Logbuch Lieutenant Bull
Es
war 8.55 Uhr, als K´hard durch die Hangartür schritt.
"Sind Sie bereit?", rief er seinen Untergebenen schon
von Weitem zu.
"Ja, Sir", riefen die beiden gleichzeitig.
"Sir, der Fähnrich hat auf meine Bitte hin, wie besprochen,
die Minitransporter an den Phasergewehren angebracht und neben
den Sitzen verstaut."
"Gut.", lobte K´hard den jungen Fähnrich,
"den Rest besprechen wir während des Fluges."
Um
Punkt neun war Abflug.
"Lieutenant Bull an Navigation."
"Blackwell hier. Sprechen Sie."
"Erbitte Freigabe für Shuttle SHADOW für den Flug
zum Planeten."
"Freigabe erteilt. Viel Glück."
"Danke."
Nach
einigen Minuten ruhigen Fluges warnte Bull: "Wir treten gleich
in die Atmosphäre des Planeten ein." "Dann wird
es sicher gleich ziemlich holperig, oder?", ließ Fähnrich
Jishi verlauten. "Darauf können sie wetten, Fähnrich.",
erwiderte K´hard. "Halten Sie sich lieber gut fest!"
Wenige Sekunden danach konnte man bereits ein leichtes Vibrieren
des Shuttles spüren. Das wurde bald stärker und einige
Minuten später war es schon so, als würde das Shuttle
von einer großen Kraft hin und hergeschüttelt werden.
K´hard blickte über seine Schulter zu Ken Jishi, um
seine Reaktion auf den unruhigen Flug zu beobachten. Zu seiner
Überraschung saß der Fähnrich mit einem breiten
Grinsen an seiner Konsole und beobachtete die Anzeigen. Als das
Shuttle wieder einen besonders heftigen Schlag erhielt, entkam
Jishi ein übermütiges "YIPIHH..."
K´hard schien zufrieden. Fähnrich Jishi schien der
holprige Flug gut zu gefallen und er schien auch guter Stimmung
zu sein. Hat sich die positive Energie der letzten Besprechung
auf die Mannschaft übertragen?
"Lassen Sie es nicht zu schnell angehen, Lieutenant. Wir
sind nicht auf der Flucht. Das Shuttle sollte auch noch zu einem
Rückflug fähig sein.", witzelte K´hard in
Richtung des wild auf den Kontrollen herumtippenden Lieutenant
Bulls. "Wir landen bei den Koordinaten des letzten Fluges.
Das ist ganz nahe der Höhle."
Als
die SHADOW die Wolkendecke durchbrach, konnte man durch die Fenster
die karge Oberfläche des Planeten sehen. Trotz der unfruchtbaren
Landschaft war der Anflug auf eine Planetenoberfläche immer
wieder ein beeindruckendes Erlebnis. Mit abnehmender Geschwindigkeit
wurde auch der Flug wieder ruhiger. Bull flog die SHADOW eine
versteppte Ebene entlang in Richtung eines einprogrammierten Punktes
einer Bergkette.
Interessiert blickte Jishi durch die Shuttlefenster. "Eine
öde Gegend. Ich glaube nicht, dass man sich hier gut unterhalten
kann.", meinte er gedankenverloren.
"Zur Unterhaltung sind wir auch nicht hier.", entgegnete
K´hard emotionslos. "Wir sind in ein paar Minuten da.
Machen Sie Ihre Ausrüstung fertig, Fähnrich."
"Ist bereits alles verstaut, Sir. Wir können gleich
nach der Landung loslegen."
Aufgrund der alten Koordinaten hätte das Shuttle den Weg
zu dem kleinen Landeplateau und die Landung auch selbst erledigen
können. Es war bezeichnend, dass Bull dies aber manuell erledigte.
Das Shuttle setzte sanft auf und Bull wartete auf K´hard´s
nächsten Befehl.
"Öffnen Sie, Lieutenant. Wir gehen es an!" Während
sich die Shuttletür öffnete stand K´hard auf und
ging vor. "Phaser bleiben auf Betäubung meine Herren."
K´hard
schlug gleich eine bestimmte Richtung ein. Scheinbar die Richtung
des Höhleneinganges. Bull und Jishi folgen Ihm. Hinter Ihnen
konnte man das leise Geräusch der sich schließenden
Shuttletür vernehmen.
K´hard blickte in den Himmel. Nur wenige Wolkenfetzen waren
zu sehen. Durch einen davon mussten sie gestoßen sein. Die
bizarre Form der Wolken ließ K´hard wieder drüber
nachdenken, was wohl das Geheimnis dieses Ortes sei. Eine Lichtrefflektion
am Höhleneingang verkündete, dass das Team der Invisible
hier bereits am Werk war. K´hard blickte über seine
Schulter zu den beiden Folgenden. "Da die Höhle relativ
weit verzweigt ist und die Felsformationen sehr stark abschirmend
wirken, haben wir eine Relaiskette mit Signalverstärkern
errichtet, um direkt in und aus der Höhle beamen zu können."
