30. Verhör des Fremden: Die Anklage
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Computerlogbuch, Protokollmitschnitt

Die Tür zum Verhandlungsraum öffnete sich und 2 Sicherheitsleute führten den Gefangenen herein. Widerstrebend nahm dieser auf dem Stuhl platz, der ihm angewiesen wurde. Sein schwarzer enganliegender Anzug flimmerte im Licht der Deckenlampen. Mit verschlossenem Gesicht schaute sich der Gefangene aufmerksam um.
Die Sicherheitsleute blieben stumm und regungslos bei der Türe stehen und beobachten aufmerksam den Gefangenen. Nichts weiter passierte. Der Gefangene musterte den Raum, als wolle er irgendetwas Vertrautes entdecken. Vergeblich. Schließlich atmete der Gefangene hörbar tief ein und schloss die Augen, als ob er in sich gehen wolle und verharrte in leicht zusammengesunkener Haltung.

Lieutenant K´hard kam zur Tür herein. Das Geräusch der aufgehenden Tür ließ den Gefangenen unmerklich zusammenzucken. K´hard setzte sich ca. 2 Meter von ihm entfernt nieder und las in seinem Pad. Dabei blickte er nicht einmal in die Richtung des anderen Anwesenden.

Aus einem Terminal an der Wand meldete sich der Computer: "Es ist 20 Uhr Standardzeit. Hiermit gebe ich eine Nachricht für den Sicherheitschef durch. Captain T'Pau wird sich um ca. 10 Minuten verspäten, da der Admiral noch einen wichtigen Befehl gab. Sie bittet mit dem Verhör bis dahin zu warten!"

Corbug Bull betrat den Raum, nickte den Sicherheitsleuten an der Tür zu und setzte sich neben den Chef der Sicherheit. "Guten Abend die Herren. Tut mir Leid wegen der Verspätung, ich hatte noch einen wichtigen Auftrag."

Währenddessen schaute der Gefangene aufmerksam den Geschehnissen zu, sagte jedoch kein Wort.

T'Pau meldete sich nun persönlich über das Interkom: "T'Pau an K´hard! Wie weit sind Sie mit den Vorbereitungen?" K´hard antwortete ans Interkom: "K´hard an Captain T'Pau! Wir sind jetzt bereit im Verhandlungsraum."

Der Gefangene richtet sich auf seinem Sitz auf und schaut mit funkelnden Augen die beiden Offiziere an, die ihm gegenüber saßen. K´hard spürte, dass der Fremde ihn fixierte und ließ seine Augen zum Gefangenen wandern. Er hielt dessen Blick leicht stand.

Endlich kam Captain T'Pau in den Verhörraum und setzte sich. "Nun, die Herren, beginnen wir.", eröffnete sie das Verhör und schaute mit hochgezogener Augenbraue von einem zum anderen. K´hard grüßte den Captain mit einem kurzem Kopfnicken.

Corbug Bull flüsterte zu K´hard nicht gerade leise, so dass der Gefangene es verstehen konnte: "Zügeln Sie mich bitte, wenn ich mich nicht nach Sternenflottenrichtlinien halte. Ich hatte zwar auf dem Bird of Prey einige Verhöre geführt, aber da eben auf klingonische Art und Sie wissen ja, dass die Gefangenen es dort selten überlebten." Der stechende Blick des Gefangenen wechselte blitzschnell zu Bull und ein geringschätziges Lächeln umspielte seine Lippen. K´hard ermahnte Bull: "Treiben Sie es nicht zu weit!" Cobs Gesichtsausdruck verfinsterte sich und er quetschte ein "Jawohl, Sir!" zwischen den Zähnen hervor. Auch T'Pau konnte so eine Äußerung nicht kommentarlos hinnehmen und wies Bull mit gefühlslosem Gesichtsausdruck zurecht: "Mr. Bull, dies ist ein Sternenflottenschiff und der Gefangene sollte das Verhör nach Möglichkeit bitte schadlos überstehen." "Natürlich, Ma'am. Entschuldigung.", erwiderte Bull.

