14. Erinnerungen
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Persönliches Logbuch Counsellor Sophie Quint

„Grandma’ – das kann doch nicht sein...“, schrie Sophie verzweifelt. „Sie müssen jede Minute hier sein, Jo. Ich kann es nicht glauben!“ – „So leid es mir tut, Kindchen. Das Sternenflottenkommando hat mir eben mitgeteilt, dass sie in der Umlaufbahn von Betazet die Trümmer der Perox gefunden haben und sie glauben, dass das Versagen der Dilliciumkammer so schnell vonstatten ging, dass sie nicht mehr die Möglichkeit hatten, sich von Bord zu beamen.“ Sophie warf sich auf ihr Bett und begann zu weinen. Nach einiger Zeit war nur noch ein leises Schluchzen zu hören. Ihre terranische Großmutter Josephin McGuire setzte sich zu ihr an das Bett und strich der damals 15jährigen über das Haar. So saßen die beiden mehrere Stunden. Sophie ließ sich von ihrer Großmutter trösten und Josephin war froh, in dieser schweren Stunde eine geliebte Person um sich zu haben.

Sophie Quint blinzelte und umklammerte ihre Teetasse. Sie hatte sich nach der Partie mit Leutnant Commander Calhoun in ihre Quartier zurückgezogen. Dort wurde sie von ihren alten Erinnerungen eingeholt. Traurig nippte sie an ihrer Tasse. Der Counsellor der USS Invisible hatte vor einigen Stunden in einer Sitzung mit dem neuen Chefingenieur des Schiffes versucht, dessen Verlust einer von ihm geliebten Person zu verarbeiten. Die dunkelhaarige „Fast“-Betazoidin hatte in ihrer Ausbildung gelernt, mit solchen Situationen umzugehen, aber dennoch riefen Sitzungen mit solchen Inhalten immer die Erinnerungen an Sophies verunglücken Familie zurück.

Es waren mittlerweile mehr als 15 Jahre her, als sie von ihrer Großmutter gesagt bekam, dass die Stargazer das seit fast zwei Monaten vermisste Schiff ihrer Eltern gefunden hatte. Es war ein regnerischer Tag in der Marskolonie. Gut zwei Tage später wurden drei Särge symbolisch in das Weltall geschleudert. Die sterblichen Überreste ihrer Eltern Peter und Cassandra sowie die ihrer ein Jahr jüngeren Schwester Saxa wurden nie gefunden. Die damals 15jährige Sophie Quint hatte allem Anschein nach diesen Schicksalsschlag gut überstanden. Ein gutes Jahr später, als das Mädchen etwas zur Ruhe und somit auch zum Nachdenken kam – erst dann brach sie innerlich völlig zusammen. Sophie verabscheute zu jener Zeit das Leben. Sie aß kaum noch etwas – noch nicht einmal ihren geliebten Schokoladenpudding konnte und wollte sie essen. Damals lernte sie über ihre Großmutter auch Kathryn Janeway kennen. Beide Frauen waren Sophie in dieser Schweren Zeit eine große Hilfe gewesen. Kathryn Janeway hatte selbst ihren Vater verloren und Sophie merkte, das sie von ihr verstanden wurde. Oft verbrachten die drei Frauen lange Abende mit Diskussionen über das Leben als solches. Josephin McGuire war eine anerkannte Philosophin im terranischem Sonnensystem. Kathryn Janeway hingegen brachte immer wieder die wissenschaftlichen Aspekte in die Gespräche ein. Kathryn wurde später Captain eines Sternenflotten-Raumschiffes. Sie war es auch, die in Sophie das Interesse an den Sternen und dessen Erkundung weckte. Nachdem Sophie die Lust am Leben wiederentdeckt hatte, machte sie die Aufnahmeprüfung für die Sternenflotten-Akademie. Und nachdem sie in ihrer schweren Zeit erfahren hatte wie wichtig es ist, jemanden zu haben, der einem zuhört und mit Rat und Tat zur Seite steht, war für sie klar, welchen Ausbildungsschwerpunkt sie belegen würde.

Sophie Anastasia Quint wollte Counsellor werden !!!

Die junge Frau stand am Fenster ihres Quartiers, blickte hinaus und lächelte bei dem Gedanken an ihre Großmutter und ihre gute Freundin Kathryn Janeway. Captain Janeway und ihre Crew waren vor ein paar Jahren in einer unbekannten Region des Alls verschwunden und galt seitdem auch als vermisst. Vor etwa zwei Monaten allerdings hatte Sophie die Nachricht von der Sternenflotte erhalten, das Kathryn Janeway mit ihrem Schiff, der Voyager, in den Delta-Quadranten transferiert worden war. Mit ein wenig Glück war die Voyager in 60 Jahren wieder Daheim. Es würde also sehr lange dauern bis die beiden wieder Diskussion am Kamin führen konnten – wenn das überhaupt geschah. Aber wenigsten hatte Sophie die Gewissheit, dass ihre langjährige Freundin noch lebte. Diese Gewissheit fehlte ihr bei dem Verlust ihrer Eltern und ihrer Schwester.

In diesem Moment ertönte der Türsummer. Nachdem Sophie „Herein“ gerufen hatte, öffnete sich die Tür und Nick Sherdan trat ein.

 

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