9. Zurück im Leben
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Logbucheintrag Lt. Nick Sherdan

„...Wahrscheinlich habe ich mit dieser letzten Aktion in Ziiolo eine Art...wie soll ich sagen...Brechreiz ausgelöst, die ihn veranlaßte, mich wieder in meinen ursprünglichen Zustand zu versetzen.“ endete der Lieutenant mit dem ersten Bericht seiner Erlebnisse. Danach herrschte erst einmal eine Weile Stille. Zu ungewöhnlich war die Geschichte, als daß sie jeder der Anwesenden einfach so hinnehmen konnte. Alle, bis auf Sophie. Sie saß neben Sherdan und ihr Blick ruhte auf ihren Händen. Sie hatte zumindest den letzten Teil aktiv miterlebt und nickte nun wie zur Bestätigung.

„Wie schätzen Sie diese kristalline Lebensform ein, Lieutenant?“ fragte schließlich Captain T'Pau. „Könnte sie eine Gefahr für das Schiff darstellen? Laut ihrer Schilderung ist es ja wohl verantwortlich für das Wrack auf dem Planeten.“ Es behagte Sherdan überhaupt nicht, diese Frage beantworten zu müssen. Zwar stand er noch völlig unter dem Eindruck des letzten Tages, aber andererseits konnte er Ziiolo keinesfalls böswilliges Handeln unterstellen.

„Es gibt derzeit keine Garantie, daß sich die Vorfälle nicht wiederholen könnten. Ziiolo konnte damals nicht wissen, was sein Verlangen bewirken würde. Heute ist er durch die Erzählungen des Captain Lacura darüber informiert. Nur, seine Triebe kann er nicht kontrollieren. Das hat er nie gelernt. Schließlich ist er ein Einzelwesen und hat eine völlig andere Lebensphilosophie als wir. Auch weiß ich nicht, wie er meine Freigabe verkraftet hat.“

„Es ist lobenswert, daß Sie versuchen die kristalline Lebensform in Schutz zu nehmen. Aber ich bin meinerseits verantwortlich für das Wohl des Schiffes.“ erwiderte T'Pau. „Captain, am Ende erwähnte Captain Lacura noch, daß sich sein Doktor wohl auch noch auf dem Planeten befinde - in einem Stasisfeld.“ warf Nick ein. „Ich habe es nicht vergessen, Lieutenant. Aber nach den letzten Vorfällen müssen wir wohl oder übel Vorsichtsmaßnahmen treffen. Bis dahin wird vorerst niemand mehr den Planeten betreten. Überdenken Sie alle die gestrigen Ereignisse und die neuen Informationen, die wir bis jetzt haben. Ich erwarte ihre Vorschläge in sechs Stunden.“ schloß der Captain die erste Sitzung nach dem Wiedererwachen Sherdans.


Persönliches Logbuch Counsellor Sophie A. Quint

Die Führungsoffiziere erhoben sich von ihren Plätzen und verließen nach und nach den Konferenzraum. Der Counsellor allerdings blieb noch einige Zeit sitzen. Sie ließ die Außenmission noch einmal Revue passieren, besonderes Augenmerk lag auf die Gefühle die sie wären dieser Mission gehabt hatte.

Sophie bemerkte das ihre Kopfschmerzen nach gelassen hatte, ob es daran lang das Ziiolo Kraft verlor oder der Counsellor immer mehr an Kontrolle gewann - das konnte sie nicht genau feststellen. Lieutenant Quint atmete tief durch und erhob sich nachdenklich aus dem Sessel um die wenigen Schritte zu dem kleinen Aussichtsfenster zugehen. Vor ihr bot sich der Planet dar - dieser Himmelskörper war vor einiger Zeit für eine Starfleet-Crew zum Verhängnis geworden.

Sophie hoffte, daß das Kristallwesen von Captain Lacura etwas mehr Selbstbeherrschung gelernt hatte. Dinge wie Mitgefühl hatte Ziiolo ja schon gezeigt, als er Nick Sherdan wieder frei gegeben hatte. Der Counsellor war sich sicher, daß Nick in dem Wesen keinen Brechreiz ausgelöst hatte, sondern das Ziiolo Nick bewußt wieder frei gelassen hatte. Diese Tatsache war eine dieser intuitiven Ahnungen – die Sophie schon vor so manchem Fehler bewahrte hatte. Mit den Jahren hatte die Betazoidin gelernt auf ihre 'innere Stimme' zuhören.

