12. Eine grauenvolle Entdeckung
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Logbucheintrag Lt. Blackwell

Blackwell verließ den Bereitschaftsraum und machte sich auf dem Weg zur Shuttlerampe.

„Blackwell an Sicherheitsabteilung.“ - „Sicherheitsabteilung, Fähnrich Sanders hier.“ „Fähnrich, schicken Sie zwei Leute zur Shuttlerampe 3. Sie werden Lt. K´hard und mich auf eine Außenmission auf den Planeten begleiten.“ „Ja Sir. Ich werde mich sofort darum kümmern.“

Blackwell bestieg den Turbolift und lies sich zur Shuttlerampe bringen. Unterwegs machte er noch bei seinem Quartier halt und rüstete sich mit Tricorder und Phaser aus. Ein kleines Medokit vervollständigte seine Ausrüstung und schon war er wieder weg.

Einige Minuten später traf er im Shuttlehangar ein und sah auch schon zwei Leute der Sicherheitsabteilung auf ihn warten.

„Sir, ich bin Flores und das ist Crewman Narth.“, stellte der weibliche Fähnrich sich und ihren Begleiter vor. „Worum geht es bei dem Auftrag, Sir?“, kam sie gleich zur Sache. „Wir machen uns auf die Suche nach einer Höhle, in der sich ein Besatzungsmitglied des abgestürzten Raumschiffes befindet. Es soll sich in einem Stasefeld befinden und wird dementsprechend schwer zu orten sein.“, erwiderte Blackwell mit einem nachdenklichen Nicken.

Blackwell bestieg das Shuttle und machte sich gleich daran, die Startvorbereitungen durchzugehen. Nach einigen Minuten hatte er diese beendet und aktivierte den Kommunikator: „Blackwell an Commander Yar.“ „Yar hier.“, ertönte es aus dem Lautsprecher. „ Die Startvorbereitungen sind abgeschlossen. Ich warte nur noch auf K´hard und die Genehmigung von Ihnen zum Start.“ „K´hard wird sich in einigen Minuten bei Ihnen einfinden. Starten sie dann unverzüglich.“ „Ja Ma´am. Verstanden.“

Nachdem der Kom-Kontakt beendet war, lehnte sich Blackwell zurück und wartete auf die Ankunft von K´hard. Im hinteren Abteil des Shuttles warteten Flores und Narth auf dem Start. Sie unterhielten sich leise miteinander und überprüften ihre Ausrüstung.

Blackwell schloss die Augen und versuchte die vergangenen Tage Revue passieren zu lassen. Weit kam er nicht, denn kurz darauf ging die Tür zur Shuttlerampe auf und Lt. K´hard kam in den Hangar. Gleich darauf hatte er sich im Platz des Co-Piloten hinfallen lassen und nickte Blackwell startbereit zu.


Logbucheintrag Lt. K´hard

K´hard hatte eine Stinkwut. Wut auf sich selbst. Und eine Wut, die er nach außen hin nicht zeigte. Es war nicht gerade eine ruhmreiche Außenmission, die sie hinter sich hatten. Aber gegen einen solchen Gegner war es schwer, etwas auszurichten. ‚Gegner?’, dachte sich K´hard. ‚War Ziiolo eigentlich ein Gegner?’

Er wandte sich an die Crew, die im Shuttle Platz genommen hatte: „Gut, Sie haben alle ein kurzes Briefing erhalten. Ich möchte trotzdem das Wichtigste kurz zusammenfassen. Unsere erste Mission auf der Oberfläche und die darauffolgenden Berichte haben folgendes ergeben: Auf der Oberfläche liegt das Wrack eines alten Schiffes der Föderation. Gleich bei diesen Koordinaten befindet sich auch dieser geheimnisvolle Ziiolo, dieses kristalline Wesen, das sich über Lt. Sherdan hergemacht hatte. Es ist äußerste Vorsicht geboten. Die Tricorder wurden modifiziert und sollten mit leichten Einschränkungen funktionieren. Durch Sherdans Kontakt mit Ziiolo haben wir folgendes erfahren: Das Wesen handelt NICHT aggressiv. Jedoch hat es keine Ahnung von hiesigen Moral- oder Wertvorstellungen. Es würde ohne zu zögern eine Person assimilieren, OBWOHL es nicht aggressiv ist. Das bedeutet, wir müssen uns bei einem möglichen Kontakt darauf einstellen, dass es unberechenbar ist. Sie finden auf Ihren Padds eine schematische Darstellung, wie diese kristalline Erscheinungsform aussieht. Bei Sichtkontakt einer solchen Erscheinung erwarte ich ausnahmslos eine sofortige Meldung und einen sicheren Abstand zu dieser Erscheinung. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass sich nicht noch mehr solche Wesen auf dem Planeten befinden.“

