nicht so klingonisch vorgehen durfte, da er ja keine Klingonen, sondern Menschen unter sich hatte. Deswegen wollte er auch etwas vorsichtiger vorgehen als er gewohnt war.

Inzwischen hatten sich zwei Sicherheitskräfte der Invisible hinter einem anderen Shuttle, das ebenfalls im Hangar stand, und hinter einigen Verladekisten auf der gegenüberliegenden Seite in Deckung gebracht und zielten auf den Ausgang das Shuttle des Angreifers.
„Drei Sicherheitskräfte der Invisible in Deckung gegangen", sagte der Fähnrich an den Sensoren.
„Wo!?", fragte Corbug etwas sauer.
„Zwei hinter dem Shuttle an Backbord und einer hinter den Verladekisten an Steuerbord."
„Wir lenken sie ab und stürmen in Zweiertrupps raus. Aufstellen!"
Bull öffnete die Tür und es kamen schon die ersten Schüsse von der Seite auf sie zu, rauschten aber vorbei. Er zeigte auf einige Verladekisten, die etwa fünf bis acht Meter vom Ausgang des Shuttles entfernt war. „Da rennen wir hin, verstanden?"
„Ja, Sir!"
Corbug nahm seinen Rucksack ab und erntete dadurch einen misstrauischen Blick von Lieutenant K´hard, der ihn fast zum Grinsen gebracht hätte, aber er besann sich noch rechtzeitig seiner Aufgabe. Er schmiss den Rucksack raus und es hagelten Schüsse auf den Rucksack ein. Kurz danach kamen Corbug und ein Fähnrich schiessend aus dem Shuttle gestürmt und gingen hinter den Verladekisten in Deckung.
Beim Rausstürmen hatte Corbug mehr oder weniger versehentlich einen der beiden Sicherheitskräfte, die sich hinter dem Shuttle in Deckung gebracht hatten, getroffen.

Als sie in Sicherheit waren, gab Bull den nächsten beiden ein Zeichen. Er zählte mit seinen Fingern von drei runter. Bei Eins rief er plötzlich: „Sperrfeuer!" Der Fähnrich, der mit Bull aus dem Shuttle gerannt war, fing an, auf die beiden Stellungen zu feuern. Bull gab jetzt den beiden im Shuttle das Zeichen, dass sie rausrennen sollten. Als die beiden schiessend aus dem Shuttle gestürmt kamen, fing auch Corbug an, auf die beiden Stellungen zu feuern. Die beiden Fähnriche stürzten auf die rettende Deckung zu und der eine konnte sich noch gerade so mit einem Hechtsprung in Sicherheit bringen. Als sich die beiden gefasst hatten, fingen sie auch an, auf die feindlichen Stellungen zu schießen.
Die vier hörten einen Schmerzensschrei und wussten, dass wieder einer außer Gefecht gesetzt worden ist. Scheinbar wurde der Feind hinter den Verladekisten getroffen, denn aus dieser Richtung kamen keine Schüsse mehr. Die Steuerbordseite war jetzt also frei und man konnte sich hinter dem Shuttle in Sicherheit bringen. Das taten die beiden übrigen auch und während sie aus dem Shuttle stürmten, schossen auch sie auf die Verteidiger. Bull zeigte ihnen, dass sie von beiden Seiten aus schießen sollten. Gleichzeitig sagte er zu den Fähnrichen, die bei ihm waren: „Verteilt euch."
Als alle in Position gegangen waren, feuerten sie aus allen Rohren. Die Schüsse hagelten so stark auf das Verteidigende Shuttle nieder, dass es, wenn es kein Hologramm gewesen wäre, nicht so schnell hätte wieder starten können. „Feuer einstellen!", rief Corbug, als er merkte, dass sich hinter dem Shuttle nichts mehr bewegte.

