Computerlogbuch, Protokollmitschnitt
Die
Tür zum Verhandlungsraum öffnete sich und 2 Sicherheitsleute
führten den Gefangenen herein. Widerstrebend nahm dieser
auf dem Stuhl platz, der ihm angewiesen wurde. Sein schwarzer
enganliegender Anzug flimmerte im Licht der Deckenlampen. Mit
verschlossenem Gesicht schaute sich der Gefangene aufmerksam um.
Die Sicherheitsleute blieben stumm und regungslos bei der Türe
stehen und beobachten aufmerksam den Gefangenen. Nichts weiter
passierte. Der Gefangene musterte den Raum, als wolle er irgendetwas
Vertrautes entdecken. Vergeblich. Schließlich atmete der
Gefangene hörbar tief ein und schloss die Augen, als ob er
in sich gehen wolle und verharrte in leicht zusammengesunkener
Haltung.
Lieutenant
K´hard kam zur Tür herein. Das Geräusch der aufgehenden
Tür ließ den Gefangenen unmerklich zusammenzucken.
K´hard setzte sich ca. 2 Meter von ihm entfernt nieder und
las in seinem Pad. Dabei blickte er nicht einmal in die Richtung
des anderen Anwesenden.
Aus
einem Terminal an der Wand meldete sich der Computer: "Es
ist 20 Uhr Standardzeit. Hiermit gebe ich eine Nachricht für
den Sicherheitschef durch. Captain T'Pau wird sich um ca. 10 Minuten
verspäten, da der Admiral noch einen wichtigen Befehl gab.
Sie bittet mit dem Verhör bis dahin zu warten!"
Corbug
Bull betrat den Raum, nickte den Sicherheitsleuten an der Tür
zu und setzte sich neben den Chef der Sicherheit. "Guten
Abend die Herren. Tut mir Leid wegen der Verspätung, ich
hatte noch einen wichtigen Auftrag."
Währenddessen
schaute der Gefangene aufmerksam den Geschehnissen zu, sagte jedoch
kein Wort.
T'Pau
meldete sich nun persönlich über das Interkom: "T'Pau
an K´hard! Wie weit sind Sie mit den Vorbereitungen?"
K´hard antwortete ans Interkom: "K´hard an Captain
T'Pau! Wir sind jetzt bereit im Verhandlungsraum."
Der
Gefangene richtet sich auf seinem Sitz auf und schaut mit funkelnden
Augen die beiden Offiziere an, die ihm gegenüber saßen.
K´hard spürte, dass der Fremde ihn fixierte und ließ
seine Augen zum Gefangenen wandern. Er hielt dessen Blick leicht
stand.
Endlich
kam Captain T'Pau in den Verhörraum und setzte sich. "Nun,
die Herren, beginnen wir.", eröffnete sie das Verhör
und schaute mit hochgezogener Augenbraue von einem zum anderen.
K´hard grüßte den Captain mit einem kurzem Kopfnicken.
Corbug
Bull flüsterte zu K´hard nicht gerade leise, so dass
der Gefangene es verstehen konnte: "Zügeln Sie mich
bitte, wenn ich mich nicht nach Sternenflottenrichtlinien halte.
Ich hatte zwar auf dem Bird of Prey einige Verhöre geführt,
aber da eben auf klingonische Art und Sie wissen ja, dass die
Gefangenen es dort selten überlebten." Der stechende
Blick des Gefangenen wechselte blitzschnell zu Bull und ein geringschätziges
Lächeln umspielte seine Lippen. K´hard ermahnte Bull:
"Treiben Sie es nicht zu weit!" Cobs Gesichtsausdruck
verfinsterte sich und er quetschte ein "Jawohl, Sir!"
zwischen den Zähnen hervor. Auch T'Pau konnte so eine Äußerung
nicht kommentarlos hinnehmen und wies Bull mit gefühlslosem
Gesichtsausdruck zurecht: "Mr. Bull, dies ist ein Sternenflottenschiff
und der Gefangene sollte das Verhör nach Möglichkeit
bitte schadlos überstehen." "Natürlich, Ma'am.
Entschuldigung.", erwiderte Bull.