K´hard bemühte sich um einen überdurchschnittlich strengen Tonfall, denn er wollte hier keinen seiner Crew verlieren. Da niemand vom Team über telepathische Fähigkeiten verfügte, würde dieser wohl für immer in Ziiolo gefangen bleiben. Es konnte also nicht schaden, die Mannschaft durch einen strengen Tonfall zu sensibilisieren.

Nach einer kurzen Pause, um das Gesagte kurz wirken zu lassen, fuhr K´hard fort: „Außerdem soll es in der Nähe des Schiffes eine Kammer oder Höhle geben, in der eine humanoide Person – wahrscheinlich in einer Art Stasefeld – liegt. Die Bergung dieser Person ist unsere Aufgabe. Haben Sie noch irgendwelche Fragen?“


Logbucheintrag Lt. Blackwell

Mit ein klein wenig Stolz nahm Lt. K´hard wahr, dass niemand eine Frage hatte. Auch konnte er weder ein Zögern, noch ein Unbehagen in den Gesichtern der Crew sehen. Es waren alles gut ausgebildete Leute. Sie würden Ihren Job gut machen. „Mr. Blackwell, bringen Sie uns zu den programmierten Koordinaten, in die Nähe des Wracks!“

Blackwell nickte bestätigend und tippte die Startsequenz ein. Langsam bewegte sich das Shuttle Shade durch das Hangartor hinaus und erreichte den freien Weltraum. Unter ihnen zog der Planet seine Kreise und hinter ihnen blieb die Invisible zurück.

Nach kurzem Flug drehte Blackwell das Shuttle, um sich den Anblick des Mutterschiffes zu gönnen. K´hard schien nicht gerade begeistert zu sein, dass die Mission unterbrochen wurde. „Was machen Sie da, Mr. Blackwell? Bringen sie uns zum Planeten hinunter!“

„Sofort Sir. Ich möchte nur für einen kurzen Moment den Anblick der Invisible in mich aufnehmen. Viel zu selten bekommt man die Gelegenheit ein solch schönes Schiff aus der Nähe zu betrachten.“

Dem konnte sogar K´hard nicht widersprechen und blickte selbst aus dem Sichtfenster auf das Schiff hinaus. Es strahlte solch eine riesige Macht aus, dass man sie fast körperlich spüren und leicht ins Träumen abschweifen konnte.

Nur schwer konnte sich Blackwell davon losreißen: „Ich setze den Kurs auf den Planeten fort. Wir werden in einigen Minuten bei den Koordinaten des Wracks eintreffen.“ „Gut so. Von nun an keine Verzögerungen mehr. Wir haben eine wichtige Mission zu erfüllen.“, gab K´hard mit leisem Knurren von sich.
Blackwell brauchte keine Telepath zu sein, um zu merken, dass dem Halbklingonen etwas schweres auf dem Herzen lag. Man konnte es sogar hören, denn K´hard knirschte ziemlich laut mit den Zähnen und seine Wangenmuskeln bewegten sich unaufhörlich.

Das Shuttle erreichte die Stratosphäre und wurde plötzlich von heftigen Turbulenzen durchgeschüttelt. Schnell kompensierte Blackwell die Trägheitsdämpfer und sofort beruhigte sich die Fluglage wieder. „Ein widerspenstiger Planet, immer wieder für Überraschungen gut.“, schmunzelte er. Da konnte sich sogar K´hard ein Lächeln nicht verkneifen, wenn es auch nur einen Bruchteil anhielt.

Der restliche Flug zu den Koordinaten des Wracks verlief problemlos und nach einigen Minuten erreichten sie ihr Ziel.

