16. Nachbesprechung
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Logbucheintrag Lt. K´hard

Trotzdem das Außenteam in regelmäßigem Kontakt mit der Brücke stand, wollte der 1.Offizier eine sofortige und persönliche Besprechung mit Blackwell und K´hard. Diese scheinbar harmlose Mission dauerte schon viel zu lange und sie gab auch mehr und mehr Rätsel auf, die schwer zu lösen schienen. Kein Wunder, dass der Führungsstab drauf drängte, neue und vielleicht hilfreiche Informationen zu bekommen. Sofort nach Abgabe der Waffen entließ K´hard die Fähnriche Flores und Narth von der Mission. Es war gut zu wissen, dass auch die jüngeren Mitglieder des Sicherheitsteam so routiniert arbeiteten. Dann machten sich Blackwell und er sofort auf den Weg auf die Brücke, zu Lt. Cmd. Yar.

„Wir melden uns von der Mission zurück, Sir.“, bemerkte K´hard gleich beim Verlassen des Turbolifts. Yar drehte sich um, zeigte eine etwas sorgenvolle Mine und wies die beiden sofort mit einer knappen Handbewegung in Richtung Besprechungsraum.

„Der geborgene Mann wird schon vom Doc untersucht. Wir werden hoffentlich bald von ersten Erkenntnissen informiert werden. Nun erzählen Sie, was alles passiert ist.“, meinte Tasha Yar in einem sehr förmlich und ganz und gar unherzlichen Ton. Die Sorge über die letzten Ereignisse standen ihr ins Gesicht geschrieben. K´hard überkam ein Frösteln, als er in Gedanken die Erinnerung an „die Höhle“ wieder aufkommen lassen musste.

„Ich denke, dass es sich bei dieser Höhle keinesfalls um einen Friedhof oder ähnliches handelt. Zu viele Anzeichen sprechen dagegen. Es gibt keinerlei Hinweise auf irgendwelche üblichen Beerdigungsrituale, wie Symbole, Namen, Inschriften oder Grabbeigaben. Außerdem sind die Kammern getarnt gewesen und das Allerwichtigste: Es sind keine bloßen Kammern, sondern Stasekammern! Wer immer auch das eingerichtet hat. Er wollte nicht Leichname beerdigen, sondern lebende Menschen in Stase halten. Ich werde den Eindruck einer Lagerstätte nicht los. Und genau DAS macht mir dabei mehr Sorge, als wenn es ein Friedhof gewesen wäre.“

K´hards ungewohnte Emotionen schienen sich auf Tasha zu übertragen. „Gab es irgendwelche Anzeichen, wer oder zumindest welche Spezies diese Kammern eingerichtet hat?“, wollte sie wissen. „Nein keinesfalls. Nicht in der Eile, in der wir den Mann geborgen haben. Ich wollte ihn sofort aufs Schiff bringen. Wir wissen ja jetzt, wo sich diese Kammer befindet und können ein Wissenschaftsteam sofort dorthin beamen. Ein Techniker sollte auch dabei sein, denn wir konnten mit unseren Tricorder nicht feststellen, welche Technologie für die Stase- und Tarnfelder verwendet wurden. Ansonsten fanden wir keine Anzeichen für irgendwelche Technologie einer fremden Rasse.“

Tasha überlegte kurz. „Wir werden das Wissenschaftsteam gleich losschicken, sobald wir mit dem Mann aus der Kammer gesprochen haben. Haben Sie den Eindrücken noch was hinzuzufügen?“, meinte Sie in Richtung von Blackwell, der sich bisher ruhig verhielt.