Sophie Quint war nur zu 3/4 Betazoidin, so das sich eine gute Mischung aus 'Bauch-' und 'Kopf'-Entscheidungen ergab. Der Counsellor der Invisible war keine typische Bewohnerin des Planeten Betazet. Sie konnte zwar Gedanken anderen Spezies erahnen manchmal sogar lesen, aber die Fähigkeit zu dem betazoidischen Gedanken-Code blieben ihr verwehrt. Die meisten Betazoiden benutzten den Präkognitionscode um ihre geheimsten Gedanken und Gefühle zu verbergen. Nur so konnte man sich in einer Gesellschaft von 'Gedankenlesern' eine gewisse Privatsphäre bewahren.

Sophie hatte sich in der zwischen Zeit um gedreht und machte sich nun auf den Weg zu ihren Quartier um sich vor dem Dienst auf der Brücke noch etwas ausruhen zu können. Die hochgewachsene Frau trat auf den Gang und stieß dort mit Nick Sherdan zusammen. „Nick? Nanu? Hast du auf mich gewartet.“ fragte der Counsellor überrascht. „Hm, um ehrlich zu sein ja...“ antwortete der Marsianer. Der Lieutenant druckste ein wenig herum. „Ich wollte mich noch einmal für deine Hilfe auf dem Planeten bedanken und außerdem hatte ich gehofft das wir zusammen etwas essen? Wie sieht es aus?“ Sophie Quint lächelte. „Ja – gerne, Nick! Gehen wir in das Offizierskasino?“ Sherdan grinste frech. „Nein eigentlich wollte ich heute Abend für dich Kochen! Was hältst du davon?“ „Das ist eine sehr gute Idee von dir! Ich bringe den Wein mit - einverstanden?“ sagte die Betazoidin fröhlich. Mit diesen Worten verabschiedete sich die junge Frau und stieg in den Turolift der sich so eben vor den Beiden geöffnet hatte.


Persönliches Logbuch Lieutenant Nick Sherdan

Ein Duft nach exotischen Gewürzen durchzog den Raum. Und es roch nach frischen Schwarzschildpilzen, einer Delikatesse vom Mars. Da die Sonneneinstrahlung auf dem Mars geringer als auf der Erde ist, mutierten die anfangs von der Erde importierten Pilze und bildeten auf dem Mars ein schwarzes Segel aus, um genügend Sonnenenergie einzufangen. Wegen dieser Fähigkeit war es auch möglich, diese Köstlichkeit auf Raumschiffen zu züchten. Als Lt. Sherdan das erste Mal von K´hards Pflanzenliebe erfuhr, hatte er ihn gebeten, doch eine kleine Kolonie dieser leckeren Pilze für ihn anzulegen. So konnte Nick auch ab und zu ein Stück Heimat genießen.

Kochen war eine Leidenschaft Sherdans. Er wurde nicht müde, immer neue Rezepte auszuprobieren. Am meisten Spaß hatte er dabei, wenn es um alte terranische Rezepte ging, bei denen noch viel Handarbeit und Gefühl erforderlich war. Leider konnte er diese Leidenschaft auf der Invisible nur in beschränktem Ausmaß frönen, da dies schließlich kein Luxus-Frachter war, auf dem man alles bekam, was man dafür benötigte.

„Herein“ rief Nick, als die Türmelodie ertönte. Zischend öffnete sich die Tür und Counsellor Sophie Quint trat ein. „Mmhh, das duftet ja total verführerisch“ rief sie und stellte den mitgebrachten Wein auf dem Tisch ab. „Nicht wahr? Und dabei ist das Essen noch nicht einmal komplett.“ entgegnete Nick. „Was? Ich dachte, du hast schon alles fertig?“ wunderte sich der Counsellor. „Nicht ganz. Normalerweise wäre ich schon fertig, aber bei diesem Gericht hier gehört die Zubereitung eigentlich zur Mahlzeit dazu. Siehst du die schwarzen Segel dort?“ „Hey, das sind doch marsianische Schwarzschildpilze - na dann ist mir alles klar!“ freute sich Sophie. „Wo hast du die denn her?“ „Ach, K´hard war so freundlich und hat für mich eine kleine Kolonie in seinem 'Garten' angelegt.“ erklärte Nick. „Na, daß hätte ich früher wissen sollen! Dann hätte ich ihn bestimmt schon mal öfters besucht“ sagte Sophie in vorwurfsvollem Ton. „Tja, ich dachte du bist Telepath?“ sagte Nick grinsend. „Du!“ drohte Sophie „Ich wühle nicht einfach so in fremden Gedanken rum. Außerdem denkst du doch auch bestimmt nicht dauernd an deine kleinen Geheimnisse, oder?“ Nick dachte nach dem Satz natürlich augenblicklich an seinen 'kleinen Geheimnisse' und riß sich sofort zusammen, um nicht gleich rot zu werden. Laut sagte er: „Ich glaube, ich muß wohl meine Fähigkeiten der Psi-Blockade ein wenig mehr trainieren. Ich fühle mich so unsicher in deiner Näher...“ „Ach sag bloß? Warum das denn?“ grinste Sophie. Nick räusperte sich bloß und griff zur Pfanne. „Nun, dann woll'n wir mal mit der Prozedur beginnen“ versuchte er abzulenken.