„Ziel erreicht. Wir können mit den Messungen beginnen.“

In 10 Metern Höhe schwebte das Shuttle über den Teilen eines kaum erkennbaren Schiffes. Es musste schon sehr lange den Witterungsverhältnissen des Planeten ausgesetzt sein, denn die meisten Teile sahen schon sehr mitgenommen aus.

„Messungen werden eingeleitet.“, sagte K´hard und lies die Finger über die modifizierten Sensoren fliegen. Nach einigen Sekunden kamen auch schon die ersten Ergebnisse.

„Ich messe ungewöhnliche Strahlungen in den Resten des Wracks und in unmittelbarer Umgebung. Genaueres lässt sich aber nicht feststellen, da die Fluktuationen zu hoch sind. Das einzige, das sich einigermaßen genau messen lässt, sind die kristallinen Vorkommen im Boden. Sie ziehen sich über den ganzen Planeten und scheinen ihn vollkommen zu umgeben.“

„Es wird schwierig sein, die vermisste Person zu lokalisieren. Doch ich habe da so eine Ahnung, die uns bestimmt bei der Aufspürung weiterhelfen wird.“ „Und die wäre, Mr. Blackwell?“, wollte K´hard wissen.

„Wir wissen, dass sich die Person in einer Höhle oder Ähnlichem befinden soll. Ich kann in 5km Entfernung Berge erkennen und darum sollten wir die Suche dort fortsetzen...“, erklärte Blackwell.

K´hard sah ein wenig erstaunt aus, nickte aber zustimmend. „Bringen Sie uns hin. Wenn wir dort nicht weiterkommen, beginnen wir die Suche wieder hier beim Wrack.“

„Ja Sir.“, bestätigte Blackwell und gab sofort die entsprechenden Befehle in die Steuerung ein, die sie zu den Bergen bringen sollte.


Logbucheintrag Lt. Nick Sherdan

Nachdem sich Nick Sherdan allmählich von seinem letzten Erlebnis auf der Planetenoberfläche erholt hatte, fühlte er wieder den alten Tatendrang in sich aufsteigen. Der letzte Abend hatte ihm sehr geholfen, das doch etwas schockierende Abenteuer mit Ziiolo zu verarbeiten, was nicht zuletzt auch an Counsellor Quinn lag. Der heutige Tag hatte gleich ganz anders angefangen.

Frisch und ausgeruht lief Nick den Gang zum Turbolift entlang, um anschließend zur Brücke zu gelangen, wo ihn auch schon Cmd. Yar erwartete und ihn nach seinem Befinden fragte. Sherdan versicherte, dass er wieder 100%ig einsatzbereit sei. Daraufhin erteilte Tasha Yar ihm den Befehl, die Außenmission des Shuttles zu überwachen. Zuerst wunderte sich der Lieutenant darüber, dass nun doch ein Shuttle auf den Planeten geschickt worden war, obwohl der Captain doch jede Aktivität in dieser Richtung untersagt hatte, bemerkte jedoch gleich darauf, dass die geplante Flugroute weit genug um das Gebiet von Ziiolo herum führte. Man wollte also keineswegs mit dem fremdartigen Wesen in Kontakt kommen.

Sherdan stutzte, als das Shuttle in einiger Entfernung stoppte und scheinbar Kurs zurück auf die Invisible setzte. Doch es verharrte nur kurz auf der Position und setzte gleich darauf den vorher eingeschlagenen Kurs in Richtung des Planeten fort. Nick ließ sich die technischen Betriebsparameter vom Shuttle und die groben Lebensüberwachungsanzeigen der Passagiere synchron überspielen. Aus Ziiolos Erzählung wusste er, dass das Kristallwesen durchaus in der Lage war, auch sehr weite Entfernungen zu überwinden – zumindest mental. Erst jetzt fiel Nick auch auf, dass die Besatzung der Invisible insgesamt einen etwas gelösteren Eindruck machte, als in den letzten Tagen. Der mentale Druck schien sich wohl stark verringert zu haben.

Woran das wohl liegen mochte, blieb vorerst Spekulation. Ob es die jetzt eingestellten Hilferufe des Captain Lacura waren oder ob Ziiolo sich selbst zurückhielt, war unklar. 'Hm, wenn man doch nur mit den Messgeräten mehr anfangen könnte...' dachte Sherdan.