„Fähnrich, geben Sie mir bitte ihren Tricorder.", sagte er mit erstaunlicher Ruhe zu dem Fähnrich, der sich vorher mit dem Hechtsprung in Deckung gebracht hatte. Corbug benutzte den Tricorder, um sicherzustellen, dass auch alle außer Gefecht gesetzt worden waren.
„Die Shuttlerampe ist frei!", rief er seinen Leuten zu, die darauf aus ihrer Deckung kamen.
„Die Shuttlerampe sichern!", befahl Bull, als er auf seinen vorhin rausgeworfenen Rucksack zuging. Er hob den Rucksack auf und durchwühlte die Überreste. „Ist ja fast noch alles heile", wunderte er sich.
Corbug sah seinen Männern zu, wie sie die Shuttlerampen durchsuchten. Er selbst ging zum Shuttle um sich einen Ersatzrucksack zu hohlen, denn den, den er rausgeworfen hatte, konnte man nicht mehr auf den Rücken schnallen.

Als er im Shuttle war, hörte er eine Tür die geöffnet wurde und einen seiner Leute rufen: „In Deckung!" Corbug schnappte sich sein Gewehr und zielte aus dem Shuttle heraus auf die Tür. Er sah einen Techniker der Invisible, durch die Tür gehen. Er hatte die Hände oben und sagte dann: „Ich bin auf Ihrer Seite."
„Machen Sie die Tür zu!", brüllte Bull zu ihm rüber. Der Techniker ging zur Tür und drückte einige Knöpfe, worauf sich die Tür schloss.
Corbug ging mit vorgehaltener Waffe auf den Techniker zu. Er winkte einen seiner Leute zu sich und als der bei ihm war sagte Corbug: „Durchsuchen Sie ihn nach Waffen!"
„Er hat keine Waffen bei sich", sagte der Fähnrich nach seiner Durchsuchung.
„Wie sind Sie hierher gekommen? Wurde die Crew denn nicht arrestiert?", fragte Bull den Techniker.
„Die anderen schon, aber ich war gerade in einer Jeffreis-Röhre am Arbeiten und wurde deshalb nicht entdeckt."
„Können Sie mir genaue Angaben über die Feindesstärke geben?"
„Nein, leider nicht."
„Wissen Sie sonst irgendwas, was ich auch wissen sollte?"
„Ich weiß, dass einer im Transporterraum stationiert ist. Er hat ein Phasergewehr."
„Danke, das muss wohl reichen.", sagte Bull etwas enttäuscht. „Sie kommen am besten mit." Er ging mit dem Techniker zum Shuttle.
„Ich werde Ihnen ein Phasergewehr geben. Wenn Sie damit irgendwelchen Mist bauen, werde ich Sie eigenhändig in den Weltraum befördern. Ohne Raumanzug. Außerdem, erwarte ich von Ihnen vollkommenden Gehorsam."
„Jawohl!"
Corbug übergab dem Techniker ein Phasergewehr und sagte dann allen: „Wir gehen jetzt erst mal zum Transporterraum. Danach sehen wir weiter."

Die ganze Gruppe setzte sich in Bewegung.
Auf dem Korridor befahl Bull seinen Leuten noch, dass sie sich in taktischer Formation bewegen sollten. Die taktische Formation war eine Formation, bei der man in Zweierreihen versetzt nebeneinander ging.
„Aufstellen!", kam der Befehl von Corbug leise, als die Gruppe vor dem Transporterraum angekommen war. Die Gruppe stellte sich auf.
„Sie haben ja schon Erfahrungen mit Türen", sagte Corbug mit einem Lächeln zu dem Techniker, „also machen Sie auf mein Zeichen die Tür auf."
„Jawohl!"
Als alle in Position gegangen waren, gab Corbug das Zeichen.
Die Tür schnellte auf, und Corbug sah wie der Mann hinter dem Bedienpult erschrocken sein Phasergewehr, das er auf das Pult gelegt hatte, versehendlich runterschmiss.
„Liegenlassen!", schrie ihn Bull an und ging auf ihn zu. Der Mann blieb wie angewurzelt stehen, als er merkte, dass er keine Chance haben würde.
„Nehmen Sie das Gewehr!", wies Bull einen der Fähnriche an. Doch in diesem Moment schien der Feind es sich anders überlegt zu haben. Er stürzte sich auf das Gewehr und hob es auf, aber er hatte nicht damit gerechnet, dass Bull so schnell war. Corbug fasste sein Gewehr etwas anders an und schlug mit dem Kolben auf den Kopf des Feindes, der dann auch gleich zusammensackte.
„Der dürfte erst mal außer Gefecht sein.", bemerkte Bull.
„Wo gehen wir als nächstes hin?", fragte ein Fähnrich. „Wir werden jetzt den Maschinenraum ausheben und dort eine Art Gefangenenlager einrichten." „Ausheben?", fragte der Techniker verwundert. „Ausheben heißt, dass wir den Maschinenraum einnehmen werden.", erklärte Bull. „Sie beide werden den Bewusstlosen mitnehmen.", wies Bull den Techniker und einen Fähnrich an.
„Also los!", sagte Corbug und ging voran.

