Missionsbericht Lieutenant Nick Sherdan
Fremde
Erinnerungen übermannten Sherdan plötzlich wieder, als
er versuchte, seine Aufzeichnungen zu vervollständigen...
Die
Quellen der Harmonie waren endlich wieder da!! Und diesmal nahm
sich Ziiolo vor, behutsamer zu sein als beim ersten Mal! In Dankbarkeit
verharrte Ziiolo und erinnerte sich...
Die
Kraft des Äußeren war damals wie ein Geschenk erschienen
und gab Ziiolo eine völlig neue Quelle der Empfindung.
Anfangs
fühle er nur Ödnis und das Dasein an sich. Die Kraft
des Äußeren erfüllte diese Leere jedoch explosionsartig
mit Licht und Raum. Ziiolo wurde sich seiner selbst bewußt.
Er erkannte nach geraumer Zeit, daß es noch mehr gab. Völlig
unbekannte Schwingungen durchzogen den Raum Ziiolos und ergriffen
ihn mit einem Gefühl unbekannter Existenz. Plötzlich
erkannte Ziiolo...Grenzen - was war das? Die Grenzen des Selbst!
Eine Ahnung entstand...es gab nicht nur Ziiolo. Es gab mehr als
diesen....Körper. Es gab Grenzen! Was war außerhalb?
Was war außer Ziiolo? Der Versuch die Grenze zu durchdringen,
die Ziiolo für sich Gurtlinie nannte, scheiterte kläglich.
Da war etwas, das anders war als Ziiolo. Doch was war der Unterschied?
Es war nicht faßbar. Er konnte keine Empfindungen aus dem
Raum hinter der Gurtlinie wahrnehmen. Ziiolos erste Bekanntschaft
mit dem Nichtleben...dem Tod!
Diese
Erfahrung war ein Schock, den Ziiolo lange Zeit nicht überwinden
konnte. Doch der ständige Strom aus der Kraft des Äußeren
half ihm, die Furcht vor dem Tod zu überwinden und in sein
Reich vorzudringen. Dabei bemerkte er, daß er nicht alleine
war. Er spürte die Harmonie mit etwas, was nicht er selbst
war. Er fühlte sich zu dieser Quelle der Harmonie hingezogen
und stellte sich vor, sich mit ihr zu vereinigen. Das Verlangen
steigerte sich über längere Zeit hin - bis ins Unermeßliche.
Und irgendwann nach langem Bemühen gelang der Kontakt! Es
war ein überwältigendes Gefühl, fast wie beim ersten
Erscheinen der Kraft des Äußeren. Ziiolo spürte
eine gewaltige Erweiterung seines Raumes und damit auch seiner
Selbst.
Erst
viel später verstand er diesen Vorgang, der sich mit der
Zeit noch öfters wiederholte. Ziiolo wuchs! Und mit sich
selbst wuchsen auch Ziiolos Fähigkeiten, über die Gurtlinie
hinauszusehen. Erst nur Bruchteile von einem Prento. Doch je größer
Ziiolo wurde, um so besser und länger gelang es. Inzwischen
konnte Ziiolo schon weit über die Gurtgrenze hinaussehen
und erkannte seine Umgebung. Er wußte, das er im Vergleich
zu seiner Umgebung winzig klein war. Und daß es nicht nur
erfüllten sondern auch leeren Raum gab. Dieser fühlte
sich noch schlimmer an als das, was er als ersten Kontakt mit
dem Reich des Todes erfahren hatte.
Irgendwann
jedoch gab es keine Äußere Harmonie mehr in der näheren
Umgebung. Und so versuchte Ziiolo immer weiter in den leeren Raum
zu sehen, auch wenn es ein unangenehmes Gefühl war. Und es
lohnte sich. Er traf wieder auf erfüllten Raum.
Der schönste Lohn jedoch war - die Wiederentdeckung der lang
entbehrten Harmonie! Es war viel anstrengender, Kontakt zu finden
zu den Welten, die seiner sehr ähnlich waren, doch das Verlangen
war zu groß. Und so legte Ziiolo lange Pausen ein und sammelte
alle Kraft für die kurzen Kontaktversuche.