Bisher verlief der Flug des Shuttles planmäßig. Der Navigator, Lt. Blackwell steuerte ein Gebirge an, wo der Außentrupp wohl seine Suche nach dem von Lacura erwähntem Doktor beginnen wollte. Viel zu Tun gab es für Lt. Sherdan erst einmal nicht. Also lehnte er sich zurück, behielt die Anzeigen im Auge und wartete...


Logbucheintrag Cmd. Tasha Yar

Tasha saß auf ihrem Stuhl und beobachtete ihren Monitor. Immer wieder schweifte ihr Blick auf den Hauptschirm und sie betrachtete immer wieder den Planeten, der so viele Rätsel aufwarf.

Auf der Brücke war es ruhig und alle gingen ihren Verpflichtungen nach. Sie war froh, dass Lt. Sherdan wieder einsatzbereit war und blickte kurz zu ihm hin. Nick Sherdan saß konzentriert an seiner Station und überwachte den Flug des Shuttles. Er bemerkte Tashas Blick nicht. Sie wandte den Kopf wieder dem Hauptbildschirm zu und dachte über die Außenmission nach. Sie war ein großes Risiko eingegangen, in dem sie erlaubt hatte, dass Lt. K´hard und Lt. Blackwell und zwei weitere Besatzungsmitglieder nochmals Untersuchungen auf dem Planeten vornahmen. Sie hatte damit dem ausdrücklichen Wunsch von Lt. K´hard entsprochen.

Außerdem warf der Planet noch so viele Rätsel auf, die dringenst untersucht werden mussten. Sie hatte den beiden Führungsoffizieren eingeschärft, kein unnötiges Risiko einzugehen und sich vor allem von diesem Kristallwesen fernzuhalten.

Nach Lt. Sherdans Bericht besaß dieses Wesen sehr viel Macht – auch gerade im mentalen Bereich – und daher war nicht abzuschätzen, ob sich das Shuttle trotz großer Entfernung nicht doch in Gefahr befand.

Wieder wandte sie ihren Blick zu Lt. Sherdans Station und betrachtete ihn nachdenklich. Sie fragte sich, wie er es empfunden haben musste, in diesem Kristall gefangen gewesen zu sein. Er schien wieder topfit zu sein und auch das MHN hatte ihm dies bescheinigt. Nick Sherdan verfügte ja über gewisse mentale Fähigkeiten und Tasha hoffte inständig, dass diese ihn vor dem mentalen Angriff von Ziiolo geschützt hatten.

Lt. Sherdan schien Tashas Blick gespürt haben, vielleicht hatte er auch irgendwie ihre Gedanken erraten, jedenfalls blickte er auf und sah ihr ins Gesicht. Ein Lächeln erschien auf seinen Lippen und seine Augen schienen zu sagen, sie solle sich keine Sorgen machen und alles wäre in Ordnung.

Tasha lächelte zurück und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder ihren Aufgaben zu. Das Shuttle hatte sich noch nicht gemeldet und deshalb befahl Tasha: „Mr. Sherdan, öffnen sie einen Kanal zum Shuttle!“ – „Sie können sprechen Ma´am“, kam zur Antwort.

„Commander Yar an Shuttle Shade“... „Shuttle Shade hier! Was gibt’s Lt.-Cmdr.?“ Tasha: „Meldung, Lt. K´hard!“ – „Wir werden hier zwar ordentlich durchgeschüttelt, aber ansonst ist alles in Ordnung. Wir fliegen ein Gebirge an, in dem wir ein Höhlensystem vermuten.“ Tasha: „In Ordnung Lt., seien Sie vorsichtig und vor allem meiden sie den Kontakt mit dem Kristallwesen. Ich erwarte bis auf Widerruf alle 15 Minuten eine Meldung von Ihnen.“


Logbucheintrag Lt. K´hard

Ahnungen, Gefühle, Vermutungen! Das waren alles keine Basis für K´hard, um Entscheidungen zu fällen. Er stand mit beiden Beinen fest auf der Erde und überließ Vorahnungen denjenigen, die dazu tatsächlich fähig waren, nämlich den telepathisch Begabten. Aber diese Mission hier war anders als die üblichen. Immerhin merkte jeder auf dem Schiff, dass alle in der Umgebung mental beeinflusst schienen. So war K´hard hier auch verführt, solchen „Ahnungen“ nachzugeben und diese Bergkette näher zu untersuchen.