Ohne Zwischenfälle kamen sie vor dem Maschinenraum an. „Merkwürdig, haben die uns denn noch nicht bemerkt?", wunderte sich Bull. „Es scheint fast so", sagte der Techniker etwas stöhnend. „Also gut, Aufstellen." Und wiedereinmal stellte sich der Angriffstrupp auf und zielte auf die Tür. Nur Corbug war diesmal an der Tür, um sie aufzumachen. Er zählte mit den Fingern runter.
„Drei, zwei, eins..."
Die Tür glitt auf und es waren vier Sicherheitskräfte zu sehen, von denen zwei dabei waren, irgendetwas an einem Schaltpult einzugeben und zwei mit Phasergewehren, die recht gelangweilt herumstanden. Als sie bemerkten, dass die Tür aufging, war es schon fast zu spät. Einer wurde direkt von einem Phaserstrahl getroffen. Der andere ging noch rechtzeitig in Deckung. Die beiden, die am Eingeben von Daten waren, waren auch erschrocken, als sie bemerkten, dass eine Schießerei im Gange war. Sie schnappten ihre Gewehre und brachten sich im Phaserhagel in Deckung.
„Passt auf den Warpkern auf!", rief Bull
Bull sah auf einmal, wie einer der Verteidiger versuchte, zu einer anderen Deckung zu gelangen. Er zielte auf das Bein des Verteidigers und schoss. Der Mann fiel hin, schmiss sein Gewehr weg und schrie: „Ich bin getroffen!" Kurz danach hörte Bull noch einen Schrei und wusste, dass sich jetzt nur noch einer Verteidigen würde.
„Geben Sie auf, Widerstand ist zwecklos!", rief Bull zu dem letzten Verteidiger rüber.
Als Antwort kamen einige Phasersalven auf die angreifende Truppe zu, von denen allerdings keine einzige ein Ziel traf.
„Schüchtert ihn ein!"
„Sir?", fragte ein Fähnrich „Muss ich euch denn alles erklären? Ich dachte, ihr habt eine militärische Ausbildung genossen!", sagte Bull sauer. „Deckt ihn mit Phaserbeschuss ein, bis er aufgibt oder ich das Feuer einstellen lasse."
„Ihr habt es gehört.", sagte der Fähnrich zu seinen Kameraden.
Nach ungefähr zwei Minuten intensiven Beschusses auf die Deckung des Gegners, schmiss der Verteidiger sein Phasergewehr weg, blieb aber trotzdem hinter der Deckung.
„Feuer einstellen!", befahl Bull wieder. „Geben Sie auf!?", rief Bull zu dem eingeschüchterten Verteidiger rüber.
„Ja, ich gebe auf.", rief dieser darauf zurück.
„Sichern!", befahl Bull seinen Leuten. Die Angreifer stürmten in den Maschinenraum und nahmen die Waffen der Verteidiger an sich. Bull holte ein Stimpack aus seinem neuen Rucksack und ging auf den Verletzten zu, der immer noch vor Schmerzen schrie.
„Wieviele Leute seid ihr insgesamt?", fragte er den Verletzten. „Das sage ich dir doch nicht!", sagte er zurück. Es war ihm anzusehen, das er Schmerzen hatte. Bull dachte sich, dass er fast Mitleid hätte, wenn es kein Hologramm gewesen wäre. Aber seinen nächsten Zug hätte er auch gemacht, wenn es ein richtiger Mensch gewesen wäre.
„Du willst doch, dass die Schmerzen aufhören, oder?", fragte er etwas sadistisch.
„Ja, verdammt!"
„Dann sag mir, mit wievielen Leuten ihr die Invisible eingenommen habt und wo sich die übrigen Besatzungsmitglieder befinden. Außerdem kannst du mir auch noch sagen, wer ihr seid und warum ihr das alles hier macht."
„Ich werde dir nichts sagen."
„Na gut, dann nicht. Sag mir, wenn du es dir anders überlegt hast."
„Du darfst mich nicht einfach so liegen lassen!"
„Siehst du hier jemanden, der mich daran hindern würde?" Bull stand auf und ging zum nächsten Schaltpult und tippte einige Sachen ein, um zu erfahren, wie der Status des Schiffes ist. Dabei stellte er das Stimpack so hin, dass der Verletzte es gut sehen konnte. Der Verletzte schrie und rang mit sich, nicht zu weinen. Einer der Fähnriche wollte sich um ihn kümmern.
„Lassen Sie ihn ruhig schreien, bis er sich überlegt hat, dass er mir antwortet."
„Jawohl, Sir. Aber ist das nicht verboten?", fragte der Fähnrich erstaunt.
„Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt. Und im Moment sind wir wohl mit diesen Menschen im Kriegszustand, oder?"
„Ja, Sir."