Der
Sicherheitschef nahm den Faden des Verhörs wieder auf: "Captain,
das ist einer der beiden Gefangenen, die uns in der Höhle
erfolglos angegriffen haben. Die medizinische Untersuchung hat
ergeben, dass es sich trotz seines Aussehens NICHT um einen Menschen
handelt." An den Gefangenen gewandt, stellte er die erste
Frage: "SOVIEL haben wir schon rausgefunden. Was hast du
dazu zu sagen?"
Die
Antwort des Gefangenen kam von oben herab. "Nichts! Was wisst
ihr schon!" Zumindest hatte der Gefangene zu sprechen begonnen.
K´hard versuchte die Spannung etwas abzubauen: "Was
wir zum Beispiel nicht wissen, ist dein Name. Wie wäre es
damit?" Der Gefangene blickte K´hard in die Augen und
antwortete nach einer Weile: "Wenn es dir hilft, dann nenne
mich Treezon. Jeder Name ist so gut wie ein anderer."
Corbug
Bull konnte sein Temperament nicht so gut zügeln, wie es
wohl von ihm erwartet wurde. Also wollte er zumindest mit Worten
agieren. "Wir haben hier wohl einen ganz Vorlauten!"
Doch Treezon ließ sich von dem Heißsporn in keiner
Weise beeindrucken. Jedenfalls nicht äußerlich, denn
er schaute demonstrativ an die kahle Wand.
K´hard
versuchte, Treezon seine Lage vor Augen zu führen. "Ich
möchte dich mal darüber aufklären, Treezon, dass
Du Gefangener der Föderation der vereinten Planeten bist.
Du wirst beschuldigt, uns angegriffen zu haben. Was mich interessieren
würde ... WARUM hast Du uns mit Deinen Leuten angegriffen?"
T'Pau
gingen die Berichte über die Leichen durch den Kopf und überlegte,
ob dies der Grund des Angriffs war. 'Könnte es sein, dass
sich diese Wesen von uns ernähren wollen?'
K´hard blickte zu T'Pau, in der Hoffnung, dass sie irgendeine
Emotion beim Gefangenen spüren konnte. Der Captain verstand
den Blick und öffnet ihren Geist - es ist nur ein leises
Summen zu spüren - sie schüttelt fast unmerklich den
Kopf
Schließlich
antworte Treezon auf K´hards letzte Frage mit einer Anklage.
"Viele Völker sind so besitzergreifend wie eure. Ihr
seid ja wohl mehrere, die sich dazu noch verbündet haben.
Eine gefährliche Vereinigung! Uns sind schon oft Wesen wie
euch begegnet. Und wie sich gezeigt hat, endet es immer mit Eroberung.
Wir rechnen immer damit, Verluste in den eigenen Reihen zu haben,
wenn wir mit solchen Wesen in Kontakt kommen. Es ist egal, wessen
Gefangener ich bin. Das ändert nichts."
"Die
Föderation ist keine Vereinigung von Eroberern.", versuchte
K´hard den Gefangenen aufzuklären. "Die Planeten
haben sich vor langer Zeit zum Zwecke des Friedens zusammengeschlossen.
Woraus schließt du unsere 'bösen' Absichten? Wir kamen
her, um zu erforschen." Corbug fügt mit tiefer Stimme
hinzu: "Wir haben uns nur verteidigt. Ihr wart es, die zuerst
angegriffen haben!"
"Sie scheinen das Konzept der Föderation nicht zu verstehen!",
ergänzte T'Pau. "Wir erobern nicht mehr. Diese Zeiten
sind vorbei. Wir erforschen und suchen nach neuen Individuen,
die wir kennen lernen wollen. Wir hatten nicht die Absicht, Sie
zu bedrohen!"
Treezon
blickte zu T'Pau: "Was Sie nicht sagen! Wir sehen das anders.
Ihre Völker sind uns schon länger bekannt. Bisher haben
wir vermieden, in Kontakt mit Ihnen zu kommen. Ihre Taten sprechen
dennoch gegen Sie. Sie halten Ihr Konzept für eine hohe Moral?