Logbucheintrag Lt. Blackwell

Blackwell zuckte zusammen, als er sich gewahr wurde, dass er angesprochen wurde. „Verzeihen Sie Commander, ich war wohl ein wenig abwesend.“, erklärte er schuldbewusst. „Das habe ich bemerkt.“, tadelte Yar ihn. „Würden sie uns jetzt ihre Eindrücke schildern?“

Entschuldigend nickte Blackwell: „Ja Ma´am. Ich kann nur Lt. K´hard zustimmen und bin auch der Ansicht, dass es sich um eine Lagerhalle handelt. Auf den ersten Blick würde ich zwar an ein Gefängnis denken, aber nach reiflicher Überlegung ist die Lagerhalle doch zutreffender.“ Nur mit Mühe konnte Blackwell das Geschehen aus seinem Gedächtnis verdrängen und sich aufs Hier und Jetzt konzentrieren. Immer wieder versuchten die Ereignisse aus der Vergangenheit die Oberhand gewinnen, doch das ließ er nicht zu und ballte unter dem Tisch fest die Fäuste, bis sich die Fingernägel ins Fleisch bohrten und der Schmerz wie eine Erlösung schien. Nach Außen hin gelassen, aber innerlich einen heftigen Kampf ausführend, blickte er Commander Yar und Lt. K´hard an.

„Wenn ich nach der Staubschicht in der Höhle und den defekten Stasekammern gehe, wurde diese Höhle schon lange nicht mehr von jemanden betreten. Ich nehme an, die Menschen wurden in die Kammern gesteckt und seitdem hat sich niemand um sie gekümmert.“ Blackwell machte eine kurze Pause. „Als ob es den ... Wärtern... egal war, was mit ihnen passiert.“

Einige Zeitlang herrschte völlige Stille, als ein kaum hörbares Flüstern von Commander Yar erklang. „Soviel unschuldiges Leben vergeudet und wofür?“ Dann hatte sie sich wieder im Griff und sagte mit fester Stimme: „Danke Mr. Blackwell. Wir werden ein Team hinunter schicken, dass sich genau in der Höhle umsieht und dann hoffentlich erfahren, wer für diese Gräueltat verantwortlich ist.“ Blackwell nickte und K´hard schlug vor: „Ein Sicherheitsteam sollte auch dabei sein und auf die Wissenschaftler achten. Mir gefällt die ganze Sache nicht...“ Yar stimmte dem vorbehaltlos zu: „Ich weiß was sie meinen und werde erst beruhigt sein, wenn wir alle Fakten haben.“ Dem wiedersprach keiner der Anwesenden und beide Männer nickten bejahend.


Logbucheintrag Cmd. Tasha Yar

Plötzlich ertönte der Kommunikator und Dr. Somak, der neue vulkanische Arzt an Bord der U.S.S. Invisible meldete sich. „Dr. Somak an Lt. Commander Yar.“ „Yar hier. Wie geht es unserem Patienten?“ „Dem Umständen entsprechend. Er wird sich noch einige Zeit etwas schwach fühlen, aber ich habe ihn soweit wie möglich stabilisiert und seinen Metabolismus wieder die nötigen Nährstoffe und Vitamine verabreicht. Er schläft zur Zeit und ruht sich aus...“

Commander Yar unterbrach ihn: „Wann kann der Patient befragt werden?“ Somak schien den drängenden Ton nicht zu bemerken, oder er wollte es nicht. „Sobald er aufwacht, werde ich sie informieren. Bis dahin müssen sie sich gedulden. Der Patient hat vieles durchgemacht und braucht die ihm gebührende Ruhe.“ „Wir brauchen dringend Informationen von ihm. Wenn er aufwacht, geben sie sofort Lt. Sherdan Bescheid. Yar Ende.“ Damit deaktivierte sie den Kommunikator und blickte die beiden Männer an. „Das war’s dann wohl fürs Erste, begeben sie sich auf ihre Stationen.“

Die Beiden erhoben sich und gingen zur Türe, als Blackwell ein Gedanke kam und er sich wieder zu Commander Yar umdrehte. „Commander.“ „Was gibt’s, Mr. Blackwell?“ Blackwell nickte zum Aussichtsfenster, in dem man den Planeten unter sich kreisen sah. Mit stockender Stimmer fragte er: „Was ist, wenn es dort unten noch mehr von diesen Höhlen gibt...“

Tasha jagte eine Gänsehaut den Rücken hoch und sie starrte Lt. Blackwell mit großen Augen an. Ihr war schon die ganze Zeit nicht wohl bei der Besprechung und die ganzen Informationen die sie erhalten hatte, trugen nicht dazu bei, ihre Stimmung zu bessern. Die beiden hochgewachsenen Männer blickten auf Tasha und rührten sich nicht, ebenso wie sie selbst nicht. Die Sekunden schienen zu Minuten zu werden und niemand sprach, während in Tashas Kopf die Gedanken so rasten, dass sie ein Rauschen in den Ohren zu hören glaubte.