Bei
einem dieser Kontaktversuche geschah es dann. Wie eine Eruption
schob sich etwas in Ziiolos suchenden Strahl. Etwas sehr kleines,
doch völlig fremdartiges, das dermaßen von Schwingungen
erfüllt war, daß Ziiolo fast den Verstand verlor. Im
ersten Moment schottete er sich ab und es dauerte eine Weile,
bis Ziiolo wieder zu sich kam. Als die Wirkung jedoch am Abklingen
war, erkannte Ziiolo, daß es nichts anderes als das Hochgefühl
der Vereinigung gewesen war was er erlebt hatte, nur tausendfach
stärker! Jetzt gab es kein Halten mehr. Ein lang entbehrtes
Verlangen konnte gestillt werden! Vorsichtig tastete sich Ziiolo
wieder vor. Ganz langsam näherte sich sein Suchstrahl dem
Unbekannten.
Ein
Hochgefühl pulsierte in Ziiolo, als er die Quelle wiederfand.
Er fühlte sich mit einem mal geborgen und voll tiefster Zufriedenheit.
Ein Gedanke brannte auf, geboren aus dem Verlangen des Kontaktes.
Ziiolo wollte unbedingt die Nähe zu der Quelle verringern
und richtete all seine Konzentration darauf aus. Doch zu seiner
Überraschung schlug die Harmonie schlagartig in herbe Dissonanz
um. Und diese Dissonanz kam auf Ziiolo zu!! Augenblicklich zog
er sich, von plötzlicher Angst gepeinigt, hinter die Gurtlinie
zurück und wartete mit stumpfen Sinnen. Doch es geschah nichts.
Vorsichtig tastete sich Ziiolo wieder vor.
Wie
groß war seine Überraschung, als er die Quelle der
Harmonie urplötzlich in unmittelbarer Nähe wiederfand.
Nur, wo war die Mächtigkeit, dieses überwältigende
Gefühl geblieben? Was er entdeckte, war nur ein Bruchteil
dessen. Und was noch viel verwunderlicher war, ES BEWEGTE SICH!
Langsam
gewöhnte sich Ziiolo an diese neue Erkenntnis. Noch nie hatte
er derartiges entdeckt. Er kannte nichts anderes, als sich....nicht
bewegen.
Lange
Zeit beobachtete Ziiolo die sich hin und her hüpfenden Quellen
der Harmonie. Inzwischen hatte er herausgefunden, daß es
sich dabei genaugenommen um zwei einzelne Quellen handelte. Er
hatte Angst, den direkten Kontakt zu wagen, da er sich immer noch
vor dem damaligen Umschlagen in Dissonanz fürchtete. Doch
wieder einmal peitschte das Verlangen nach Vereinigung hohe Wellen.
Und als eine der Quellen ihm ganz nahe war, konnte er nicht anders,
als den direkten Kontakt zu vollziehen.
Dieses
Erlebnis war einzigartig und völlig anders als sonst. Es
gab keine Erweiterung im Raum. Doch dafür geschah etwas anderes.
Wie ein Leuchten durchzog es Ziiolo. Anfangs verstand er es nicht,
doch nach einiger Zeit tauchten Erinnerungen in Ziiolos Bewußtsein
auf, die nicht seine waren. Und sie erzählten Geschichten,
die phantastischer nicht sein konnten...
Wie
durch einen Schleier nahm Sherdan die ersten Eindrücke nach
dem plötzlichem Lichtblitz auf. Das erste, was er feststellte
war, daß er nichts fühlte. Er spürte seinen Körper
nicht. Das zweite was Nick bewußt wurde war die Erkenntnis,
nicht allein zu sein. Es kam ihm vor, als ob ihn jemand beobachten
würde. Und in seinem Geiste formten sich Worte, die nicht
ihm gehörten: Bist du auch ein Mensch?