Von ihrem Standpunkt aus mag das stimmen. Andere Wesen denken
da anders drüber. Und es gibt unzählige Begebenheiten,
wo sie Ihre Vorherschafft klar dargestellt haben. Was Sie nicht
verstehen, bekämpfen Sie letztendlich!"
In
K´hard brodelte es nun doch etwas: "WEN haben wir bekämpft?
Oder hätten wir uns nicht gegen euch verteidigen sollen?
Oder verteidigt IHR etwas an diesem trostlosen Planeten?"
"Ihr seid so sehr von eurer Moral überzeugt, dass ihr
nicht einmal den Frevel seht, den ihr begeht!", erwiderte
Treezon anklagend. "Allein eure Anwesenheit auf dem Planeten
ist ein Fehltritt! Doch das werdet ihr natürlich abstreiten,
weil ihr gar nicht erst auf die Idee kommt, dass eure Gegenwart
unerwünscht ist."
Damit stieß er auf reichlich Unverständnis der Anwesend.
Alle versuchten nun, Einwände hervorzubringen. Corbug: "Warum
habt ihr uns das nicht gesagt? Wir wären abgezogen und es
hätte nicht in einen Kampf ausarten müssen!" K´hard
bemerkte mit Genugtuung, dass Bull trotz der Vorwürfe seine
Heißblütigkeit scheinbar gut im Griff hat.
T'Pau: "Wir konnten keine Ablehnung erkennen. Eine Kommunikation,
die wir verstehen, fand nicht statt!" Sie versuchte, Treezons
Einstellung zu verstehen. "Sie sagten, dass wir bekämpfen
würden, was wir nicht verstehen. Nennen Sie mir ein Beispiel!"
"Ein
Beispiel?", fragte Treezon. "Gern! Ihnen ist doch sicher
die Begebenheit bekannt, wo eines ihrer Raumschiffe ein im All
lebendes Wesen getötet hat. Dazu noch ein Wesen, welches
neues Leben in sich barg!"
T'Pau
schien, trotz ihrer vulkanischen Abstammung, betroffen zu sein
von diesem Vorwurf. Sie versuchte, es Treezon zu erklären.
"Hin und wieder kommt es leider zu Kämpfen, aber nur,
wenn die Raumschiffe der Föderation angegriffen werden. Soviel
ist sicher, ich hätte einen anderen Weg gefunden, bei dem
das Wesen hätte überleben können! Ich bedauere
zutiefst den Tod eines jeden getöteten Wesens!" "Das
kann natürlich jeder hinterher behaupten, um sich zu rechtfertigen.",
warf Treezon schnippisch ein. "Es ist jedoch passiert und
wie wir sehen, passiert es immer wieder."
Treezon ließ solche Entschuldigung wohl nicht gelten. Er
schien Genugtuung über den gelungenen Beweis zu empfinden.
"Nun, auf Grund dieses und ähnlicher Vorfälle wussten
wir jedenfalls, dass ihr die Situation auf dem Planeten nicht
verstehen werdet!" K´hard fiel dem Gefangenen ins Wort:
"Dazu bist Du ja hier. Um es UNS zu erklären."
Damit erntete er allerdings bei Treezon nur Hohn. "Ihr braucht
Erklärung? Eurer Ordnungssinn und eure Neugier zerstört
mehr, als ihr glaubt. Sind euch die Mechanismen der Natur überhaupt
bekannt? Ich zweifle ernsthaft daran. Es geht nicht um uns - es
geht um das Leben auf dem Planeten! Das habt ihr gestört!"
K´hard schüttelte den Kopf. "Was war das für
ein Wesen? Wie sah es aus? Klär uns auf, wenn wir schon so
unwissend sind! Wir sind, wie gesagt, vorwiegend Forscher und
suchen ja auch das Neue, Unbekannte! Also sprich nicht weiterhin
in Rätseln."
Bull
konnte nicht mehr an sich halten. Er musste sich Luft machen und
fuhr Treezon an: "Verdammt noch mal, wie kann jemand nur
so engstirnig sein? Gibt es nicht immer mal Zwischenfälle,
wo ein Wesen stirbt? Ihr habt doch auch versucht, uns zu töten
und das noch mit böser Absicht. Dieses Wesen hat sich vielleicht
nur bedroht gefühlt und hat das Raumschiff deshalb angegriffen
und der Captain des Schiffes wollte die Leben seiner Crew schützen,
welches auch alles LEBEWESEN sind!"