Nach einiger Zeit sagte der Verletzte: „Hey du, ich werde dir alles sagen was du willst, aber nimm mir diese Schmerzen!"
„Ahh, er hat sich also doch entschieden. Also?"
„Gib mir erst das Stimpack!"
„Na gut, aber wenn du mir danach nichts oder die Unwahrheit sagst, dann reiße ich dir diese Wunde mit meinen eigenen Händen wieder auf, verstanden?"
„Ja man, jetzt gib mir das Stimpack!" Bull gab dem verletzten das Stimpack.
„Und?"
„Also", fing er noch etwas zögerlich an, „wir sind Piraten und haben uns aus Zufall für die Invisible entschieden. Wir sind fünfzehn Leute, fünf auf der Brücke, drei in der Shuttlerampe, einer im Transporterraum, zwei im Lagerraum und wir vier hier halt. Die gesamte Besatzung der Invisible wurden auf ihren Quartieren eingesperrt. Zufrieden?", fragte der Verletzte patzig. „Erst mal ja." Corbug ging zu dem Techniker, der den Bewusstlosen in die Ecke gesetzt hatte. „Nehmen Sie ihn fest. Bringen Sie ihn zu den anderen und errichten sie ein Kraftfeld um die drei."
„Geht klar."

Als die Arbeit im Maschinenraum getan war, befahl Bull: „Gehen wir zum Lagerraum. Einer wird hier bleiben und auf die Gefangenen aufpassen." „Ich kann das machen", meldete sich ein Fähnrich. „Gut. Sollten die Gefangenen es irgendwie schaffen, das Kraftfeld zu durchdringen, dann schießen Sie."
„Ja, Sir."
Am Laderaum angekommen, sagte Bull: „Wir werden reinstürmen wenn ich das sage, verstanden?" Von der Mannschaft bekam er ein klares Ja. Corbug wendete sich an den Techniker. „Sie werden schön hinter mir bleiben, ist das klar?"
„Ja."
Der Techniker ging wieder zur Tür. Als sie aufglitt, kamen gleich Schüsse auf sie zu.
„Sie wissen scheinbar, dass wir hier sind.", sagte Bull etwas spöttisch. „Wir machen es wie in der Shuttlerampe. Hat jemand etwas dabei, das er nicht mehr braucht?" Bull sah die anderen an.
„Ich habe eine Attrappe einer Plasmagranate dabei."
„Sehr gut", lobte Corbug den Fähnrich, „dann geben Sie mal her." Corbug nahm die Granatenattrappe und warf sie in den Lagerraum. Man hörte wie einer der beiden im Lagerraum schrie, dass sie sich in Deckung bringen sollten.
„Jetzt!"
Die Angreifer stürmten in den Lagerraum und suchten sich Deckung. Dabei schossen sie auf die beiden Verteidiger, von denen sie einen trafen. Als sie in Deckung waren, feuerten sie weiter auf den letzten Verbliebenen, der kurz darauf auch getroffen und damit ausgeschaltet wurde. „Das war's schon?", spottete Corbug „Na gut, gehen wir dann mal auf die Brücke und erobern die Invisible zurück."

