Logbucheintrag Chefingenieur Calhoun
Es
war schon kurz nach 22.00h Schiffszeit als Mac Calhoun bei Sophie
Quints Quartier klingelte. Hallo Counsellor, wie geht s
dir?, fragte Calhoun. Entschuldige meine Verspätung.
Die Ausbildung an dem neuen Shuttle hat ein wenig aufgehalten.
Sophie lächelte und begrüßte ihn sehr herzlich.
Gut gehts mir, danke. Also, was meinst du, wollen
wir uns über die Ausbildung deiner Fähigkeiten unterhalten?
Das
war der Teil, vor dem es Calhoun graute. Er wollte sicherlich,
dass die telepatischen Fähigkeiten ausgebaut werden, aber
er machte sich Sorgen wegen Sophies Anwesenheit. Seit Mac den
Borg zum Opfer gefallen war, ging eine sehr schnelle Veränderung
mit ihm voran. Der Tatsache, dass er dagegen nichts unternehmen
konnte, erfüllte ihn mit einer nie dagewesenen Hilflosigkeit,
die er nur schwer in Worte fassen konnte. Da kam der Counsellor
mit ins Spiel.
Mac
war froh, dass die Gefühle zwischen ihnen beiden nun auf
die richtige Bahn in Richtung Freundschaft gelenkt wurden und
fühlte sich bei ihr wohl. Du möchtest also, dass
ich dir von der Borg-Geschichte erzähle, oder?, erkundigte
sich Mac. Es fällt dir sicher zu Anfang sehr schwer.
Aber glaub mir, es wird, je mehr du erzählst, immer leichter
für dich. Ich höre dir geduldig zu und unterstütze
dich, wo es geht. So bereitete Sophie ihren Patienten auf
das bevorstehende Gespräch vor, so gut es ging. Sie war recht
zuversichtlich, sein Leiden lindern zu können und dabei die
Fähigkeiten, die Mac durch diesen Unfall erhalten hatte,
ausbilden zu können.
Mac
wurde von einer Gefühlswelle überrascht und wusste im
ersten Augenblick nicht, was er dagegen unternehmen sollte. Er
ließ es über sich ergehen, aber nicht ohne Zweifel.
Wie schnell können wir das in den Griff bekommen, Sophie?
Ist sicherlich nicht unbedingt leicht.
Logbucheintrag Counsellor Quint
Langsam,
Mac. So schnell wie du das gerne hättest geht es nicht! Eines
muss dir bewusst sein du brauchst Zeit. Zum einen, um dich
in der neuen Situation zurecht zu finden und gewisse mentale Fähigkeiten
sowie gewisse Schutzmechanismen zu entwickeln. Und zum anderen
ist es wichtig, dass du deine Erlebnissen mit den Borg verarbeitest,
denn ich habe das Gefühl, dass diese Ereignisse deine Fähigkeiten
blockieren. Normalerweise wird jedes Problem einzeln angepackt,
damit der Patient nicht überfordert wird. Ich denke du bist
stark genug, um beides gleichzeitig in Angriff zunehmen. Wenn
du allerdings anderer Meinung bist, dann musst du es mir sagen!
Und eines solltest du auch bedenken... Allein kannst du keines
von deinen Problemen bewältigen... Sophie stand auf,
ging in Richtung Replikator und ließ dadurch den Chefingenieur
Zeit zum überlegen.
Allein
kannst du deine Probleme nicht bewältigen..., hallte
es in Mac Calhouns Kopf wieder. Ja das weiß ich! Und
genau das bereitet mir Probleme. Aber ich muss es tun, sonst werde
ich nachher noch verrückt ... Noch kann ich die Gedanken
der anderen recht gut kontrollieren. Wenn die Blockade, von der
Sophie erzählte, vollständig zusammen fällt
wer weiß, vielleicht schaffe ich dann nicht mehr, sie zu
kontrollieren. Und dann hätten die Borg letztendlich doch
über mich gesiegt aber das werde ich nicht zulassen!,
dachte Mac und schaute dem Counsellor hinterher.
Zwei
Heiße Schokoladen!, sagte der Counsellor. Gleich darauf
materialisierten zwei dampfenden Tassen im Ausgabefach. Hier
bitte. Sie stellte eine Tasse vor den leicht unsicher wirkenden
Mac Calhoun. Bist du bereit, mit mir zusammen zuarbeiten?
Mac nahm die Tasse in die Hand und starrte hinein. Dann atmete
er tief durch und sagte mit selbstsicherer Stimme: Ja, ich
denke wir beide werden das zusammen schaffen... Sophie lächelte
ihm aufmunternd zu. Gut, dann lehn dich zurück und
hör auf meine Stimme...