Es dauerte nicht lange, bis das Shuttle die Bergkette erreichte. K´hard brauchte nicht lange, um zu finden, was sie alle suchten. „Ich habe ein Höhlensystem lokalisiert. Das ging ja einfach! Mr. Blackwell, hier scheint ein Eingang zu sein. Landen Sie 2 km östlich von hier auf dem Plateau.“

„Eye, Sir“, kam es knapp von Blackwell, während sich das Shuttle in Bewegung setzte. Vorsichtig setzte er die Shade auf.

„Los, raus mit uns! Wir suchen einen Humanoiden, menschlich, männlich, wahrscheinlich in einem Stasefeld.“ Natürlich wusste K´hard, dass jeder den Auftrag kannte, aber zum Zusammenhalt eines Außenteams gehörten diese Kleinigkeiten dazu.

„K´hard an Invisible.“ Eine erste Meldung war fällig. „Invisible hier!“, meldete sich Tasha Yar. „Wir sind auf einer Gebirgskette 10 km nördlich des Wracks gelandet. Da sich der besagte Körper in einer Höhle befinden soll, nehmen wir an, ...“ – ein Blick streifte Blackwell – „...dass er sich irgendwo hier befindet. Wir werden hier jetzt ein Höhlensystem erkunden, das sehr vielversprechende aussieht. K´hard Ende!“

Der Aufstieg war nicht sonderlich anstrengend. Nach 5 Minuten hatten sie den Höhleneingang gefunden. Mit stetem Blick auf dem Tricorder gingen alle 4 in die Höhle. Dank der Modifikationen funktionierten sie bisher fabelhaft.

„Das Höhlensystem ist ziemlich kompliziert verzweigt, reicht aber nicht allzu weit hinein, Sir“, meinte Fähnrich Flores. „Stimmt! Wir werden uns aufteilen. Blackwell, Sie kommen mit mir. Flores und Narth, wir entfernen uns nur soweit, wie die Verständigung klappt. Ich will nicht wieder einen unerwarteten Zwischenfall. Sobald die Verbindung untereinander abbricht, gehen wir zu unserem Ausgangspunkt zurück. Die Tricorder reichen hier sowieso nur begrenzt weit.“

Bei der ersten Abzweigung trennten sich Blackwell und K´hard von den beiden anderen. Die Höhlenwände reflektierten die Strahlen der Handscheinwerfer sehr gut, so war die Sicht auch weit innerhalb der Höhle ausgezeichnet.

„Moment! Ich hatte hier kurz die Anzeige einer größeren Kammer“, kam es plötzlich von Blackwell. „Da, schon wieder!“ „Okay, ich sehe es auch. Also nichts wie hin!“ Der Anzeige auf den Tricordern folgend, fanden sich die beiden bald in einer Art Kammer wieder. Sie war ziemlich groß.

„Sehen Sie sich mal die Struktur der Wände an. Viel zu regelmäßig, um natürlich entstanden zu sein. Sieht richtig geglättet aus. Ich wette, hier waren moderne Werkzeuge am Werk.“ Wie zur Bestätigung strich K´hard mit der Handfläche über die Wand. „Nur von einem Körper bekomme ich keinen Anzeige hier“, bemerkte Blackwell mit ein wenig Resignation.

„Team 2 bitte kommen. Wenn Sie nichts Interessantes gefunden haben, dann stoßen Sie nun zu uns. Was Interessanteres als diese Kammer hier, werden wir kaum finden.“ Er wartete die Bestätigung ab und nach wenigen Minuten trafen die beiden anderen ein. Und zwar durch einen anderen Zugang dieser Kammer. Es schienen also alle Wege hierher zu führen. Aber welchen Zweck erfüllte diese Höhle? Eine Versammlungsstätte der früheren Einwohner? Ein Zufluchtsort? Was war das Rätsel dieses unwirtlichen Planeten?