Auf dem Weg zur Brücke merkte Bull noch an, dass sie vorsichtig sein sollten, denn es könnte ja sein, dass die Piraten vor der Brücke partroulierten. Dem war aber scheinbar nicht so, denn sie gelangten ohne Zwischenfälle vor die Tür der Brücke. „So, jetzt müssen wir äußerst vorsichtig vorgehen. Phaser auf Betäubung, wir wollen unseren Führungsstab nicht töten. Wir werden sie ablenken müssen... Fällt jemandem etwas ein?"
Alle Anwesenden schüttelten ratlos ihre Köpfe.
Corbug sah den Techniker an. „Haben wir von hieraus die Möglichkeit, den Hauptschirm der Brücke verrückt spielen zu lassen? Oder sonst irgendwas auf der Bücke?"
„Nein", erwiderte der Techniker, „aber wir können den Eindringlingsalarm auslösen. Außerdem können wir ihnen sagen, das der Warpkern zu brechen droht."
„Wie sollen WIR denen denn sagen, dass der Warpkern gleich bricht."
„Ganz einfach, wir täuschen dem Computer einfach vor, dass ein Warpkernbruch bevor steht, worauf der Computer dann auf dem ganzen Schiff Alarm auslöst."
„Das ist gut. Wir werden sie in einen Hinterhalt locken."
„Wie sollen wir das anstellen?", fragte ein Fähnrich.
„Wenn die Piraten mitbekommen, dass der Warpkern gleich bricht, dann wird deren Captain sicher die Leute im Maschinenraum kontaktieren. Und wenn sie dann merken, dass wir die Leute da unten ausgeschaltet haben, werden sie sicher ein oder zwei Mann da hinschicken, um nachzusehen. Wenn sie dann rauskommen, werden wir sie betäuben, die Brücke stürmen und einnehmen."

Corbug sprach den Techniker an. „Lassen Sie Eindringlingsalarm im Maschinenraum auslösen und fünf Sekunden danach einen Warpkernbruch vortäuschen."
„Sofort." Der Techniker ging an eine Schalttafel und gab etwas ein. Auf einmal ertönte die Alarmsirene und die Computerstimme sagte: „Eindringlingsalarm im Maschinenraum" Kurz danach kam auch die Meldung vom Computer: „Achtung, Warpkernbruch in zwei Minuten!"
Corbug wartete schon fast ungeduldig darauf, dass die Tür aufging und jemand heraus kam.
Die Tür glitt auf und zwei bewaffnete Sicherheitskräfte kamen raus.
„JETZT!", schrie Bull und schoss auf den ersten, der kurz darauf zusammensackte. Zwei, drei Schüsse trafen den anderen, der daraufhin zurückgeschmissen wurde und auch reglos dalag. Die Männer stürmten auf die Brücke und schalteten die übrigen drei Piraten aus.
„So, bringen wir die Gefangenen erst einmal wieder in den Maschinenraum und bunkern sie ein. Danach werden ein Fähnrich und ich auf die Bücke gehen, die Invisible wieder in Betrieb nehmen und der Rest wird die Besatzung befreien.

„Computer, Programm beenden!"
Es sah gespenstisch aus, wie plötzlich die gesamte Umgebung erstarrte. K´hard war der Meinung, er hätte genug gesehen. Bull und seine Leute waren total aufgedreht und außer Atem. Sie hatten wohl während ihres Einsatzes vergessen, dass es sich um eine Simulation handelte. Wie aus einem Traum schienen sie plötzlich aufzuwachen. Sie musterten die unwirklich starre Umgebung.
„Genug, Lieutenant Bull. Der Einsatz ist beendet. Sie können mit Ihrer Mannschaft abtreten. Finden Sie sich am Abend um 17.00 zu einer Nachbesprechung mit Sophie Quint und Commander Yar ein. Computer, Ausgang!"

K´hard ließ es sich mit keiner Regung anmerken, ob er den Einsatz gut oder schlecht bewertete. Er wollte zuerst mit Tasha drüber reden.


Logbuch Lieutenant K´hard

K´hard war auf dem Weg zu Tasha in den Besprechungsraum. Er war schon gespannt, was sie zu Lieutenant Bulls Übungseinsatz zu sagen hatte.

