Logbucheintrag Lt. Nick Sherdan
Auf
dem Weg aus der Krankenstation begegnete Lt. Sherdan Captain T'Pau,
die ihm auch gleich Fragen nach dem derzeitigen Ermittlungsstand
stellte. Sherdan berichtete ihr, dass er zwar noch nichts Konkretes
wüsste, aber sicher in Kürze mehr sagen könne.
Anschließend setzte er seinen Weg fort. Was er jetzt brauchte,
war ein Mensch, mit dem er sich beraten konnte.
Just
in diesem Moment sah er Sophie gerade aus der Richtung Konferenzraum
kommen, um ihr Quartier aufzusuchen. "Sophie!", rief
er ihr nach. Der Counsellor blieb abrupt stehen und drehte sich
zu ihm um. "Nick - hey, du wolltest wohl gerade zu mir? Du,
ich bin aber noch im Dienst." "Ich weiß. Es geht
auch um ein dienstliches Problem. Unseren Patienten..." "Wie
geht es ihm denn? Konntest du ihn denn schon befragen?",
forschte Sophie sofort nach während sie und Nick weitergingen.
"Nun, befragen ist wohl der falsche Ausdruck. Er ist zu Bewusstsein
gekommen und hat zu reden begonnen. Dr. Somak hat eine Aufnahme
davon angefertigt, die ich gerade zu hören bekommen habe."
"Und?" Sophie blickte Nick neugierig an. "Ich weiß
nicht. Es ist ziemlich verwirrend. Am besten hörst du es
dir wohl selbst einmal an."
Sophie
ging entschlossen an ihrem Quartier vorbei in Richtung Beratungszimmer.
"Wo willst du denn hin? Ich dachte, wir könnten...",
fragte der Lt. erstaunt. "Nick, es ist doch DIENSTLICH! Hast
du selbst gesagt. Da wollen wir uns doch nicht ablenken lassen,
nicht wahr?", erwiderte die junge Frau. Sherdan seufzte und
folge ihr schließlich. "Ja, hast schon Recht."
"Na komm, in 2 Stunden ist Schichtwechsel, dann können
wir ja noch einen kleinen Besuch im 'Spanish Inn' machen. Was
hältst du davon?" Sherdan lächelte. "Eine
gute Idee!", sagte er und gab Sophie schnell noch einen Kuss,
bevor sie den Beratungsraum betraten.
Der
Lieutenant nahm vor Sophies Schreibtisch platz und legte den Recorder-Stick
auf den Tisch, während es sich der Counsellor hinter dem
Schreibtisch in ihrem Sessel bequem machte. Die Aufzeichnung lief
ab. Es wunderte Sherdan nicht, dass Sophie ähnlich wie er
auf den Bericht reagierte. Anschließend erzählte er
ihr noch von den Vermutungen Doktor Somaks.
"Es
könnte was dran sein, an der Theorie des Doktors. Gehirnwäschen
führen tatsächlich manchmal zu schizophrenen Erscheinungen
bei Patienten, wenn sie nicht fachkundig ausgeführt werden.
Oder wenn es sich bei dem Patienten um eine starke Persönlichkeit
handelt." "Eine starke Persönlichkeit?" Sherdan
horchte auf. "Also, ich sehe hier zwei Personen, um die es
sich handeln könnte. Entweder es ist der Doktor des verunglückten
Schiffes - so wie Captain Lacura es mir in Ziiolo schon angekündigt
hat. Dann frage ich mich allerdings, wer ihm die Gehirnwäsche
verpasst haben könnte. Und vor allem: Wozu? Oder es ist der
Captain selbst. Das wäre aber auch merkwürdig. Denn
der ist doch in Ziiolo, wie ich selbst erlebt habe. Oder etwa
nicht? Was denkst du dazu? Er schien mir jedenfalls tatsächlich
eine sehr starke Persönlichkeit zu sein..."
Logbucheintrag Counsellor Sophie Quint
"Eine
Starke Persönlichkeit... Du hast recht, Nick. Aber irgendwie
scheint mir diese Lösung zu einfach zu sein! Ich glaube das
da noch mehr ist", sagte Sophie während sie nach der
Bordzeit schaute. "In etwa einer Stunde ist unser tägliches
Abschlussmeeting. Wir sehen uns dort." Der großgewachsene
Offizier schaute die Betazoidin erstaunt an. "Was hast du
vor... Ich dachte wir beide trinken noch einen Café zusammen?",
sagte Nick unüberhörbar enttäuscht. "Nick...",
sprach die junge Frau sanft und trat dabei hinter Nick Sherdan.