Der Sicherheitschef nahm den Faden des Verhörs wieder auf: "Captain, das ist einer der beiden Gefangenen, die uns in der Höhle erfolglos angegriffen haben. Die medizinische Untersuchung hat ergeben, dass es sich trotz seines Aussehens NICHT um einen Menschen handelt." An den Gefangenen gewandt, stellte er die erste Frage: "SOVIEL haben wir schon rausgefunden. Was hast du dazu zu sagen?"

Die Antwort des Gefangenen kam von oben herab. "Nichts! Was wisst ihr schon!" Zumindest hatte der Gefangene zu sprechen begonnen. K´hard versuchte die Spannung etwas abzubauen: "Was wir zum Beispiel nicht wissen, ist dein Name. Wie wäre es damit?" Der Gefangene blickte K´hard in die Augen und antwortete nach einer Weile: "Wenn es dir hilft, dann nenne mich Treezon. Jeder Name ist so gut wie ein anderer."

Corbug Bull konnte sein Temperament nicht so gut zügeln, wie es wohl von ihm erwartet wurde. Also wollte er zumindest mit Worten agieren. "Wir haben hier wohl einen ganz Vorlauten!" Doch Treezon ließ sich von dem Heißsporn in keiner Weise beeindrucken. Jedenfalls nicht äußerlich, denn er schaute demonstrativ an die kahle Wand.

K´hard versuchte, Treezon seine Lage vor Augen zu führen. "Ich möchte dich mal darüber aufklären, Treezon, dass Du Gefangener der Föderation der vereinten Planeten bist. Du wirst beschuldigt, uns angegriffen zu haben. Was mich interessieren würde ... WARUM hast Du uns mit Deinen Leuten angegriffen?"

T'Pau gingen die Berichte über die Leichen durch den Kopf und überlegte, ob dies der Grund des Angriffs war. 'Könnte es sein, dass sich diese Wesen von uns ernähren wollen?'
K´hard blickte zu T'Pau, in der Hoffnung, dass sie irgendeine Emotion beim Gefangenen spüren konnte. Der Captain verstand den Blick und öffnet ihren Geist - es ist nur ein leises Summen zu spüren - sie schüttelt fast unmerklich den Kopf

Schließlich antworte Treezon auf K´hards letzte Frage mit einer Anklage. "Viele Völker sind so besitzergreifend wie eure. Ihr seid ja wohl mehrere, die sich dazu noch verbündet haben. Eine gefährliche Vereinigung! Uns sind schon oft Wesen wie euch begegnet. Und wie sich gezeigt hat, endet es immer mit Eroberung. Wir rechnen immer damit, Verluste in den eigenen Reihen zu haben, wenn wir mit solchen Wesen in Kontakt kommen. Es ist egal, wessen Gefangener ich bin. Das ändert nichts."

"Die Föderation ist keine Vereinigung von Eroberern.", versuchte K´hard den Gefangenen aufzuklären. "Die Planeten haben sich vor langer Zeit zum Zwecke des Friedens zusammengeschlossen. Woraus schließt du unsere 'bösen' Absichten? Wir kamen her, um zu erforschen." Corbug fügt mit tiefer Stimme hinzu: "Wir haben uns nur verteidigt. Ihr wart es, die zuerst angegriffen haben!"
"Sie scheinen das Konzept der Föderation nicht zu verstehen!", ergänzte T'Pau. "Wir erobern nicht mehr. Diese Zeiten sind vorbei. Wir erforschen und suchen nach neuen Individuen, die wir kennen lernen wollen. Wir hatten nicht die Absicht, Sie zu bedrohen!"

Treezon blickte zu T'Pau: "Was Sie nicht sagen! Wir sehen das anders. Ihre Völker sind uns schon länger bekannt. Bisher haben wir vermieden, in Kontakt mit Ihnen zu kommen. Ihre Taten sprechen dennoch gegen Sie. Sie halten Ihr Konzept für eine hohe Moral? Von ihrem Standpunkt aus mag das stimmen. Andere Wesen denken da anders drüber. Und es gibt unzählige Begebenheiten, wo sie Ihre Vorherschafft klar dargestellt haben. Was Sie nicht verstehen, bekämpfen Sie letztendlich!"