Der Gefangene lächelte. "Ihre Erkenntnis ist bemerkenswert.
Ihr Volk scheint noch nicht so weit vom Zufall entfernt zu sein
- das gefällt mir. Sie haben Recht, es stirbt immer mal wieder
ein Wesen durch ein anderes. Aber nicht mit System. DAS macht
den Unterschied aus!" Das genügte Bull jedoch nicht.
Sofort hakte er nach: "Welches System?" Genauso spontan
kam auch Treezons Antwort: "Mit dem System des sogenannten
VERSTANDES!"
Der
Captain ermahnte Corbug: "Beruhigen Sie sich!" Bull
ließ ein Knurren hören, als er antwortete: "Es
fällt mir schwer, aber ich versuche es." T'Pau nickte.
Sie merkte, dass sie so nicht weiterkamen, wenn jeder den anderen
nur anklagte. Derzeit lenkte Treezon mehr das Verhör. Sie
musste die Führung des Verhörs wieder übernehmen.
"Warum
fangen wir nicht einfach mal am Anfang an? Sie sahen, dass ein
Raumschiff näher kommt - sahen, dass es in den Orbit eintrat!
Warum haben Sie uns nicht schon da am Betreten des Planeten gehindert?
Ein einfaches 'Sie sind hier nicht erwünscht!' hätte
das Schiff wieder abziehen lassen. Aber statt dessen haben Sie
die Besatzung getötet! Und es wäre wohl nicht herausgekommen,
wären nicht wir hier angekommen, angelockt von einem Hilferuf!"
"Wir
waren zu dem Zeitpunkt noch nicht in diesem Sektor präsent.",
erklärte Treezon. "Der Hilferuf, den ihr gehört
habt, stammte nicht von uns. Die Natur geht manchmal Wege, die
Wesen wie euch nicht einleuchten. Viele Wesen im Universum versuchen
auf vielfältige Weise ihr Überleben zu sichern. Einer
lebt vom anderen. Werden diese 'anderen' Wesen unterdrückt,
so sterben sie aus. Meist ist es der Neugier und Ordnungsliebe
anderer Wesen zuzuschreiben. Die Ordnung ist unnatürlich
und nimmt immer mehr Überhand. Der Zufall ist das, was Entwicklung
bedeutet. Wird er durch Ordnung zerstört, bleibt die Entwicklung
stehen."
T'Pau
dachte über eine passende Antwort nach, die die Situation
nicht gleich wieder eskalieren ließ.
"Ich erinnere mich an einen Bericht über ein unterdrücktes
Wesen, dass sehr litt und wohl ohne Hilfe gestorben wäre.
Dann kam ein Schiff der Föderation und befreite es gemeinsam
mit dem Partner dieses Wesens. Dies fand auf Farpoint statt!"
Nach einer Pause fuhr sie fort. "Sie kennen uns wohl doch
nicht so gut, wie Sie meinen! Wir töten nichts mit Absicht,
schon gar nicht mit System, wenn wir denn wissen, dass es da ist
und lebt! Wissen Sie denn, wieviele Mikroben Sie in dieser menschlichen
Form schon zertreten haben?
Die
letzte Frage des Captains schien für Treezon nicht zu interessieren.
Dafür setzte er seine Anklage fort. "Das Wort 'Absicht'
ist nur ein weiterer Begriff Ihres Ordnungssinnes. Natürlich
tun Sie es nicht absichtlich, sondern weil es ihrer... Kultur
entspricht. Sie haben eine Einstellung zu gewissen Dingen in der
Natur, die sich nur auf das beschränkt, was Sie verstehen.
Es ist logisch, dass Sie dementsprechend nur so handeln, wie es
Ihrer Logik entspricht. Der Instinkt jedoch ist natürlich
und würde Sie auch natürlicher handeln lassen."
