Persönliches Logbuch Lt. Nick
Sherdan
Nach
dem Verlassen der Krankenstation blieb Sherdan für einen
Moment auf dem Gang stehen. Endlich hatte er Dienstschluss. Mit
den Gedanken war er aber immer noch bei dem neuen Arzt der Invisible.
Ein vulkanischer Captain...ein vulkanischer Arzt...
Sherdan
machte sich Gedanken darüber, wie die Crew wohl das neue
Mitglied in die Gemeinschaft integrieren würde. Vulkanier
waren nicht gerade sehr unterhaltsame Leute und konnten manch
einen mit ihrer Logik und den streng kontrollierten Gefühlen
an den Rand der Fassung bringen. Gerade von einem Arzt erwarteten
die meisten Humanoiden Mitgefühl und Zuwendung. Häufig
spielte das sogar eine größere Rolle, als das Vertrauen
in dessen Fähigkeiten. Zudem hatte der Arzt auf Schiffen
der Föderation auch die gleiche Stellung, wie ein erster
Offizier. Schließlich war er auch berechtigt, dem Captain
das Kommando zu entziehen, wenn es notwendig sein sollte. Sicher
konnte ein vulkanischer Arzt wesentlich besser beurteilen, wie
es um den Gesundheitszustand eines Vulkaniers bestellt ist. Jedoch
hätte sich Nick Sherdan gerade in dieser Position ein gewisses
Gegengewicht zur vulkanischen Logik gewünscht.
Inzwischen
hatte sich Sherdan wieder in Bewegung gesetzt und lief den Gang
entlang, während er immer noch in Gedanken versunken war.
Bemerkenswert
an Dr. Somak war allerdings, dass er ein umfangreiches Studium
der menschlichen Psychologie absolviert hatte. Das brachte ihn
auch den Unmut von Kollegen in seiner Heimat ein. Denn bei seinem
Studium hatte Somak eine Reihe von Selbsterfahrungs-Experimenten
gemacht, die an den Grundfesten der vulkanischen Kultur rüttelten.
So hatte er häufig bewusst die Kontrolle seiner Gefühle
gelockert, um das emotionale Verhalten von Menschen in Konfliktsituationen
nachvollziehen zu können. Das betrafen sowohl psychologisches
Fehlverhalten, als auch ganz normale, aber intensive Erlebnisse,
wie z.B. Wut, Furcht, Euphorie oder...Liebe.
Nick
blieb abrupt stehen und orientierte sich. Er war so mit seinen
Gedanken beschäftigt gewesen, dass er gar nicht bewusst wahrgenommen
hatte, wohin ihn seine Schritte lenkten. Ein Lächeln schlich
sich auf sein Gesicht und er schüttelte über sich selbst
den Kopf. Vor ihm lag die Tür zu Counsellor Quints Quartier.
In diesem Moment war er sehr froh, dass es in seiner Kultur nicht
üblich war, Gefühle zu unterdrücken. Entschlossen
betätigte er den Türsummer. Als die Tür zur Seite
glitt, trat er entschlossen ein.
Sophie
stand gerade am Fenster und hatte sich zu ihm umgedreht. Nick
bemerkte, dass auch sie wohl gerade in Gedanken versunken gewesen
war. Hallo Sophie, ich kam gerade vorbei und da dachte ich...
Sophie fing zu Lachen an. Ja ja, komm, hör schon auf!
Von wegen 'gerade vorbeigekommen'... Komm setzt dich, kann ich
dir was anbieten?
Hm...
ein Altair-Wasser vielleicht..., sagte Nick und ließ
sich auf die Couch fallen. Bitte??? Ein Altair-Wasser? Kein
terranisches Bier oder so? Du erstaunst mich jetzt aber! Wie kommts
denn?, fragte Sophie amüsiert. Ach, mir ist gerade
danach. Ich habe eben unseren neuen Schiffsarzt sein Quartier
gezeigt und anschließend auf die Krankenstation begleitet.
Wahrscheinlich steckt die vulkanische Kultur ein wenig an.
Den neuen Schiffsarzt? Dr. Somak? Ich hab seine Unterlagen
schon gestern überspielt bekommen. Wie ist er denn so?,
hakte Sophie nach, während sie ein frisch repliziertes Glas
Altair-Wasser vor Sherdan auf dem Tisch abstellte. Danke.
Der Lieutenant nahm einen tiefen Schluck und erwiderte: Wie
ist er? Nun ja, wie Vulkanier eben so sind... äußerst
korrekt eben. Wobei... irgendwie anders ist er aber doch. Freundlicher.
Umgänglicher. Wahrscheinlich hängt das mit seinen Selbsterfahrungskursen
beim Studium der menschlichen Psyche zusammen. Ich
hab davon in den Profil-Dateien gelesen., sagte Sophie.