In K´hard brodelte es nun doch etwas: "WEN haben wir bekämpft? Oder hätten wir uns nicht gegen euch verteidigen sollen? Oder verteidigt IHR etwas an diesem trostlosen Planeten?" "Ihr seid so sehr von eurer Moral überzeugt, dass ihr nicht einmal den Frevel seht, den ihr begeht!", erwiderte Treezon anklagend. "Allein eure Anwesenheit auf dem Planeten ist ein Fehltritt! Doch das werdet ihr natürlich abstreiten, weil ihr gar nicht erst auf die Idee kommt, dass eure Gegenwart unerwünscht ist."
Damit stieß er auf reichlich Unverständnis der Anwesend. Alle versuchten nun, Einwände hervorzubringen. Corbug: "Warum habt ihr uns das nicht gesagt? Wir wären abgezogen und es hätte nicht in einen Kampf ausarten müssen!" K´hard bemerkte mit Genugtuung, dass Bull trotz der Vorwürfe seine Heißblütigkeit scheinbar gut im Griff hat.
T'Pau: "Wir konnten keine Ablehnung erkennen. Eine Kommunikation, die wir verstehen, fand nicht statt!" Sie versuchte, Treezons Einstellung zu verstehen. "Sie sagten, dass wir bekämpfen würden, was wir nicht verstehen. Nennen Sie mir ein Beispiel!"

"Ein Beispiel?", fragte Treezon. "Gern! Ihnen ist doch sicher die Begebenheit bekannt, wo eines ihrer Raumschiffe ein im All lebendes Wesen getötet hat. Dazu noch ein Wesen, welches neues Leben in sich barg!"

T'Pau schien, trotz ihrer vulkanischen Abstammung, betroffen zu sein von diesem Vorwurf. Sie versuchte, es Treezon zu erklären. "Hin und wieder kommt es leider zu Kämpfen, aber nur, wenn die Raumschiffe der Föderation angegriffen werden. Soviel ist sicher, ich hätte einen anderen Weg gefunden, bei dem das Wesen hätte überleben können! Ich bedauere zutiefst den Tod eines jeden getöteten Wesens!" "Das kann natürlich jeder hinterher behaupten, um sich zu rechtfertigen.", warf Treezon schnippisch ein. "Es ist jedoch passiert und wie wir sehen, passiert es immer wieder."
Treezon ließ solche Entschuldigung wohl nicht gelten. Er schien Genugtuung über den gelungenen Beweis zu empfinden. "Nun, auf Grund dieses und ähnlicher Vorfälle wussten wir jedenfalls, dass ihr die Situation auf dem Planeten nicht verstehen werdet!" K´hard fiel dem Gefangenen ins Wort: "Dazu bist Du ja hier. Um es UNS zu erklären." Damit erntete er allerdings bei Treezon nur Hohn. "Ihr braucht Erklärung? Eurer Ordnungssinn und eure Neugier zerstört mehr, als ihr glaubt. Sind euch die Mechanismen der Natur überhaupt bekannt? Ich zweifle ernsthaft daran. Es geht nicht um uns - es geht um das Leben auf dem Planeten! Das habt ihr gestört!"
K´hard schüttelte den Kopf. "Was war das für ein Wesen? Wie sah es aus? Klär uns auf, wenn wir schon so unwissend sind! Wir sind, wie gesagt, vorwiegend Forscher und suchen ja auch das Neue, Unbekannte! Also sprich nicht weiterhin in Rätseln."