Der
Counsellor senkte bei diesen Worten ihre Stimmlage und beobachtete
den Erdenmann, dieser lehnte sich zurück und schloss die
Augen. Als Sophie sicher war, dass Mac vollkommen entspannt war,
sprach sie mit ruhiger Stimme weiter. Konzentriere dich
auf meine Stimme und vergiss alles um dich herum. Ich bin bei
dir... Wir werden jetzt eine kleine Reise in deine Vergangenheit
unternehmen diese Reise kannst du jeder Zeit unterbrechen...
Erinnere dich an den Vorfall vor gut einem Jahr, Mac... was ist
mit dir auf deinem Schiff geschehen? Erzähl mir davon...
Logbucheintrag Chefingenieur Calhoun
Mac
entspannte sich, so wie Sophie es ihm sagte. Er fühlte diese
Welle immer intensiver und sie übernahm völlig die Kontrolle
über ihn. Er begann sich zu erinnern.
Die
Borg, der Kampf, den Tod von vielen Besatzungsmitgliedern und
... NEIN!!!
Er
stand abrupt auf schweißgebadet. Sophie ging gleich
zu ihm, um ihn zu beruhigen.
Ist Okay. Das passiert in der Regel die ersten Male, bis
du dich daran gewöhnt hast, Mac. Beruhige dich wieder.
Sie nahm ihn in den Arm, wie eine besorgte Mutter ihr Kind. Mac
setzte sich wieder und ließ sich ein weiteres Mal von dieser
Gefühlswelle erfassen. Er konzentrierte sich jetzt stärker
als vorher.
Wieder
erschienen die Bilder. Der Angriff auf die Flotte, die Zerstörung
von McAdams Schiff, die Eindringlinge auf der Brücke. Jetzt
nahm er auch die Bilder wahr, die er eben zu verdrängen versucht
hatte.
Der
Tod seiner Navigatorin. Sie waren ein Paar gewesen alle
wussten es. Doch seine Mannschaft schwieg. Sie wollten ihn und
Kathy schützen. Er sah sich jetzt bei einem Missionsbriefing
in der Besprechungslounge mit seinem 1.Offizier, der ihm eine
gewaltige Standpauke hielt. Der durfte das. Beide waren Freunde,
sehr lange schon. Und sie wussten, was der andere dachte. Sein
1.Offizier, Daniel Caffee, zählte ihm die Vorschriften auf,
die er als Captain und Sternenflottenoffizier verletzt habe und
dass das verantwortungslos gegenüber der Mannschaft sei.
Caffee machte das gut und hätte es auch fast geschafft. Mac
ertappte sich dabei, wie er der virtuellen Person Caffee eine
Antwort geben wollte. Er schmunzelte und Sophie sah es. Sie nahm
all das wahr, was er im Augenblick sah und wahrnahm. Durch die
mentale Verbindung, die sie mit Calhoun eingegangen war, konnte
sie sich ein genaues Bild machen.
Jetzt
wechselte das Bild und er sah den Kampf bei Wolf 359 wieder. Die
Excalibur flog das Angriffsmanöver Teta-Gamma-9 und attackierte
den Borg-Kubus. Calhoun ließ die Feldgeneratoren ummodulieren,
so dass die Angreifer seine Schilde nicht durchbrechen konnten.
Admiral Decker auf dem Führungsschiff der 2. Flotte gab Befehl,
eine Rotte aufzumachen und konzentriert den Kern anzugreifen.
Die drei Schiffe, die sich zur Rotte zusammenschlossen, hatten
auch guten Erfolg beim Vorankommen. Nur McAdams Schiff blieb auf
der Strecke. Er war ein so guter Freund gewesen und der Verlust
erschütterte Calhoun im tiefsten Inneren. Doch es gab jetzt
kein Zurück mehr. Er befahl die Photonentorpedos auf maximale
Energieintensität einzustellen und die Phaser gebündelter
abzufeuern. Das klappte auch. Doch durch einen kurzen Augenblick
der Unachtsamkeit erfasste ein Traktorstrahl der Borg die Excalibur
und hielt sie fest. Calhoun befahl Schubumkehr, aber nichts passierte.
Momente später materialisierten ein Dutzend Borg auf der
Brücke und es gab ein heilloses Durcheinander. Fünf
oder sechs von ihnen konnten beseitigt werden, aber die anderen
schafften es, ihre Individualschilde rekonfigurieren und so fast
die halbe Brückenmannschaft ausradieren. Calhoun setzte sich
mit allem zur Wehr, was er hatte. Doch erfolglos.