An
Corbug gewandt, kam Treezon nochmals auf dessen Vorwürfe
zurück. Wahrscheinlich fand er tatsächlich Gefallen
an der Unbeherrschtheit des jungen Mannes. "Im Übrigen
haben wir nur Gleiches mit Gleichem vergolten, als wir sie angriffen,
um das Gleichgewicht wieder herzustellen. Das Wesen auf dem Planeten
gehört zu einer Art - den Cappa-uzo - die sehr wohl vom Aussterben
bedroht sind. Durch EUCH!"
K´hard wurde hellhörig. "Ist 'Cappa-uzo' der Name
des Kristallwesens? Seid Ihr seine Beschützer?"
Doch bevor sich Treezon äußern konnte, ließ Bull
prompt seiner inneren Stimme wieder freien Lauf. Er wurde sauer
und lauter. "Wenn etwas vom Aussterben bedroht ist, dann
bemüht sich die Föderation darum, es am Leben zu erhalten,
du ehrloser Targ. Und Außerdem, WER gibt euch das Recht,
gleiches mit gleichem zu vergelten? Oder bist du auch ein Cappa-uzo?
Du widersprichst dir selbst, wenn du über den Ordnungsdrang
anderer Wesen sprichst und euer Volk nicht dazu zählst!"
Der Captain wandte sich wiederholt an den Lieutenant: "Mister
Bull, ein Targ ist ein sehr interessantes Tier! Wir sollten versuchen,
ruhig zu bleiben, um diese Situation zu bereinigen!"
Der
Gefangene lächelte, seit Bull versummt war. Anscheinend amüsierte
er sich über den Lieutenant. Trotzdem vergaß er nicht,
auf die Frage des Sicherheitschefs zu antworten: "Ja, wir
stellen das Gegengewicht zur Ordnung dar. Wir beschützen
die Wesen, die durch die Ordnung und Unkenntnis gefährdet
sind." "... und Cappa-uzo ist Euer aktueller Schützling?",
wollte K´hard wissen. Treezon schaute K´hard abschätzend
an. "Genau so ist es. Die kristalline Lebensform auf dem
Planeten gehört zu den Cappa-uzo. Und wir sorgen für
ihr Überleben."
Bull
hatte sich allerdings immer noch nicht beruhigt. "Mit welchem
Recht? Ich meine wer hat euch dazu ermächtigt, dadurch andere
Wesen anzugreifen und deren Leben auszulöschen?" "Recht
ist ein Begriff der Ordnung.", klärte Treezon den jungen
Krieger auf. "Wir brauchen kein Recht, um zu handeln. Wir
sind einfach nur diejenigen, die das Gegengewicht eurer Handlungen
darstellen." "Aber ihr macht das auf Kosten anderer
Lebensformen.", wandte K´hard ein. "Es gäbe
bessere Wege, Artenschutz zu betreiben. Zum Beispiel, die Umgebung
davon in Kenntnis zu setzen. Noch immer hast Du uns nicht gesagt,
WANN und WIE wir ein Cappa-uzo schon mal getötet haben."
"Aufklären? Warum SOLLEN wir euch aufklären? Was
würde es helfen? Ihr würdet die Erkenntnisse doch nur
wieder in ein Ordnungsschema pressen. Was habt ihr bisher mit
bedrohten Arten gemacht? Reservate vermutlich, wie alle ordnungsliebenden
Lebensformen. Nein, Aufklärung ist nicht der Weg. Das Wesen
auf dem Planeten ist noch ein Baby. Ihr kennt es noch nicht in
dieser Form. Die erwachsene Art jedoch... die habt ihr schon verfolgt
und getötet."
Bull brauste wieder auf. "Ich kann die Begriffe Ordnung und
Chaos gleich nicht mehr hören! Sie wissen doch, dass Ordnung
und Chaos relative Begriffe sind. SIE haben auch eine Art von
Ordnung, mit der Sie Ihren ganzen Sch... Ihr ganzes Tun rechtfertigen!"