Bull konnte nicht mehr an sich halten. Er musste sich Luft machen und fuhr Treezon an: "Verdammt noch mal, wie kann jemand nur so engstirnig sein? Gibt es nicht immer mal Zwischenfälle, wo ein Wesen stirbt? Ihr habt doch auch versucht, uns zu töten und das noch mit böser Absicht. Dieses Wesen hat sich vielleicht nur bedroht gefühlt und hat das Raumschiff deshalb angegriffen und der Captain des Schiffes wollte die Leben seiner Crew schützen, welches auch alles LEBEWESEN sind!"
Der Gefangene lächelte. "Ihre Erkenntnis ist bemerkenswert. Ihr Volk scheint noch nicht so weit vom Zufall entfernt zu sein - das gefällt mir. Sie haben Recht, es stirbt immer mal wieder ein Wesen durch ein anderes. Aber nicht mit System. DAS macht den Unterschied aus!" Das genügte Bull jedoch nicht. Sofort hakte er nach: "Welches System?" Genauso spontan kam auch Treezons Antwort: "Mit dem System des sogenannten VERSTANDES!"

Der Captain ermahnte Corbug: "Beruhigen Sie sich!" Bull ließ ein Knurren hören, als er antwortete: "Es fällt mir schwer, aber ich versuche es." T'Pau nickte. Sie merkte, dass sie so nicht weiterkamen, wenn jeder den anderen nur anklagte. Derzeit lenkte Treezon mehr das Verhör. Sie musste die Führung des Verhörs wieder übernehmen.

"Warum fangen wir nicht einfach mal am Anfang an? Sie sahen, dass ein Raumschiff näher kommt - sahen, dass es in den Orbit eintrat! Warum haben Sie uns nicht schon da am Betreten des Planeten gehindert? Ein einfaches 'Sie sind hier nicht erwünscht!' hätte das Schiff wieder abziehen lassen. Aber statt dessen haben Sie die Besatzung getötet! Und es wäre wohl nicht herausgekommen, wären nicht wir hier angekommen, angelockt von einem Hilferuf!"

"Wir waren zu dem Zeitpunkt noch nicht in diesem Sektor präsent.", erklärte Treezon. "Der Hilferuf, den ihr gehört habt, stammte nicht von uns. Die Natur geht manchmal Wege, die Wesen wie euch nicht einleuchten. Viele Wesen im Universum versuchen auf vielfältige Weise ihr Überleben zu sichern. Einer lebt vom anderen. Werden diese 'anderen' Wesen unterdrückt, so sterben sie aus. Meist ist es der Neugier und Ordnungsliebe anderer Wesen zuzuschreiben. Die Ordnung ist unnatürlich und nimmt immer mehr Überhand. Der Zufall ist das, was Entwicklung bedeutet. Wird er durch Ordnung zerstört, bleibt die Entwicklung stehen."

T'Pau dachte über eine passende Antwort nach, die die Situation nicht gleich wieder eskalieren ließ.
"Ich erinnere mich an einen Bericht über ein unterdrücktes Wesen, dass sehr litt und wohl ohne Hilfe gestorben wäre. Dann kam ein Schiff der Föderation und befreite es gemeinsam mit dem Partner dieses Wesens. Dies fand auf Farpoint statt!" Nach einer Pause fuhr sie fort. "Sie kennen uns wohl doch nicht so gut, wie Sie meinen! Wir töten nichts mit Absicht, schon gar nicht mit System, wenn wir denn wissen, dass es da ist und lebt! Wissen Sie denn, wieviele Mikroben Sie in dieser menschlichen Form schon zertreten haben?

Die letzte Frage des Captains schien für Treezon nicht zu interessieren. Dafür setzte er seine Anklage fort. "Das Wort 'Absicht' ist nur ein weiterer Begriff Ihres Ordnungssinnes. Natürlich tun Sie es nicht absichtlich, sondern weil es ihrer... Kultur entspricht. Sie haben eine Einstellung zu gewissen Dingen in der Natur, die sich nur auf das beschränkt, was Sie verstehen. Es ist logisch, dass Sie dementsprechend nur so handeln, wie es Ihrer Logik entspricht. Der Instinkt jedoch ist natürlich und würde Sie auch natürlicher handeln lassen."