Mac
fiel ein besonders großer Borg auf, der eine Art Rucksack
zu tragen schien. Jetzt ging dieser in Richtung Calhoun los und
feuerte eine Art Impuls auf ihn ab. Calhoun war wie erstarrt.
Er konnte sich nicht regen, nahm aber das allgemeine Chaos auf
der Brücke war. Jetzt erschien endlich der Sicherheitsdienst
mit frischen Phasern und eliminierte die Borg. Caffee erholte
sich schnell von seiner Bewusstlosigkeit und nahm den Platz der
Navigatorin ein. Zuerst war Mac gar nicht richtig klar, wessen
Platz Daniel Caffee eingenommen hatte. Das kam erst viel zu spät!
Sophie empfand jetzt auch seine Trauer und Verzweiflung. Sie wünschte
sich, ihm davon etwas abnehmen zu können, aber es ging nicht
nicht in diesem Augenblick. Mac musste sich da durcharbeiten,
um zu einem Ergebnis zu kommen. Sie sah jetzt, wie Calhoun auf
die Krankenstation gebrachte wurde, auf der auch das Chaos tobte.
Es gab sehr viele Verletzte, mit Brüchen, Plasmaverbrennungen
durch geborstene Leitungen auf dem Maschinendeck oder durch Phaserschüsse.
Jetzt schrie jemand: Der Captain ist verletzt, Doc! Kümmern
sie sich um ihn! Calhoun wollte verneinen ihm ging
es ja soweit gut. Abgesehen davon, dass er nicht wusste, ob er
im Hier und Jetzt war, oder ob er träumte.
Logbucheintrag Counsellor Quint
Plötzlich
durchwog den Counsellor eine Welle von Trauer. Kurz darauf sah
sie auch warum. Sie konzentrierte sich weiterhin auf den Geist
von Mac Calhoun...
Er
trat mit einer bösen Ahnung auf ein Medobett zu. Darauf lag
ein Besatzungsmitglied, das völlig von einer silbergrauen
Decke bedeckt war. Mac Calhoun wollte am liebsten wieder kehrt
machen, aber ein Kraft trieb ihn dazu, das Tuch zurück zuklappen.
Und da sah er sie Kathy. Die Borg haben sie umgebracht,
die Borg haben sie um gebracht, hämmerte es in seinem
Kopf.
Diese
Bilder erzeugten eine solche Wut in ihm, dass er viel seiner Kraft
für die Kontrolle dieser Gefühle benötigte. Diese
Gefühle waren so stark und mächtig, dass Sophie recht
schnell die Verbindung zu Mac Calhoun unterbrach. Sie schlug die
Augen auf und sah, wie Mackenzie mit aufgerissenen Augen vor sich
hinstarrte. Sophie stand auf und ging zu ihm hinüber.
Mac!,
sagte sie, Mac hör mir zu! Ich weiß, was
du durchgemacht hast. Fast jeder hat eine geliebte Person verloren.
Wie du Kathy verloren hast war sehr grausam. Aber du darfst nicht
zulassen, dass dich diese Wut von Innen auffrisst. Sonst haben
die Borg noch ein weiteres Leben vernichtet. Hört du mich!
Glaubst du, Kathy hätte gewollt, dass du dich den Borg geschlagen
gibst?
Bei
diesen Worten schreckte Mac Calhoun auf und schaute Sophie an.
Sie sah tiefe Trauer in seinen Augen. Dann blinzelte er, schüttelte
den Kopf und verbarg sein Gesicht in seinen Händen. Danach
hörte Sophie Quint, wie er immer wieder flüsterte: Warum?
Warum musste das geschehen....
Genau diese Frage hatte sie sich auch immer wieder gestellt, als
sie damals die Vermisstenanzeige für ihre Eltern aufgegeben
hatte. Sie atmete tief durch und versuchte ihre Fassung wiederzufinden.
Mein
Gott, warum musste das geschehen?, sagte der Chefingenieur
und schaute Sophie dabei verzweifelt an. Ich weiß
es nicht Mac, sagte sie daraufhin sanft. Ich kann
dir diese Frage nicht beantworten. Niemand wird sie dir beantworten
können. Aber ich will sie nicht verlieren...
Du hast Kathy nicht mehr körperlich bei dir
aber sie wird dich auf Ewig in deinem Herzen begleiten.