Es ist ungewöhnlich für Vulkanier, sich mit solchen
Themen derart intensiv zu befassen. Aber es fasziniert mich. Ich
bin wirklich schon gespannt auf ihn und würde mich auch sehr
gerne mit ihm über seine Erfahrungen unterhalten. Sophie
nahm neben Nick auf der Couch Platz.
Sherdan
grinste. Dir imponiert es wohl, wenn jemand die Kontrolle
über seine Gefühle aufgibt, hm? Sophie lächelte
verschmitzt. Tja... warum nicht? Wenn dabei auch für
mich etwas herausspringt? Sophie legte einen Arm auf die
Lehne der Couch, stütze ihren Kopf auf den Unterarm und musterte
aus dieser Position Sherdans Gesicht, das nun ganz nahe vor ihr
war. Nick merkte, wie sich ein Ziehen in seinem Bauch bemerkbar
machte und schaute Sophie an... direkt in ihre Augen... Er spürte,
wie sich sein Atem merklich beschleunigte. Sophies Atem streifte
sein Gesicht. Wie von selbst berührten seine Finger ihren
anderen Arm und strichen darüber hinweg. Ich finde
solche Selbsterfahrungskurse auch gar nicht so übel,
flüsterte er. Eine Hitzewelle stieg bis in seinen Kopf. Ihre
Lippen näherten sich immer weiter... bis sie sich schließlich
trafen... flüchtig erst nur. Doch dann schien sich alle angestaute
Energie in einem langen leidenschaftlichen Kuss zu entladen. Nick
zog Sophie zu sich heran, umarmte sie und hielt sie so fest, als
ob er sie nie wieder loslassen wollte. Sophie legte ihre Hand
in Nicks Nacken und kraulte seine Hinterkopf. Ihr Atem ging heftig.
Ich glaube, dass wird wohl ein längeres Experiment,
hm?, sagte sie mit ihrem unverwechselbaren verschmitzten
Lächeln, als sie sich endlich wieder in die Augen blickten.
Na, das will ich doch ganz stark hoffen, grinste Sherdan
und holte sich noch einen Kuss von Sophies Lippen...
Persönliches Logbuch Counsellor
Sophie Quint
Sophie
atmete tief durch. Sie genoss diesen Moment mit Nick hier in ihrem
Quartier. So etwas hatte der Counsellor der Invisible noch nie
in ihrem Leben erlebt. Wenn die junge Betazoidin mit dem Marsianer
zusammen war, hatte sie das Gefühl dass alles stimmte...
Die
Gedankengänge Nicks und ihre waren sich sehr ähnlich
und dennoch waren sie Beide zwei selbständige Persönlichkeiten.
Für eine Betazoidin war es besonders wichtig, dass die Seelen
zweier Liebenden zusammen passten. In normalen Beziehungen
konnte der eine dem anderem etwas vortäuschen aber
bei Beziehungen mentalbegabten Lebewesen war das Innenleben,
die Gedankenwelt viel wichtiger, als zum Beispiel das Aussehen.
Sophie
war glücklich. Sie hatte zum einen diese Verbundenheit mit
Nick Sherdan und zum anderem fand sie ihn äußeres attraktiv.
Die dunkelhaarige Frau öffnete langsam die Augen und blinzelte.
Plötzlich
aber sprang sie auf, nahm die Hand Nicks und zog ihn mit den Worten:
Komm ich hab 'ne Idee hinaus auf den Flur.
Nick wusste gar nicht so schnell, was mit ihm passierte. Als sie
beide vor der Tür des Holodeckes standen, befahl Sophie:
Computer, Holoprogramm Quint Delta/t initiieren! Sophie,
was hast du mit mir vor?, fragte Nick leise und lies sich
bereitwillig von Sophie auf das Holodeck ziehen.
Als
sich die Schotts hinter den Beiden wieder geschlossen hatte drehte
Nick sich langsam um seine eigene Achse. Er erblickte einen großen,
hohen, vertäfelten Saal. In diesem Saal, in den etwa 200
Personen Platz gehabt hätten, tanzten etwa 50 Paare
nach Musik aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts.
Die
Betazoidin lächelte spitzbübisch und verschwand in der
Menge, um gleich darauf mit zwei Gläser Sekt in der Hand
wieder zu erscheinen. Hier bitte, lass uns anstoßen!,
flüsterte Sophie Nick in das rechte Ohr.
Nick
erhob feierlich das Glas und sprach: Auf uns Beide! Auf
unsere Zukunft! Sophie lachte und trank aus ihrem Glas,
das sie anschließend auf eine Tisch in der Nähe stellte.
Nick
nahm Sophie gleich darauf in den Arm und begann zu tanzen.