An Corbug gewandt, kam Treezon nochmals auf dessen Vorwürfe zurück. Wahrscheinlich fand er tatsächlich Gefallen an der Unbeherrschtheit des jungen Mannes. "Im Übrigen haben wir nur Gleiches mit Gleichem vergolten, als wir sie angriffen, um das Gleichgewicht wieder herzustellen. Das Wesen auf dem Planeten gehört zu einer Art - den Cappa-uzo - die sehr wohl vom Aussterben bedroht sind. Durch EUCH!"
K´hard wurde hellhörig. "Ist 'Cappa-uzo' der Name des Kristallwesens? Seid Ihr seine Beschützer?"
Doch bevor sich Treezon äußern konnte, ließ Bull prompt seiner inneren Stimme wieder freien Lauf. Er wurde sauer und lauter. "Wenn etwas vom Aussterben bedroht ist, dann bemüht sich die Föderation darum, es am Leben zu erhalten, du ehrloser Targ. Und Außerdem, WER gibt euch das Recht, gleiches mit gleichem zu vergelten? Oder bist du auch ein Cappa-uzo? Du widersprichst dir selbst, wenn du über den Ordnungsdrang anderer Wesen sprichst und euer Volk nicht dazu zählst!" Der Captain wandte sich wiederholt an den Lieutenant: "Mister Bull, ein Targ ist ein sehr interessantes Tier! Wir sollten versuchen, ruhig zu bleiben, um diese Situation zu bereinigen!"

Der Gefangene lächelte, seit Bull versummt war. Anscheinend amüsierte er sich über den Lieutenant. Trotzdem vergaß er nicht, auf die Frage des Sicherheitschefs zu antworten: "Ja, wir stellen das Gegengewicht zur Ordnung dar. Wir beschützen die Wesen, die durch die Ordnung und Unkenntnis gefährdet sind." "... und Cappa-uzo ist Euer aktueller Schützling?", wollte K´hard wissen. Treezon schaute K´hard abschätzend an. "Genau so ist es. Die kristalline Lebensform auf dem Planeten gehört zu den Cappa-uzo. Und wir sorgen für ihr Überleben."

Bull hatte sich allerdings immer noch nicht beruhigt. "Mit welchem Recht? Ich meine wer hat euch dazu ermächtigt, dadurch andere Wesen anzugreifen und deren Leben auszulöschen?" "Recht ist ein Begriff der Ordnung.", klärte Treezon den jungen Krieger auf. "Wir brauchen kein Recht, um zu handeln. Wir sind einfach nur diejenigen, die das Gegengewicht eurer Handlungen darstellen." "Aber ihr macht das auf Kosten anderer Lebensformen.", wandte K´hard ein. "Es gäbe bessere Wege, Artenschutz zu betreiben. Zum Beispiel, die Umgebung davon in Kenntnis zu setzen. Noch immer hast Du uns nicht gesagt, WANN und WIE wir ein Cappa-uzo schon mal getötet haben." "Aufklären? Warum SOLLEN wir euch aufklären? Was würde es helfen? Ihr würdet die Erkenntnisse doch nur wieder in ein Ordnungsschema pressen. Was habt ihr bisher mit bedrohten Arten gemacht? Reservate vermutlich, wie alle ordnungsliebenden Lebensformen. Nein, Aufklärung ist nicht der Weg. Das Wesen auf dem Planeten ist noch ein Baby. Ihr kennt es noch nicht in dieser Form. Die erwachsene Art jedoch... die habt ihr schon verfolgt und getötet."
Bull brauste wieder auf. "Ich kann die Begriffe Ordnung und Chaos gleich nicht mehr hören! Sie wissen doch, dass Ordnung und Chaos relative Begriffe sind. SIE haben auch eine Art von Ordnung, mit der Sie Ihren ganzen Sch... Ihr ganzes Tun rechtfertigen!" Zu K´hard geneigt äußerte er eine Vermutung: "Vielleicht meint er das kristalline Wesen und den Vorfall mit Commander Data und der Enterprise." Treezon anschauend fuhr er fort, mit aggressivem Ton zu sprechen. "Wenn Sie uns dann freundlicher Weise mal erklären könnten, in welcher Form wir es kennen, würden wir schon einen ganzen Schritt voran kommen."