„Guten Abend, K´hard!", grüßte Tasha beim Eintritt, die gerade die Daten ihres Pads studierte. Wahrscheinlich das Protokoll des Trainingseinsatzes.
„Hallo Tasha.", und ohne weitere Höflichkeiten, „Haben Sie sich schon ein Urteil gebildet? Ich möchte es gleich loswerden. Ja, er hat den Einsatz erfolgreich beendet. Und JA, er hat auch seine Gruppe heil durch die Mission geführt. Aber es war eben so, wie ich ihn laut dem Persönlichkeitsprofil eingeschätzt habe. Er geht zu ungestüm vor. Es hat viele, meiner Meinung nach zu viele, Verwundete gegeben. Auch wenn sie nur auf der Seite des Gegners gab. Es war nicht das, was ich unter einer sauberen Aktion verstehe."
Bei jedem seiner Worte schien Tashas Ablehnung von dem, was K´hard sagte, zuzunehmen.


Logbucheintrag Commander Yar, 1. Offizier USS Invisible

Tasha spürte wie ihr Adrenalinspiegel anstieg. Sie hatte sich in den letzten Tag mehrfach über das Verhalten von Lieutenant K´hard gewundert und sogar geärgert.
Sie hatte gehofft und glaubte auch jetzt immer noch, dass es für Lieutenant K´hard gut sei, mit einem Gleichgesinnten zusammenzusein. Und Lieutenant Bull schien als teilweiser Klingone genau der Richtige hierfür zu sein.

Tasha stand schwungvoll auf, zog ihre Uniform energisch zurecht und baute sich vor Lieutenant K´hard auf. Obwohl sie kleiner war als er, wirkte die dennoch hochgewachsene Frau momentan etwas größer als es den Anschein hatte. Sie stand sehr nah vor Lieutenant K´hard, hob ihren Blick und schaute ihm direkt ins Gesicht.
„Lieutenant K´hard....ich bin mir sicher und ich gehe auch davon aus, dass Ihre Bewertung Ihrer absoluten Überzeugung entspricht. Ich kann mich jedoch des Eindrucks nicht erwehren, dass diese Meinung einer gewissen Abneigung gegen Lieutenant Bull entspricht......"
Sie bemerkte, dass sich K´hard Gesichtsausdruck verfinsterte. Tasha dachte bei sich... würde ich die klingonische Mentalität nicht ein bisschen kennen, würde ich mir jetzt wohl Sorgen machen müssen...
„Ma´am bei allem nötigen Respekt... ich habe mich nie und werde mich nie von irgendwelchen persönlichen Gefühlen leiten lassen, wenn es um meine Arbeit geht. Dabei sind Sympathien und dergleichen irrelevant!"
Tasha wusste, er glaubte was er sagt und sie war sich auch sicher, dass er überzeugt war auch so zu handeln.
„Lieutenant, ich frage mich nun... könnte es nicht sein, dass unterbewusst Ihre... sehr offensichtliche momentane Abneigung gegen Lieutenant Bull doch eine Rolle spielt?" Tashas Stimme klang ungeduldig und ärgerlich und sie musste sich ein wenig zügeln.
Sie sprach weiter. „Ich hatte gehofft, dass Sie und Lieutenant Bull, die nun mal die einzigen hier an Board sind, in denen verstärkt klingonisches Blut fließt, sich zusammenraufen würden.
Ich erwarte von Ihnen, dass sie sich gegenüber Lieutenant Bull fair und korrekt verhalten! Ich kann Ihnen keinerlei Fehlverhalten vorwerfen – ich weiß. Und ich weiß auch, dass ich Ihnen nicht befehlen kann, etwas näher auf ihn einzugehen, als es der Dienst auf diesem Schiff mit sich bringt. Aber es ist mein absoluter Wunsch, dass Sie sich mit Lieutenant Bull besser verstehen. Ich glaube, Sie haben ihm noch nicht einmal richtig die Chance gegeben, dass Sie ihn überhaupt näher kennen lernen..."