„Ich will einen Scan dieser Wände. Nutzen Sie jede mögliche und unmögliche Funktion Ihres Tricorders aus. Ich will ein Ergebnis!“ Wieder legte K´hard einen absichtlich entschlossenen Tonfall an den Tag.

Die fast quadratische Grundfläche dieser Halle ermöglichte eine gerechte Aufteilung der Arbeit. Jeder hatte ca.100 Meter Wand zur Verfügung. Wild tippten alle auf Ihren Tricordern herum.

„Verdammt, ich dringe nicht einmal einen Meter weit in diese Wand ein! Wie sind Ihre Anzeigen?“ K´hard musste vernehmen, dass es den andern genauso erging.
„Gut, dann eben mit der Brechstange! Mr. Blackwell?“ K´hard zog seinen Phaser und richtete ihn auf die Wand und drückte ab. Es wunderte ihn kaum, dass die Wand nicht aufglühte, so wie es eigentlich der Fall sein sollte. Nein, die Struktur schien zu fluktuieren. Jetzt richtete auch Blackwell seinen Phaser auf die Stelle und nun schien die gesamte Höhlenwand in Bewegung zu geraten.

„Ein wenig verträgt sie wohl noch. Verstärken Sie um eine Stufe.“ Es ertönte ein Summen, das immer lauter wurde und nach ca. 30 Sekunden passierte es. Die Wände verschwanden und die nunmehr wohl richtige Höhlenwand kam zum Vorschein. Ein erbärmlicher Gestank drang in die Nasen der Mannschaft. Die Wände waren übersät mit Öffnungen von ca. je einem Meter Durchmesser. Zu regelmäßig, um natürlich entstanden zu sein. K´hard leuchtete in eine dieser Öffnungen und erstarrte. Ein in Fetzen gehülltes, humanoides Skelett lag in der Öffnung.

„Meldung, meine Herrschaften. Wie sieht es bei Ihnen aus?“, wollte K´hard wissen. „Leichen, duzende Leichen, Sir“, kam es aus allen Richtungen. Ein Anflug von Entsetzen in den Stimmen aller war nicht zu überhören.

„Das hier ist definitiv kein Friedhof, Sir“, kam es von Blackwell. Er schien diese grauenerregende Situation am besten zu verdauen. Dabei war er nichteinmal Mitglied der Sicherheit. K´hard wusste eine solche Kaltblütigkeit bei Außenmissionen zu schätzen. „Sehen Sie hier, diese Fetzen sind eindeutig alte Föderationsuniformen.“
Tatsächlich waren einige der Stofffetzen als die Überreste von alten Föderationsuniformen zu erkennen. Auch die Metallteile der Uniformen bestätigten Blackwells Vermutung.

„Ich glaube, wir haben die Crew dieses Wracks gefunden.“, bemerkte K´hard.


Logbucheintrag Lt. Blackwell

Nachdem das Klingen der Phaser verklungen war, herrschte kurze Stille und K´hard leuchtete in eine der Öffnungen hinein. Blackwell suchte sich die nächstbeste Öffnung und versuchte zu ergründen, was K´hard gesehen hatte. Als der Strahl des Handscheinwerfers auf ein Skelett fiel, konnte er das Entsetzten begreifen und spürte einen Anflug von alten Erinnerungen.

Schnell schüttelte er die Bilder ab und verbarg sie wieder in seinem Innersten. Auch damals gab es ein ähnliches Vorkommen und das brannte sich schmerzhaft in sein Gedächtnis ein. Mit maskenhaftem Gesicht suchte er die nächsten Öffnungen ab und fand dort ebenfalls Leichen vor.

Nach den Überresten der Stofffetzen zu urteilen, war das die Besatzung des abgestürzten Schiffes und so wie es aussah, lagen sie auch schon beträchtliche Zeit hier. Der Verwesungsgestank war kaum auszuhalten, aber Blackwell schob das beiseite und kümmerte sich um die Auswertung der Tricorderdaten.