Zu K´hard geneigt äußerte er eine Vermutung:
"Vielleicht meint er das kristalline Wesen und den Vorfall
mit Commander Data und der Enterprise." Treezon anschauend
fuhr er fort, mit aggressivem Ton zu sprechen. "Wenn Sie
uns dann freundlicher Weise mal erklären könnten, in
welcher Form wir es kennen, würden wir schon einen ganzen
Schritt voran kommen."
T'Pau
meldete sich auch wieder zu Wort. "Sie haben meine Frage
nicht beantwortet!"
Nach
einer Pause antwortete Treezon: "Merkwürdiger weise
stellen Sie Ihre Ordnung scheinbar nicht für dieses Verhör
in den Vordergrund. Das Chaos, mit dem ihr eure Fragen stellt,
täte euch im Alltag gut."
"Sieh
es als Beweis unserer Neugier. Nicht unserer Aggression!",
versuchte K´hard zu erklären.
K´hard
wandte sich an Corbug Bull: "Kommen Sie kurz mit." Dabei
deutete er auf das andere Ende des Tisches. K´hard wusste,
dass T'Pau vorerst alleine mit Treezon zurechtkommen würde.
Bull folget ihm mit einem "Ja, Sir!"
T'Pau
wiederholte nochmals ihr Anliegen. "Wäre es nicht besser,
den Unwissenden zu belehren, anstatt einen Kampf zu beginnen,
den Sie nicht gewinnen können?"
Mit einer gewissen Schulmeisterlichkeit formulierte Treezon seine
Antwort. "Ist Ihnen nicht in den Sinn gekommen, dass wir
den Kampf schon gewonnen haben? Unser Ziel haben wir erreicht.
Wenn auch auf etwas anderen Wegen. Normalerweise hätte Ziiolos
Bewusstsein rein bleiben müssen von fremden Einfluss. Die
ehemaligen Bewohner des Planeten waren jedoch stark genug in ihrem
Bewusstsein, so dass Ihre Einflüsse nicht zum Tragen kommen
werden.
"Wir
wollen Ziiolo nicht beeinflussen", erklärte T'Pau, "Er
hat eine Crewmitglied von meinem Schiff in sich aufgenommen, ohne
dass es eine Möglichkeit gab, dies zu verhindern. Hätte
man uns vorher gesagt, dass dieses Wesen nicht gestört werden
soll, dann hätten wir eine Schutzzone um den Planeten errichtet.
Haben Sie je daran gedacht, dass wir anders sein könnten,
als Sie es uns zutrauen?"
Treezon
schüttelte den Kopf. "Sie hätten ihren Instinkten
folgen sollen. Sicher haben Sie auch eine Beeinflussung auf geistiger
Ebene gespürt. Jedes instinktgetriebene Wesen hätte
sich daraufhin entfernt. Ihre Neugier hat Sie jedoch genau das
Gegenteil tun lassen. Geben Sie also nicht dem Wesen die Schuld
an den Vorfällen."
T'Pau
schwieg eine Weile und dachte nach. "Hat Mr. Bull Recht?
Ist dies das Kristallwesen, das Sie meinen? Dann muss ich Ihnen
gestehen, dass die Föderation es nicht verhindern konnte,
dass dieses Wesen zerstört und getötet wurde. Aber es
geschah von einer Zivilistin - gegen den ausdrücklichen Befehl
der Föderation." Der Captain wirkte sehr nachdenklich.
"So leid es mir tut, rückgängig machen kann ich
es nicht. Aber verhindern, dass es noch einmal geschieht!"
"Tut
mir leid, ich kann Ihnen nicht sagen, ob es sich bei Mister Bulls
Vermutung um den besagten Vorfall handelt. Ich kenne weder einen
Commander Data noch einen Enterprise.", äußerte
sich Treezon.