Du wirst sie nie vergessen das weiß ich. Es mag sein
das sie mal mehr mal weniger präsent ist... aber sie wird
immer bei dir sein. Glaub mir! Ich habe eine Wut in dir gespürt,
der du dir selber wohl nicht bewusst warst... Du hast diese Wut
unbewusst verdrängt. Genau das blockiert deine Fähigkeiten.
Ich weiß, dir fällt es schwer, deine mentalen Fähigkeiten
zu akzeptieren gerade weil sie von den Borg ausgelöst
wurde. Von den Wesen, die das umgebracht haben, was du geliebt
hast. Aber dreh den Spieß um! Nutze diese Fähigkeiten,
um den Borg das Leben schwer zu machen... Das wird dir Kathy zwar
nicht zurück bringen, aber du kannst was gegen die Borg unternehmen.
Und das wird dir helfen. Versuche dieses starke Gefühl in
eine Kraft umzuwandeln! Wenn du willst werde ich dir dabei helfen...
Sie
blickte zu Mackenzie, stand auf und bestellte sich noch eine zweite
Heiße Schokolade. Dadurch verschaffte sie Mac ein wenig
Zeit zum nachdenken...
Dann
schaute sie aufmunternd zu Calhoun und sprach: Ich denke,
wir haben heute genug zusammen gearbeitet. Ich weiß, was
wir beide jetzt gebrauchen können... Weißt du, wenn
ich auf irgend etwas wütend bin, dann gehe ich auf das Holodeck
und spiele ein Partie Squash. Na wie wäre es mit uns
Zweien ?
Er
schaute zurück und versuchte ein wenig zu lächeln.
Okay ich glaube du hast recht. Fürs erste reichte
es wohl... Wir sehen uns in einer halben Stunde auf Holodeck III,
sagte Mac und stand dabei auf.
Ist
in Ordnung. Wer zu spät kommt gibt hinterher einen im Casino
aus, ja?
Der Chefingenieur stand auf und machte sich auf den Weg in sein
Quartier, um sich etwas anderes anzuziehen. Auf dem Weg hinaus
sandte er Sophie mental noch ein Dankeschön hinüber.
Logbucheintrag Chefingenieur Calhoun
In
der Hoffnung, dass Mac durch das Squashspiel etwas Ablenkung erfahren
würde, traf er sich mit Counsellor Sophie. Sie hatte ein
er drückte es vorsichtig aus ein sehr interessantes
Sportdress an. Mit einem verschmitzen Grinsen ging er auf sie
zu und grüßte sie. Na, wie geht s Dir?,
fragte Sophie nach. Calhoun erforschte kurz sein Inneres und gelangte
zu dem Schluss, dass es ihm recht gut ging. Wollen wir?
Er stellte sich in Ausgangsposition und wartete auf Sophies Aufschlag.
Sie ist die gefürchtetste Spielerin auf dem Schiff und hat
auch schon einige Turniere auf Sternenflottenebene gewonnen. Ihr
Aufschlag war wirklich so hart, wie erzählt wurde. Beide
gaben ihr Letztes und brachten die Dauer des Spieles auf fast
drei Stunden. Völlig fertig standen beide jetzt im letzten
Satz und es ging um den entscheidenden Punkt. Mac und Sophie hatten
jeweils einen Satz gewonnen. Sophie hatte wieder den Aufschlag
und schwang den Schläger. Beide sausten durch die Holo-Halle
und versuchten, den Anderen durch geschickte Manöver auszutricksen.
Da Mac als Anfänger nicht die Routine in diesem Spiel hatte,
war es für Sophie recht erstaunlich, wie gut er sich eingewöhnen
konnte. Sie spielte einen Ball, der eigentlich unmöglich
zurückzuspielen war. Doch Mac rannte los, schlug gegen den
Ball, der gegen alle drei Banden schlug, und machte den entscheidenden
Punkt.
Einen
Augenblick war Stille in der Halle. Beide schauten sich an und
schwiegen. Der erschöpfte Gesichtsausdruck von Sophie wich
dann aber einem herzlichen Lachen, welches Mac ansteckte. Sie
lachten einfach drauf los und konnten sich nicht wieder einkriegen.
So ging das wohl fast 5 Minuten, bis Tasha die Führungsoffiziere
zum Briefing und die Lounge beorderte. Irgendwie war das Timing
von Tasha richtig gut, da beide jetzt eine Dusche vertragen konnten.
15 Minuten später standen sie im Turbolift in Richtung Brücke.
Vielen Dank für das Spiel., sagte Calhoun zum
Counsellor. Ein nettes Lächeln umspielte ihre Lippen.