„Hier gibt es an die 130 Leichen in den Öffnungen, Lt. K´hard. Die meisten sind schon Jahrzehnte tot und vermutlich eines furchtbaren Todes gestorben.“
K´hard nahm das mit ernstem Nicken zur Kenntnis. „Danke, Mr. Blackwell. Was haben Sie sonst noch herausgefunden?“

„Das wird Ihnen nicht gefallen, Sir.“, bemerkte Blackwell mit langsam ansteigender Wut. „So wie ich das hier deute, würde ich sagen, dass es sich bei dieser Höhle um ein Gefängnis und bei den Öffnungen um Zellen handelt.“

„Sind Sie sicher, Sir?“, fragte Fähnrich Flores mit zittriger Stimme. K´hard versuchte, alle Fakten in seinen Gedanken zu ordnen. „Ich werde den Eindruck nicht los, dass wir uns hier in einer Art... Lagerhalle befinden.“ Ihm fröstelte. „Sind Sie da sicher, Mr. Blackwell?“, wiederholte er die Frage.

„Eye Sir, so ziemlich jedenfalls. Der Tricorder kann kryogenische Einheiten registrieren, also waren die...“ – Blackwell suchte nach dem passendem Wort – „...Menschen im Tiefschlaf hier eingesperrt. Möglicherweise gab es eine Fehlfunktion der Systeme, die dann zum Tode geführt haben.“

Stille breitete sich aus, während alle die Neuigkeiten verdauten und sich bedrückt umsahen. K´hard beendete das Schweigen: „Wir haben einen klaren Auftrag. Es soll hier noch eine lebende Person geben. Stellen Sie die Tricorder auf das Aufspüren von Lebenszeichen ein.“

Alle nickten bestätigend und ließen die Scheinwerfer durch die Höhle schweifen. Jedes Mitglied des Außenteams schottete sich ab, so gut es ging, um sich nicht zu sehr von den Gefühlen überwältigen zu lassen. Die Schritte der Herumgehenden hallten von den Wänden zurück. Die Scheinwerferkegel tasteten sich die durchlöcherten Wände entlang. K´hards Nackenhaare sträubten sich. Die Situation war mehr als nur gespenstisch. Sie war angsteinflößend. Die Schrecken der Schicksale dieser armen Kreaturen schien allen langsam unter die Haut zu kriechen und sich dort festzunagen. Es war wichtig, sich nicht länger als notwendig in dieser Kammer des Grauens aufzuhalten.

Wie Blitze durchzogen Bilder Blackwells Gedanken und er sah die schrecklich verstümmelten Leichen von Hunderten von Lebewesen wieder, die er auf einem kleinem Planeten gesehen hatte. Damals sollten er und eine kleine Einheit Geiseln aus der Hand von einer Gruppe Piraten befreien. Durch Fehlinformationen kamen sie zu spät und fanden nur noch die Überreste der Geiseln vor.

Mit erzwungener Gewalt kam er in die Gegenwart zurück und konzentrierte sich wieder auf die Suche nach dem letzten Besatzungsmitglied. Plötzlich gewahr er eine Stelle, an der sich keine Öffnung zeigte.

„Lt. K´hard, hier müsste sich eigentlich auch eine Öffnung befinden, aber diese Stelle ist noch verschlossen.“ Blackwell ließ seinen Tricorder über die genannte Stelle wandern und erhielt ungewöhnliche Werte dabei. „Ich messe ein Kraftfeld von ungewöhnlicher Stärke, Sir. Anscheinend haben wir unseren Vermissten gefunden.“
K´hard nickte: „Dann wollen wir mal sehn, wie wir ihn da raus bekommen. Vorschläge?“ „Nochmals mit der Brechstange?“, fragte Blackwell K´hard. „Nein! Wenn dahinter noch jemand am Leben ist, möchte ich dessen Gesundheit nicht gefährden. Versuchen wir, die Tricorder parallel zu schalten und deaktivieren wir dieses Kraftfeld.“

„Wenn wir die Polarität umkehren, müsste das Feld neutralisiert werden“, meinte Fähnrich Flores. „Guter Vorschlag, Fähnrich. Machen wir es so.“, lobte K´hard die Einsatzfreude des Fähnrichs. Alle richteten ihre Tricorder auf das Kraftfeld und nach kurzer Zeit begann die Felswand zu flimmern. Die Struktur löste sich auf. Und auch hier beobachteten sie, wie sich eine Öffnung im Fels bildete und eine weitere Kammer zum Vorschein kam. Flores seufzte leise und erleichtert auf, während sich der Vorgang dem Ende zuneigte.