Am
anderen Ende des Raumes flüsterte der Sicherheitschef währenddessen
Lieutenant Bull zu: "Mister Bull, wir sind schon sehr weit
gekommen in diesem Gespräch. Machen Sie es nicht mit unnötig
aggressiver Haltung zunichte. Ich denke, Treezon reagiert auf
Aggressivität nur mit Abneigung und Schweigen. Mag sein,
dass manch Gefangener auf die harte Tour eher redet. DIESER hier
sicher nicht! Also zurück zum Gespräch!" Bull wandte
ein: "Ja, Sir... aber es kann doch auch nicht schaden, Klartext
zu reden, oder? Ich werde mich zügeln." "Ich denke,
wir reden bereits Klartext.", erwiderte K´hard. "T'Pau
hat mit ihrer ruhigen Art bisher am meisten erreicht. Man muss
bei solch einer Befragung auch ein gewissen Gespür dafür
entwickeln, WELCHE Art der Befragung für den jeweiligen die
erfolgreichste ist." "Ja, Sir. Ich werde es mir merken."
Bull ist sichtlich nicht erfreut über das Einzelgespräch
mit K´hard.
T'Pau
erklärte Treezon: "Es war ein großes Wesen in
Form eines Eiskristall, und die Forscherin hat es durch Vibrationen
getötet."
Treezon
war sichtlich erzürnt bei diesen Worten. "Forscherin!
Mit welchen Methoden forscht ihr eigentlich? Ihr zerstört
das, was ihr erkunden wollt!" T'Pau versuchte Treezon aufzuklären.
"Diese Forscherin hatte aufgehört zu forschen. Sie lebte
nur noch, um das Wesen zu zerstören." "Natürlich
lebte sie mit Hass - einer Folge der überzogenen Moral!",
erwiderte Treezon und setze ein abfälliges Gesicht auf. "In
diesem Punkt gibt es auch zwischen dem Kristallwesen und den Humanoiden
eine Gemeinsamkeit!", versuchte T'Pau zu vermitteln. "Das
Wesen tötete, ohne es zu bemerken, intelligentes Leben. Viele
Humanoide wurden restlos zerstört, als das Wesen auf der
Suche nach etwas Essbarem war. Diese Frau verstand es nicht, dass
es nur um Ernährung ging!" "Das wundert mich nicht,
dass sie es nicht verstand. So etwas kann man auch nicht verstehen.
Man kann es nur akzeptieren."
Mit einem tiefen Atemzug versuchte sich Treezon wieder zu beruhigen.
"Unabhängig davon... fällt Ihnen auf, dass Sie
sich schon wieder für einen 'Zwischenfall' zu entschuldigen
versuchen? Genau das meinte ich, als ich sagte, dass Sie ihrem
Ordnungssinn folgen und nicht dem Instinkt. Sie haben sich eine
künstliche Moral geschaffen, die Begriffe wie Gut und Böse
definiert. Alles, was Ihrer Rasse schadet, wird ausgemerzt. Haben
Sie so etwas in der wahren Natur ohne Zivilisation schon einmal
beobachtet? Sicher nicht!"
"Humanoide
leben durch Ordnung," stellte T'Pau ihre Meinung klar, "ohne
die ist das humanoide Leben nicht möglich. Aber in jeder
Ordnung ist etwas Platz für ein kleines Chaos, auch bei Vulkaniern!"
Treezon
versuchte, das Verhalten seines Volkes zu erklären. "Sehen
Sie, unsere Anwesenheit in natürlichen Systemen ist nicht
zu bemerken. Normalerweise nicht. Das ist unsere Art. Wir bleiben
Unsichtbar und sind solange nicht vorhanden, wie das Gleichgewicht
der Natur bestehen bleibt. In solchen Fällen, wie diesem
hier, müssen wir jedoch eingreifen und in Erscheinung treten.
Unser Ziel ist es, das Gleichgewicht wieder herzustellen, egal
was es kostet. Es darf niemand Überhand gewinnen!"
"In
diesem Punkt stimme ich mit Ihnen überein. Es darf niemand
Überhand gewinnen!", lenkte T'Pau ein. Doch Treezon
war damit nicht zufrieden. "Sie handeln aber nicht konsequent
nach dieser Erkenntnis. Weil sie ein Schema für Sie darstellt.
Und ein Schema ist immer unvollkommen."
Langsam
verstand der Captain, worauf es den Fremden ankam. "Der Nachteil
der Ordnung: sie ist nie vollkommen!"
K´hard
kehrte von der Unterredung mit Bull zurück, setzte sich und
fuhr mit seinem Verhör fort, welches sich längst vom
Verhör in eine Philosophie-Stunde gewendet hatte.