"Wenn wir das Problem der atmosphärischen Störungen
in den Griff bekommen würden, könnte wir trotz des Bergmassives
vom Schiff aus direkt in die Höhle beamen bzw. dort Scans
vornehmen. Es wird weiterhin daran gearbeitet.", bemerkte
Fähnrich Jishi, dem der Aufstieg trotz der Ausrüstung
keine Schwierigkeiten zu machen schien.
"Benutzen Sie jetzt Ihre Tricorder. Vielleicht schnappen
wir schon etwas Brauchbares auf dem Weg in diese Leichenhalle
auf." befahl K´hard und alle entsprachen sofort der
Order.
Nach
ein paar Minuten Fußmarsch entland den aufgestellten Signalverstärkern
eröffnete sich plötzlich die "Leichenhalle"
vor den Dreien. Das Geräusch der Schritte der drei Männer
wurden vielfach von den Höhlenwänden reflektiert. Es
war eine unheimliche Atmosphäre und der Gedanke an die Dutzenden
Toten in den Wänden trug das seinige dazu bei. K´hard
bemerkte, dass diese Stimmung auch die beiden anderen tief beeindruckte.
"Erweisen Sie den Toten die Ehre und bleiben Sie mit dem
nötigen Ernst bei der Sache.", meinte K´hard in
Richtung der beiden anderen. "In Ordnung Sir", entgegnete
Jishi und begann seine Ausrüstung auszupacken. Währenddessen
gingen K´hard und Bull in der Höhle umher.
"Sir!"
rief Fähnrich Jishi, als er seine Ausrüstung aufgebaut
hatte.
"Ja? Was ist los?", rief K´hard dem Fähnrich
zu.
"Sind wir die einzigen Crewmitglieder der Invisible hier
unten auf dem Planeten?"
"Ja. Warum?"
Das Zischen eines Energiestrahls unterbrach das Gespräch.
Ein Felsen neben Ken glühte auf. Der Energiestrahl hatte
Ihn nur knapp verfehlt. Da sich alle 3 knapp am Höhleneingang
befanden, hechteten Sie in diesen zurück und gingen in Deckung.
"Shuttlecomputer, Nottransport der Phasergewehre zu unserer
Position!", rief Cob geistesgegenwärtig.
Die drei Offiziere zogen ihre Handphaser, gingen in Deckung und
erwiderten das Feuer. Im gleichen Augenblick, erschienen die Phasergewehre
vor ihren Füßen.
"Wie viele sind es, Fähnrich?" fragte K´hard
hastig.
"Sechs, nein Sieben!", antwortete Ken sofort.
"Kennen wir sie? Welche Spezies?", fragte Bull.
"Sir, es sind..." Der Fähnrich zögerte.
"Wir hören!", sagte K´hard etwas ungeduldig
und auch etwas lauter.
"...es sind vier Menschen, ein Andorianer, ein Vulkanier
und ein Romulaner.", antwortete Ken kopfschüttelnd.
'Jetzt verstehe ich auch, warum er gezögert hat', dachte
sich Cob.
"Aber, Sir, die Phasersignaturen sind mir völlig unbekannt.",
setzte Jishi noch nach.
"Stellen Sie das Feuer ein! Wir sind von der Föderation
der vereinten Planeten und in friedlicher Absicht hier!",
schrie K´hard in die Höhle hinein. Eine Salve Phaserbeschuss
war die Antwort auf seinen Ruf.
"Genug analysiert. Wir erwidern das Feuer!", lautete
K´hards knapper Befehl.
Die drei hatten große Schwierigkeiten, eine Möglichkeit
zu finden, das Feuer zu erwidern.
Ein Energiestrahl schoss knapp an K´hard vorbei auf einen
Stein und lies diesen zuerst aufglühen und dann in viele
Stücke zerspringen. Ein Splitter traf Bull am Kopf. Er fasste
sich an die Stelle, an dem ihn der Stein traf. Als er Blut an
seiner Hand sah sagte er sauer: "Mistkerle... Na wartet!"
Er sprang aus seiner Deckung hervor, rannte mitten in den Phaserbeschuss
und eröffnete wild das Feuer.
"Bull, Sie Wahnsinniger!!", brüllte K´hard
Corbug an, der es ganz zu ignorieren schien. Cob hechtete von
einer Deckung zur nächsten und schoss dabei wie ein Besessener
auf die Stellung der Feinde.
K´hard und Jishi feuerten jetzt wild und ohne besonderes
Zielen in Richtung der Angreifer, nur um Bull den nötigen
Feuerschutz zu geben.
"Yaaaahhh...", entkam es Bull.