In der Kammer lag ein Lebewesen und alle leuchteten mit ihren Handscheinwerfer hinein. Blackwell richtete den Tricorder auf den Humanoiden und ermittelte die Daten. „Männlich, mittleren Alters, unterernährt, schwache Lebenszeichen.“ Blackwell lächelte. „Aber definitiv am Leben, Sir. Wir sollten ihn so schnell wie möglich auf die Krankenstation bringen.“

„Außenteam an Invisible.“ Keine Reaktion. „Invisible bitte melden.“ Wieder nichts. „Die Materialien in diesem Höhlensystem blockieren die Signale nach draußen. Wir verlassen so schnell wie möglich die Höhle. Ist er transportfähig?“

„Wenn wir ihn mitsamt dieses ...hm... Sarges hier raustragen, müsste er transportfähig sein“, meinte Blackwell. Seine medizinischen Kenntnisse schienen sich bezahlt zu machen.

„Narth, holen Sie eine Antigravitationstrage aus dem Shuttle. Wir bergen IHN. Wer immer er auch ist.“, bestätigte K´hard. „Ja Sir, wenn wir vorsichtig sind, sollte sich seine Lage nicht verschlimmern.“, gab Blackwell zurück. „Dann los.“, befahl K´hard

Vorsichtig packten Blackwell und Crewman Narth die glassargähnliche Stasekammer, legten Sie auf die Antigrav-Trage und folgten K´hard aus der Höhle, während Flores den Abschluss bildete. Mit schnellen Schritt aber doch behutsam machte sich das Außenteam auf den Rückweg.

Blackwell bemerkte, dass die Stasekammer ihren Dienst aufzugeben schien, als sie den Höhlenabschnitt verließen. Er blickte auf den Verletzten hinab und gewahr, dass dieser ihn schwerfällig, aber dankbar ansah. Die Lebenszeichen blieben schwach, aber stabil. Bevor er ihn aber fragen konnte, wer er sei, wurde dieser auch schon wieder bewusstlos. Blackwell spürte eine unendliche Freude, als er diesen Blick gewahrte und wusste, dass auch ein kleiner Erfolg es wert war, ihm Beachtung zu schenken.

Nach einigen Minuten verließen sie die Höhle und K´hard aktivierte sofort den Kommunikator. „K´hard an Invisible“ „Invisible hier!“, drang die Stimme von Commander Yar aus dem kleinen Lautsprecher. „Commander, wir haben ihn gefunden und bringen ihn jetzt zum Shuttle. Die Lebenszeichen sind sehr schwach und sobald wir den Planeten verlassen haben, muss er sofort auf die Krankenstation gebeamt werden.“ „Verstanden, Lt.. Es wird alles veranlasst. Gute Arbeit.“, bestätigte Yar mit kräftiger Stimme.

Zielstrebig marschierten das Außenteam zum Shuttle zurück und wurde mit jedem Schritt schneller. Kurz darauf erreichten sie es und legten den Verletzten nieder. Flores und Narth kümmerten sich um ihn, während Blackwell sofort den Start vorbereitete. „Starten Sie sobald wie möglich. Wir haben es eilig Mr. Blackwell“, befahl K´hard. „Eye Sir.“ Blackwell kürzte die Vorbereitungen ab und meldete Vollzug. „Startbereit.“

Langsam hob sich das Shuttle vom Boden ab und steuerte den Orbit an. Mit jedem Meter nahm es an Geschwindigkeit zu und durchstieß sogleich die Atmosphäre des Planeten ohne auf Schwierigkeiten zu stoßen.

K´hard aktivierte den Kommunikator. „ Außenteam an Invisible. Beamen sie den Verletzten auf die Krankenstation.“ „Invisible hier! Halten Sie die Position und machen Sie sich zum beamen bereit.“, vernahmen sie Commander Yars Stimme.

K´hard gab die entsprechenden Befehle und Blackwell hielt die Position des Shuttles. Gleich darauf vernahmen sie das vertraute Summen des Transporters und der Verletzte löste sich im Schimmer des Transporterstrahls auf...

 

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