"Wir sind im Dienst, du weißt wie ich es verabscheue,
dienstliches und privates zusammen zu bringen - es lenkt uns beide
doch nur ab." Dabei legte sie ihre warmen Hände auf
Nicks Schultern, der daraufhin die Augen schloss. "Wir beide
treffen uns nachher im 'Spanish Inn'. Mir ist gerade eine Idee
gekommen - die ich noch überprüfen will." Sophie
ging auf das Schott zu, drehte sich um und warf Nick eine Kusshand
zu. "Wir sehen uns gleich beim Meeting." Lt. Sherdan
seufzte.
Sophie Quint stand nun schon seit etwa einer halben Stunde am
Kopfende des Medobettes auf dem der Patient von der Oberfläche
des Planeten lag und versuchte sich auf ihn geistig zu konzentrieren.
Der
Patient war eine starke Persönlichkeit - das hatte sie in
den letzten 30 Minuten feststellen müssen, denn es gelang
ihr kaum, in dessen Psyche vorzudringen. Plötzlich geschah
etwas merkwürdiges. Scheinbar gelang es dem Counsellor, einige
Gefühle aufzunehmen. Es waren Gefühle, die sie sehr
verwunderten - ja sogar erschraken. Diese Gefühle machen
Sophie Angst - etwas krampfte sich innerlich im Counsellor zusammen,
diese Gefühle wurden immer stärker und drohten Sophie
zu übermannen.
Plötzlich
rüttelt sie jemand an der Schulter. Langsam erwachte Sophie
Quint aus einer Art Trance, in die sie eigentlich nicht hätte
fallen dürfen. "Counsellor! Was ist mit Ihnen...?",
hörte sie die Stimme des neuen Bordarztes ganz weit weg.
Das Rütteln wurde stärker. "Miss Quint, kommen
Sie zu sich!" Sophie Quint zwinkerte. "Doktor...",
flüsterte Sophie benommen. "Counsellor geht es Ihnen
gut? Wir müssen zum Meeting." "Danke, Doktor, mir
geht es gut. Ich..." Sophie nahm sich zusammen. "Lassen
Sie uns gehen!"
...Lt. Sherdan beendete seinen Bericht: "Aus irgendwelchen
Gründen stammen nun also die Erinnerungen unseres Patienten
von zwei verschiedenen Personen. Doktor Somak, Counsellor Quint
und ich glauben, dass es sich dabei um eine schlecht ausgeführte
Gehirnwäsche handelt. Die Frage, die wir nun lösen müssen,
lautet: Wer kann das getan haben und warum? Diese Behandlung kann
noch nicht lange her sein, denn laut der Erzählung unseres
Patienten, hat er Erinnerungen an unser Eintreffen hier auf dem
Planeten. Und bis jetzt weiß nur Captain Lacura darüber
Bescheid."
Nach
einer kurzen Pause befahl der Captain: "Lieutenant, Sie werden
sich ausschließlich der Lösung dieses Falles widmen.
Arbeiten Sie weiterhin mit dem Counsellor und dem Doktor zusammen.
Ich will, dass der Fall so schnell wie möglich gelöst
wird!" Dann wandte sich Captain T'Pau an alle Anwesenden:
"War das alles für heute?"
"Nein,
Captain.", meldete sich Sophie. "Ich habe da noch etwas.
Auch ich war heute bei unserem gefundenen Patienten und habe dort
etwas erlebt, das ich nicht zuordnen kann. Vielleicht hat jemand
von Ihnen diesbezüglich eine Idee!"
"Was
ist den geschehen?", fragte Cmdr. Calhoun neugierig. "Sie
waren heute anscheinend mit etwas anderem beschäftigt..."
- "Ja, Sie haben recht Mac. Ich war vor diesem Meeting wie
gesagt bei dem Patienten und habe versucht, etwas über seinen
geistigen Zustand zu erfahren." Sophie blickte jeden Offizier
am Tisch ins Gesicht. Ihre Blicke blieben kurz bei Nick Sherdan
hängen, dann holte sie Luft und sprach weiter. "Ich
habe also versucht, ihn geistig zu sondieren. Erst gelang mir
dies überhaupt nicht. Ich wollte den Versuch schon abbrechen,
als er sich unerwartet für mich öffnete. Und da nahm
ich etwas wahr, was eigentlich nicht möglich ist!",
der Counsellor stockte.