"Buuull!!! Gehen Sie verdammt noch mal in Deckung, oder ich
werde sie eigenhändig in die Deckung bringen!!!" Als
Bull nicht darauf reagierte, schrie er ihn an: "Das war ein
Befehl, Lieutenant!!"
Auf diese Worte schien er zu hören, denn er hörte auf
zu schießen und kniete sich wieder hinter einen Felsen.
Bulls überraschende Handlungsweise und das Sperrfeuer schien
aber Wirkung gezeigt zu haben, denn das gegnerische Feuer war
nur noch vereinzelt und wurde immer weniger, bis es schließlich
ganz aufhörte.
"Sir, sie flüchten!", sagte Ken mit einem Hauch
von Siegesgefühl in der Stimme.
"Immerhin etwas.", sagte K´hard und blickte vorwurfsvoll
zu Cob.
"Zwei von ihnen sind betäubt. Bei einem sind die Lebenszeichen
sehr schwach.", gab Fähnrich Jishi Meldung.
"Okay. Beamen wir uns mit den beiden an Bord des Shuttles
und starten in Richtung Invisible."
Die
drei gingen schnellen Schrittes zu den beiden betäubten und
beamten sich mit ihnen in das Shuttle. Dort angekommen, befahl
K´hard sofort: "Bull, Sie starten und fliegen zur Invisible.
Und beeilen Sie sich."
"Ja, Sir.", sagte Cob und begab sich zum Pilotensitz.
"Jishi, Sie kümmern sich um die Verletzten. Lassen Sie
den Schwerverletzten auf keinen Fall sterben. Wir müssen
so viel wie möglich über diese Leute in Erfahrung bringen
und da können wir es uns nicht erlauben, einen Gefangenen
zu haben, der um seinen toten Kameraden trauert."
"Jawohl, Sir", sagte Ken und holte sofort den Notfall-Medikit
aus einer Nische in der Wand des Shuttles und fing an, sich um
den Schwerverletzten zu kümmern.
K´hard setzte sich auf den Copilotensitz und sah zu, wie
Corbug die Instrumente bediente. Danach half er Fähnrich
Jishi mit den beiden Verletzten. Den Phaser hielt er dabei schussbereit
in seiner Hand.
"Sir? Das sind keine wirklichen Föderationsmitglieder!",
fasste Fähnrich Jishi das erste Untersuchungsergebnis zusammen.
"Ach, wirklich? Darauf wäre ich nicht gekommen.",
entgegnete K´hard gespielt ungläubig.
"Nein, Sir, ich meinte nicht ihr Verhalten, sondern die Genetik.
Sie scheinen keine echte, sondern nur eine angepasste Genetik
zu haben. Wirklich seltsam. Auf der medizinischen Abteilung erhalten
wir sicher bessere Ergebnisse"
Das
Shuttle startete sanft und flog schnell auf die Atmosphäre
zu.
Als das Shuttle die Wolkendecke durchbrach, fing es wieder an,
leicht zu vibrieren, was auch etwas stärker wurde. Obwohl
es auch auf dem Rückflug sehr holperig war, war es jedoch
nicht so schlimm wie auf dem Hinflug.
Als die Erstversorgung vollbracht war, setzte sich K´hard
wieder auf den Kopilotensessel.
"Sir.", sagte Corbug ruhig zu K´hard.
"Ja, was ist?", fragte dieser mit sichtlich unterdrückter
Verärgerung.
"Tut mir leid wegen vorhin. Ich habe kurz die Kontrolle über
mich verloren."
"Das ist mir nicht entgangen."
"Ich weiß auch nicht, was in mich gefahren ist. Normalerweise,
bin ich bei so etwas immer ganz ruhig."
"Ich werde es trotzdem in meinem Bericht erwähnen. Ich
will nicht entscheiden, ob es grobe Unvorsichtigkeit oder der
Einfluss des Planeten war, den wir alle hier irgendwie verspüren.
ANDERE WERDEN DAS ENTSCHEIDEN!"
"Wie bitte, Sir?"
"Sie werden...", K´hard Stimme wurde noch härter,
"... sich nach der Besprechung beim Counsellor melden. Sie
sind ein guter und loyaler Offizier, aber in kritischen Situationen
unbeherrscht. Es wird nicht immer gut gehen, einen Gegner mit
unüberlegten Aktionen zu verblüffen. Der Counsellor
wird über Ihre weitere Dienstbefähigung ein Gutachten
verfassen."
"Ich werde mich bei ihr melden, Sir." Bull wirkte zerknittert
und blieb stumm für den Rest des Fluges. K´hard´s
Entscheidung fand er hart. Aber, wie K´hard auch bemerkte,
war Bull loyal und akzeptierte die Entscheidung. Er war sich bewusst,
dass seine Karriere beim Geheimdienst nun an einem seidenen Faden
hing.
Der
Rest des Fluges war ruhig und ohne besonderen Vorkommnisse.