"Der Fehler in Eurer Denkweise ist, dass ihr die Handlung
einzelner Individuen, wie zum Beispiel dieser Forscherin, stellvertretend
für eine ganze Spezies nehmt. Der Fehler EINER Person kann
nicht stellvertretend sein für die gesamte Rasse. Ich lege
Ihnen nachher in Ihre Zelle ein Pad mit der Definition und der
Geschichte der Föderation. Vielleicht lernen Sie uns dadurch
besser kennen."
Treezon hatte jedoch kein Einsehen. "Eine Gesellschaft, die
solche Wesen hervorbringt, HAT einen Fehler. In unserem Volk gibt
es niemanden, der so handeln würde."
Corbug hatte sich zwar wieder beruhigt, doch sah man seinem Gesicht
immer noch etwas Grimm an. "Sehen sie es doch mal so: Wenn
ein einzelner Klingone Ihre ganze Familie, Ihre Freunde und Bekannten
auslöschen würde, würden Sie das NUR AKZEPTIEREN?"
Um
nicht schon wieder einen Streit zu provozieren, kam T'Pau nochmals
auf eine Äußerung Treezons zurück. "Sie sagten
vorhin, dass man das Verhalten des Wesens nicht verstehen kann,
sondern man soll es nur akzeptieren. Nun, wenn es den Menschen
als solchen betrifft, versteht man nie und will auch nicht akzeptieren!
Ich bin Vulkanierin und wie die Menschen sagen, ich kann nicht
aus meiner Haut! Ordnung gehört zu meinem Leben. Aber ich
bin bereit, zu lernen - auch, wenn es um das Chaos geht!"
Treezon
schaute den Captain nachdenklich an. "Sie beginnen bereits,
zu akzeptieren. Meinen Respekt..."
Der
Sicherheitschef empfand, dass das Verhör eine Pause gebrauchen
könnte. "Ich denke, wir haben schon einiges erreicht.
Wenn Sie wollen, Treezon, dann beenden wir die Befragung vorerst.
Ich lasse Ihnen ein paar Daten über die Föderation zukommen.
Sie werden unsere guten Absichten erkennen. Sind Sie einverstanden,
Captain?"
Treezon
saß mit nachdenklichem Gesicht da und schwieg. Der Captain
nickte zu dem Vorschlag. "Einverstanden."
K´hard
winkte die beiden Sicherheitsleute heran. "Bringen Sie Mr.
Treezon in seine Zelle." Zu dem Gefangenen sagte er abschließend
noch: "Wir werden uns schon noch verstehen."
Die
beiden Sicherheitsoffiziere nahmen den Gefangenen zwischen sich
und gingen mit ihm in Richtung Tür. Dort drehte sich Treezon
nochmals zu Bull um. "Sie fragten, ob ich es akzeptieren
könnte, wenn man meine Freunde und Verwandten auslöschen
würde... Nun, ich habe es bereits akzeptiert." Dann
verließ er mit den Sicherheitsleuten den Raum.
T'Pau
schaute Treezon nach und versuchte, zuversichtlich zu wirken.
"Dann werde ich mich in mein Arbeitszimmer zurückziehen.
Es sei denn, es gibt noch Fragen?" Es gab keine.
Corbug
Bull meinte zu K´hard: "Ich hätte nichts dagegen,
ihn noch weiter zu befragen. Aber Treezon sollte das hier erst
einmal verdauen." K´hard stand auf. "Deswegen
brechen wir hier auch ab. Wir sind schon sehr weit gekommen. Es
wird eine 2.Befragung geben. Vorher gibt es eine Zwischenbesprechung.
Abtreten!"
Beim
Rausgehen fragte Corbug den Sicherheitschef: "Wo und wann
wird die Zwischenbesprechung denn stattfinden?" "Der
Captain und ich geben rechtzeitig Bescheid. Ich möchte auf
alle Fälle, dass sich Treezon bis dahin ein Bild über
die Föderation machen kann."
"Verstanden." Damit ging Bull zur Tür, um sich
in sein Quartier zu begeben, gefolgt von K´hard.