"Sophie,
was hast du wahrgenommen?", fragte Nick besorgt. Sophie blickte
den Lt. in die Augen und sagte dann: "Captain Lacura zeigte
Gefühle für mich... Das ist eigentlich unmöglich,
denn der Captain hat mich nie gesehen. Aber diese Gefühle
sind da... und... ähm... es hat den Anschein als wäre
er in mich ...verliebt. Wie gesagt, das ist eigentlich unmöglich!"
"Er
ist ...was?", frage Nick Sherdan ungläubig.
Plötzlich
meldete sich Cmdr. Tasha Yar zu Worte: "Das ist ja verrückt...
also wir haben da jemanden in der Krankenstation liegen, der zum
einen Captain Lacura, zum andern der Schiffsarzt ist und jetzt
ist diese Person auch noch in sie verliebt? Was hat das alles
zu bedeuten...?"
Mit
diesen Worten brach ein Gemurmel im Konferenzraum aus , das vom
Räuspern des Captains plötzlich unterbrochen wurde.
"Sophie,
Sie haben doch bestimmt eine Vermutung?", wand sich der Captain
an den Counsellor. Sophie seufzte "Ja, Captain, die habe
ich. Die Gefühle ähneln denen, die Nick Sherdan für
mich hegt. Das lässt für mich nur einen Schluss zu...
Diese Person auf der Krankenstation scheint eine Symbiose von
Captain Lacura, dessen Schiffarzt und unserem Lt. Sherdan zu sein.
Also... er scheint aus genau den Erinnerungen dieser Personen
eine neue Persönlichkeit gebildet zu haben...."
Logbucheintrag Lt. Nick Sherdan
Ein
Ziehen machte sich in Nicks Eingeweiden bemerkbar und er spürte,
wie ein Gemisch aus Angst, Wut und Eifersucht sich seiner zu bemächtigen
begann. Um einen klaren Kopf zu behalten, atmete er erst einmal
bewusst ruhig und tief.
Langsam
legten sich die aufkommenden Gefühle und der Verstand setzte
wieder ein. Das war der Hammer! Wie kam dieser Mann auf der Krankenstation
dazu, seine - Sherdans - Gefühle zu übernehmen?! Das
war unglaublich! Nick spürte, dass er kurz vor der Lösung
dieses Rätsels stand... nur noch ein kleiner Schritt - und
er musste klar sehen...
"Was
verbindet uns drei, den Arzt, den Captain Lacura und mich miteinander?",
fragte er sich konzentriert. Das Gemurmel im Raum verstummte -
er hatte laut gesprochen. Nick blickte auf, schaute Sophie an
- und da kam der Geistesblitz: "Ziiolo!", rief er mit
dem Counsellor gemeinsam wie aus einem Munde. "Das muss es
sein! Nur in Ziiolo hatte ich geistigen Kontakt mit dem Captain
des verunglückten Schiffes..." - aber sofort verstummte
Sherdan wieder.
Dafür
sprach Sophie offen aus, was er erst zu begreifen versuchte: "Dann
haben wir also den Captain des Schiffes bei uns auf der Krankenstation
liegen, oder? Denn wenn es der gesuchte Doktor wäre, wie
kämen dann deine Gefühle in sein Bewusstsein? Andererseits
stellt sich nun aber die Frage, wie der Captain zu dem Bewusstsein
seines Arztes kommt..."
Nach
diesem Satz herrschte für einige Sekunden Schweigen, die
vom Captain mit der logischen Zusammenfassung unterbrochen wurde:
"Ich komme zu folgendem Schluss: Sollte es sich bei dem Patienten
tatsächlich um Captain Lacura handeln, dann wäre Ziiolo
tatsächlich in der Lage, assimilierte Personen von sich aus
wieder zu rematerialisieren! Außerdem liegt die Vermutung
nahe, dass der Lieutenant und Captain Lacura nicht die Einzigen
waren, die von dem Kristallwesen assimiliert wurden. Das bedeutet,
Ziiolo hat Lt. Sherdan, während seines Aufenthalts in ihm,
belogen! Die Konsequenzen aus diesen Sachverhalten können
Sie sich bestimmt alle selbst bewusst machen!"
Man
hätte eine Stecknadel fallen hören können - so
still war es im Raum. Bisher hatten alle gedacht, dass nach der
Rückkehr Sherdans die Gefahr gebannt wäre, die von Ziiolo
ausging.
Doch
nun... es konnte alles mögliche passieren. Andererseits...
bisher waren alles nur Indizien - noch fehlten die konkreten Beweise,
dass es sich tatsächlich so verhielt, wie der Captain es
zusammengefasst hatte.