Abrupt wandte sie sich ab und stellte sich ans Fenster.

Sie musste sich räuspern... „Meine Herren“, fing sie an und versuchte ihrer Stimme eine gewisse Festigkeit zu geben, „reden wir nicht länger um den heißen Brei herum! Sie haben sicher dieselben Vermutungen wie ich.“ Tasha holte tief Luft und drehte sich zu den beiden Offizieren um. In ihren Augen lag ein absolut harter Ausdruck, auch wenn sie nicht ganz so empfand. „Es wurde angesprochen, dass die Personen in Stasekammern untergebracht sind... eine Art Lagerstätte...“ Wieder musste Tasha tief Luft holen und hatte Angst vor dem was sie nun sagen würde. Sie versuchte sich ruhig zu halten, obwohl in ihrem Inneren ein Sturm tobte, der fast nicht zu bändigen war. „Ist es möglich, dass dies eine Lagerstätte für eine Spezies ist...“ sie musste kurz unterbrechen und fuhr dann fort „die Humanoiden als... als Nahrung ansieht?“

Nun war es heraus! Tasha beobachtete die Reaktion der beiden Männer und glaubte ein unmerkliches Nicken bei Beiden zu sehen.
„Mein Gott“, entfuhr es ihr und sie setzte sich an den Tisch. Die Männer hörten sie flüstern... “Das kann doch nicht wahr sein, dass darf einfach nicht wahr sein!“ Plötzlich stand sie wieder auf. Sie zog ihre Uniform in der ihr eigenen temperamentvollen Geste zurecht und sagte mit bestimmtem Ton: „Nun... wir werden bald nähere Informationen erhalten, wenn wir mit dem Überlebenden aus der Stasekammer geredet haben. Dann werden wir entscheiden, was zu unternehmen ist! – Und noch etwas meine Herren! Ich möchte, dass das Technikerteam, welches die Höhle untersucht, bewacht wird! Und zwar von ausreichend Leuten des Sicherheitsdienstes! Ich will kein unnötiges Risiko eingehen! Sobald sich nur eine winzige Kleinigkeit in der Umgebung ändert, werden alle sofort an Bord gebeamt! Lt. K´hard, stellen Sie ein Sicherheitsteam zusammen und sorgen sie dafür, dass der Eingang der Höhle, die Höhle selbst und die nähere Umgebung ständig überwacht wird. Alle werden mit dem Transporterstrahl erfasst, so dass wir sie im Notfall sofort hoch beamen können. Außerdem möchte ich, dass ein Kanal ständig offen ist. Normalerweise würde ich niemanden in die Höhle hinunterschicken... falls sich unsere Vermutungen bestätigen... Dennoch brauchen wir Antworten und zwar schnellstens!“ „Aye Ma´am!“ antwortete Lt. K´hard.

„Lt. Blackwell, Lt. K´hard – Sie sind für heute vom Dienst befreit. Erholen sie sich und schlafen sie mal richtig aus. Ich erwarte Sie morgen zu Beginn der Alpha-Schicht auf der Brücke!“ „Aye Commander“ erhielt sie zur Antwort und sie gingen hinaus, während Tasha ihnen gedankenverloren nachblickte.
Beide Männer machten einen erschöpften und nachdenklichen Eindruck auf sie. Kein Wunder, was die beiden auch dort unten erlebt hatten... das konnte schon sehr an die Substanz gehen.

Tasha nahm sich vor, in der Krankenstation vorbeizuschauen.

 

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