T'Pau meldete sich auch wieder zu Wort. "Sie haben meine Frage nicht beantwortet!"

Nach einer Pause antwortete Treezon: "Merkwürdiger weise stellen Sie Ihre Ordnung scheinbar nicht für dieses Verhör in den Vordergrund. Das Chaos, mit dem ihr eure Fragen stellt, täte euch im Alltag gut."

"Sieh es als Beweis unserer Neugier. Nicht unserer Aggression!", versuchte K´hard zu erklären.

K´hard wandte sich an Corbug Bull: "Kommen Sie kurz mit." Dabei deutete er auf das andere Ende des Tisches. K´hard wusste, dass T'Pau vorerst alleine mit Treezon zurechtkommen würde. Bull folget ihm mit einem "Ja, Sir!"

T'Pau wiederholte nochmals ihr Anliegen. "Wäre es nicht besser, den Unwissenden zu belehren, anstatt einen Kampf zu beginnen, den Sie nicht gewinnen können?"
Mit einer gewissen Schulmeisterlichkeit formulierte Treezon seine Antwort. "Ist Ihnen nicht in den Sinn gekommen, dass wir den Kampf schon gewonnen haben? Unser Ziel haben wir erreicht. Wenn auch auf etwas anderen Wegen. Normalerweise hätte Ziiolos Bewusstsein rein bleiben müssen von fremden Einfluss. Die ehemaligen Bewohner des Planeten waren jedoch stark genug in ihrem Bewusstsein, so dass Ihre Einflüsse nicht zum Tragen kommen werden.

"Wir wollen Ziiolo nicht beeinflussen", erklärte T'Pau, "Er hat eine Crewmitglied von meinem Schiff in sich aufgenommen, ohne dass es eine Möglichkeit gab, dies zu verhindern. Hätte man uns vorher gesagt, dass dieses Wesen nicht gestört werden soll, dann hätten wir eine Schutzzone um den Planeten errichtet. Haben Sie je daran gedacht, dass wir anders sein könnten, als Sie es uns zutrauen?"

Treezon schüttelte den Kopf. "Sie hätten ihren Instinkten folgen sollen. Sicher haben Sie auch eine Beeinflussung auf geistiger Ebene gespürt. Jedes instinktgetriebene Wesen hätte sich daraufhin entfernt. Ihre Neugier hat Sie jedoch genau das Gegenteil tun lassen. Geben Sie also nicht dem Wesen die Schuld an den Vorfällen."

T'Pau schwieg eine Weile und dachte nach. "Hat Mr. Bull Recht? Ist dies das Kristallwesen, das Sie meinen? Dann muss ich Ihnen gestehen, dass die Föderation es nicht verhindern konnte, dass dieses Wesen zerstört und getötet wurde. Aber es geschah von einer Zivilistin - gegen den ausdrücklichen Befehl der Föderation." Der Captain wirkte sehr nachdenklich. "So leid es mir tut, rückgängig machen kann ich es nicht. Aber verhindern, dass es noch einmal geschieht!"

"Tut mir leid, ich kann Ihnen nicht sagen, ob es sich bei Mister Bulls Vermutung um den besagten Vorfall handelt. Ich kenne weder einen Commander Data noch einen Enterprise.", äußerte sich Treezon.