Tasha sprach noch einige Worte in der Richtung, während K´hard´s Gedanken bereits abschweiften. Er allein entschied immer noch, wen er als Freund um sich rum haben wollte und mit wem er die Zeit verbrachte. Tasha machte es ihm mit ihrer Bitte nicht gerade leichter. Einerseits wollte er Tashas Wunsch nachkommen, andererseits widerstrebte es ihm, etwas vorzugeben, was nicht da war. Das war nun mal seine Art.
„Lieutenant K´hard?", hörte er plötzlich Tashas Stimme in sein Bewusstsein dringen.
Er nickte. „Ich habe verstanden, Ma´am!" Tashas Gesichtsausdruck wurde etwas weicher und sie legte eine Hand auf seinen Arm.
„Sie wissen genau, dass ich nur das Beste für uns alle will und ich habe momentan das Gefühl man muss Sie zu Ihrem Glück ein wenig zwingen. Und nun dürfen Sie wegtreten."
„Aye, Ma´am, und Danke.", antwortete er ihr, nickte ihr noch zu und verließ dann den Raum.
Tasha blickte ihm nachdenklich hinterher. Klingonen im allgemeinen waren teilweise für andere schwer zu begreifen. Wie schwer musste es erst sein, einen Halbklingonen zu verstehen, der täglich mit seiner menschlichen und klingonischen Seite klarkommen musste, um diese einigermaßen in Einklang zu bringen. Tasha war noch immer nicht ganz zu K´hard vorgedrungen obwohl sie dahingehend schon einige Fortschritte gemacht hatte. Ihr bisheriger Glaube, ihn schon zu kennen und einschätzen zu können, hatte durch die momentane Verhaltensweise von ihm einen Rückschlag bedeutet. Sie wusste, dass noch mehr in ihm verborgen war, als sie bisher vermutete. Er überraschte sie immer wieder aufs Neue. Sie konnte nur hoffen, dass ihre Erklärungen und ihr Wunsch nach mehr Zusammenhalt gerade zwischen ihm und Lieutenant Bull bei K´hard die Einsicht gebracht hatte, dass sie nur um das Wohlergehen von beiden besorgt war. Zwei Personen mit mehr oder weniger klingonischer Abstammung mussten doch in der Lage sein, Gemeinsamkeiten zu finden und sie hoffte, dass sich dies noch zum Guten entwickeln würde.
Sie nahm sich noch vor, bei Gelegenheit mit Lieutenant Bull zu sprechen.
Während K´hard den Besprechungsraum verließ, begegnete er Counsellor Quint und Lieutenant Bull, die gerade auf dem Weg zu Tasha waren. Er grüßte beide förmlich mit einem Kopfnicken.


Logbucheintrag Counsellor Quint

Beide betraten dann den Besprechungsraum von Commander Tasha Yar. Tasha bot ihnen einen Platz an und sagte dann: "Wie sie beide wissen, geht es jetzt und hier um die Auswertung von Lieutenant Bulls Einsatz von heute Morgen. Counsellor, was gibt es von Ihrer Seite aus zu sagen", wand sich Tasha an die Betazoidin.
"Tja, von meiner Seite kann ich nicht viel sagen. Ich habe mir die Aufzeichnungen von dem Einsatz angesehen. Und meines Erachten ist als alles gut verlaufen.", sagte die junge Frau in die kleine Runde und wand sich dann direkt zu Lieutenant Bull. "Allerdings möchte ich Ihnen noch ein/zwei Tipps geben. Sie sollten sich nicht immer auf ihre Instinkte verlassen, das kann in manchen Situationen unangebracht sein, ja sogar gefährlich für sie und ihren Truppe werden. Es gibt Lebewesen, die diese Instinkte sehr gut kennen und durch schauen können. In solchen Momenten müssen Sie sich gegen Ihre innere Stimme entscheiden. Na ja - und dann möchte ich Ihnen sagen, das Sie nie vergessen sollten, dass sie eine Gruppe sind - dass solche Einsätze nie allein gemacht werden können. Das ist..."
In diesem Moment ertönte Counsellor Quint Kommunikator. "Crewmann Salomo an Counsellor Quint" " Was gibt es Maja?", antwortete Sophie. "Sophie, ich habe etwas merkwürdiges bei unserem Patienten beobachtet, wenn Sie etwas Zeit haben - schauen Sie dann mal auf der Krankenstation vorbei?" "Selbstverständlich, es kann allerdings noch etwas dauern" "Kein Problem ist nicht allzu dringend. Salomo Ende."
"Sie haben es gehört Commander. Wenn Sie mich nicht mehr brauchen, würde ich gerne zur Krankenstation gehen."
"Wenn Sie nichts mehr haben, dann sind Sie hiermit entlassen, Counsellor". Damit erhob sich die junge Betazoidin aus ihrem Sessel und verließ den Raum, um den Patienten einen Besuch abzustatten.

 

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