Am anderen Ende des Raumes flüsterte der Sicherheitschef währenddessen Lieutenant Bull zu: "Mister Bull, wir sind schon sehr weit gekommen in diesem Gespräch. Machen Sie es nicht mit unnötig aggressiver Haltung zunichte. Ich denke, Treezon reagiert auf Aggressivität nur mit Abneigung und Schweigen. Mag sein, dass manch Gefangener auf die harte Tour eher redet. DIESER hier sicher nicht! Also zurück zum Gespräch!" Bull wandte ein: "Ja, Sir... aber es kann doch auch nicht schaden, Klartext zu reden, oder? Ich werde mich zügeln." "Ich denke, wir reden bereits Klartext.", erwiderte K´hard. "T'Pau hat mit ihrer ruhigen Art bisher am meisten erreicht. Man muss bei solch einer Befragung auch ein gewissen Gespür dafür entwickeln, WELCHE Art der Befragung für den jeweiligen die erfolgreichste ist." "Ja, Sir. Ich werde es mir merken." Bull ist sichtlich nicht erfreut über das Einzelgespräch mit K´hard.

T'Pau erklärte Treezon: "Es war ein großes Wesen in Form eines Eiskristall, und die Forscherin hat es durch Vibrationen getötet."

Treezon war sichtlich erzürnt bei diesen Worten. "Forscherin! Mit welchen Methoden forscht ihr eigentlich? Ihr zerstört das, was ihr erkunden wollt!" T'Pau versuchte Treezon aufzuklären. "Diese Forscherin hatte aufgehört zu forschen. Sie lebte nur noch, um das Wesen zu zerstören." "Natürlich lebte sie mit Hass - einer Folge der überzogenen Moral!", erwiderte Treezon und setze ein abfälliges Gesicht auf. "In diesem Punkt gibt es auch zwischen dem Kristallwesen und den Humanoiden eine Gemeinsamkeit!", versuchte T'Pau zu vermitteln. "Das Wesen tötete, ohne es zu bemerken, intelligentes Leben. Viele Humanoide wurden restlos zerstört, als das Wesen auf der Suche nach etwas Essbarem war. Diese Frau verstand es nicht, dass es nur um Ernährung ging!" "Das wundert mich nicht, dass sie es nicht verstand. So etwas kann man auch nicht verstehen. Man kann es nur akzeptieren."
Mit einem tiefen Atemzug versuchte sich Treezon wieder zu beruhigen. "Unabhängig davon... fällt Ihnen auf, dass Sie sich schon wieder für einen 'Zwischenfall' zu entschuldigen versuchen? Genau das meinte ich, als ich sagte, dass Sie ihrem Ordnungssinn folgen und nicht dem Instinkt. Sie haben sich eine künstliche Moral geschaffen, die Begriffe wie Gut und Böse definiert. Alles, was Ihrer Rasse schadet, wird ausgemerzt. Haben Sie so etwas in der wahren Natur ohne Zivilisation schon einmal beobachtet? Sicher nicht!"

"Humanoide leben durch Ordnung," stellte T'Pau ihre Meinung klar, "ohne die ist das humanoide Leben nicht möglich. Aber in jeder Ordnung ist etwas Platz für ein kleines Chaos, auch bei Vulkaniern!"

Treezon versuchte, das Verhalten seines Volkes zu erklären. "Sehen Sie, unsere Anwesenheit in natürlichen Systemen ist nicht zu bemerken. Normalerweise nicht. Das ist unsere Art. Wir bleiben Unsichtbar und sind solange nicht vorhanden, wie das Gleichgewicht der Natur bestehen bleibt. In solchen Fällen, wie diesem hier, müssen wir jedoch eingreifen und in Erscheinung treten. Unser Ziel ist es, das Gleichgewicht wieder herzustellen, egal was es kostet. Es darf niemand Überhand gewinnen!"

"In diesem Punkt stimme ich mit Ihnen überein. Es darf niemand Überhand gewinnen!", lenkte T'Pau ein. Doch Treezon war damit nicht zufrieden. "Sie handeln aber nicht konsequent nach dieser Erkenntnis. Weil sie ein Schema für Sie darstellt. Und ein Schema ist immer unvollkommen."

Langsam verstand der Captain, worauf es den Fremden ankam. "Der Nachteil der Ordnung: sie ist nie vollkommen!"

K´hard kehrte von der Unterredung mit Bull zurück, setzte sich und fuhr mit seinem Verhör fort, welches sich längst vom Verhör in eine Philosophie-Stunde gewendet hatte.
"Der Fehler in Eurer Denkweise ist, dass ihr die Handlung einzelner Individuen, wie zum Beispiel dieser Forscherin, stellvertretend für eine ganze Spezies nehmt. Der Fehler EINER Person kann nicht stellvertretend sein für die gesamte Rasse. Ich lege Ihnen nachher in Ihre Zelle ein Pad mit der Definition und der Geschichte der Föderation. Vielleicht lernen Sie uns dadurch besser kennen."
Treezon hatte jedoch kein Einsehen. "Eine Gesellschaft, die solche Wesen hervorbringt, HAT einen Fehler. In unserem Volk gibt es niemanden, der so handeln würde."
Corbug hatte sich zwar wieder beruhigt, doch sah man seinem Gesicht immer noch etwas Grimm an. "Sehen sie es doch mal so: Wenn ein einzelner Klingone Ihre ganze Familie, Ihre Freunde und Bekannten auslöschen würde, würden Sie das NUR AKZEPTIEREN?"

Um nicht schon wieder einen Streit zu provozieren, kam T'Pau nochmals auf eine Äußerung Treezons zurück. "Sie sagten vorhin, dass man das Verhalten des Wesens nicht verstehen kann, sondern man soll es nur akzeptieren. Nun, wenn es den Menschen als solchen betrifft, versteht man nie und will auch nicht akzeptieren! Ich bin Vulkanierin und wie die Menschen sagen, ich kann nicht aus meiner Haut! Ordnung gehört zu meinem Leben. Aber ich bin bereit, zu lernen - auch, wenn es um das Chaos geht!"

Treezon schaute den Captain nachdenklich an. "Sie beginnen bereits, zu akzeptieren. Meinen Respekt..."

Der Sicherheitschef empfand, dass das Verhör eine Pause gebrauchen könnte. "Ich denke, wir haben schon einiges erreicht. Wenn Sie wollen, Treezon, dann beenden wir die Befragung vorerst. Ich lasse Ihnen ein paar Daten über die Föderation zukommen. Sie werden unsere guten Absichten erkennen. Sind Sie einverstanden, Captain?"

Treezon saß mit nachdenklichem Gesicht da und schwieg. Der Captain nickte zu dem Vorschlag. "Einverstanden."

K´hard winkte die beiden Sicherheitsleute heran. "Bringen Sie Mr. Treezon in seine Zelle." Zu dem Gefangenen sagte er abschließend noch: "Wir werden uns schon noch verstehen."

Die beiden Sicherheitsoffiziere nahmen den Gefangenen zwischen sich und gingen mit ihm in Richtung Tür. Dort drehte sich Treezon nochmals zu Bull um. "Sie fragten, ob ich es akzeptieren könnte, wenn man meine Freunde und Verwandten auslöschen würde... Nun, ich habe es bereits akzeptiert." Dann verließ er mit den Sicherheitsleuten den Raum.

T'Pau schaute Treezon nach und versuchte, zuversichtlich zu wirken. "Dann werde ich mich in mein Arbeitszimmer zurückziehen. Es sei denn, es gibt noch Fragen?" Es gab keine.

Corbug Bull meinte zu K´hard: "Ich hätte nichts dagegen, ihn noch weiter zu befragen. Aber Treezon sollte das hier erst einmal verdauen." K´hard stand auf. "Deswegen brechen wir hier auch ab. Wir sind schon sehr weit gekommen. Es wird eine 2.Befragung geben. Vorher gibt es eine Zwischenbesprechung. Abtreten!"

Beim Rausgehen fragte Corbug den Sicherheitschef: "Wo und wann wird die Zwischenbesprechung denn stattfinden?" "Der Captain und ich geben rechtzeitig Bescheid. Ich möchte auf alle Fälle, dass sich Treezon bis dahin ein Bild über die Föderation machen kann."
"Verstanden." Damit ging Bull zur Tür, um sich in sein Quartier zu begeben, gefolgt von K´hard.

 

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