Sherdan hatte sich nach seiner Einstellung auf dem Schiff gleich zu Beginn einen Kocher, Töpfe, Pfannen und diverse Küchengerätschaften repliziert, um seinem Hobby in der Freizeit nachzukommen.

Sophie stellte sich neben Nick und lugte ihm über die Schulter als er das erste schwarze Segel in das heiße Fett legte. Sofort schwoll das Segel an, wurde dicker und zog sich gleich danach zusammen. Dabei stieß es eine kleine dunkelviolette Wolke aus - die Sporen des Pilzes. „Hier, hilf mir mal.“ Nick reichte Sophie ein trichterförmiges Gerät mit dem sie die Wolke absaugte. In dem über einen Schlauch angeschlossenem Glas sammelte sich das violette Gas. Am Boden des Glases schwappte eine durchsichtige Flüssigkeit, die sich nun langsam in ein dunkles Rotbraun verfärbte. Das war ein spezielles Dressing, was eigens für diese Pilze erfunden wurde und viel Fingerspitzengefühl bei der Zubereitung erforderte. „Ah, ich freu mich schon richtig auf das Essen“ frohlockte Sophie. Sie öffnete das Glas und schenkte ein wenig des Inhalts in zwei kleine Gläser, wovon sie Nick eines reichte. Die beiden sahen sich grienend an und sagten im Chor: „Das erste Plund gehört immer den Köchen!“ und tranken die Gläser aus. Wenn die Flüssigkeit noch ganz frisch war, hatte sie eine leicht beschwingende Wirkung, die aber nicht all zu lang anhielt. Das war der wirkliche Grund, warum die Zubereitung dieser Pilze auf dem Mars eigentlich schon zur Mahlzeit gehörte.

Nachdem auch das vierte schwarze Segel endlich gar war, öffnete Sherdan einen Topf, den er bis dahin warmgestellt hatte. „Und was ist das?“ fragte der Counsellor sofort. „Lammgulasch!“ „Aber die Lämmer hast du nicht etwa auch selbst gezüchtet, oder?“ „Ne, die sind vom Holodeck“ antwortete Nick trocken. Da mußten die beiden nun doch lachen und gingen mit dem fertigen Essen zum gedeckten Tisch hinüber. „Und was hast du hier schönes mitgebracht?“ fragte Nick und drehte die Weinflasche, die Sophie vorhin auf dem Tisch abgestellt hatte. „Das, mein lieber Nick, verrate ich dir nicht!“ antwortete Sophie ein wenig schnippisch und nahm ihm sofort die Flasche wieder weg, um die Gläser zu füllen.

Beide setzten sich nun gegenüber an den Tisch und falteten die Servietten auseinander. Schließlich erhob Sophie ihr Weinglas und sagte nun etwas ernster: „Auf dich, Nick. Ich freu mich, daß du dein Erlebnis mit Ziiolo so gut überstanden hast. Ich hatte wirklich Angst um dich gehabt.“ Nick schaute Sophie in die Augen und schwieg eine Weile, bevor er sagte: „Das hab ich gespürt. Und ich hatte auch Angst um dich, als du dich immer weiter dem Kristall genähert hattest. Das war wahnsinnig mutig von dir. Nimm deswegen dieses Essen hier auch als ein kleines Dankeschön von mir an.“ „Mach ich.“ erwiderte Sophie mit einem Lächeln und ließ die Gläser klingen.


Persönliches Logbuch Counsellor Sophie Quint

Im Hintergrund erklangen die letzten Töne eines Musicals aus dem 20zigsten Jahrhundert...
„Hmm - Das Phantom der Oper... hast du davon schon einmal eine Holodeck Projektion gesehen?“ fragte Sophie und schob sich dann einen Bissen von den Schwarzschildpilzen in den Mund. „Es ist eines der romantischsten Musicals“ bei den Worten blickte sie Nick direkt in die Augen. „Es handelt von Liebe und von der Einsamkeit.“ Sophie konnte die leichte Melancholische Stimmung nicht unterdrücken... Sie seufzte. „Nein, ich kenne es nicht“ sagte Nick, „aber vielleicht könnten wir es uns ja mal gemeinsam ansehen?“ Er lächelte und hob das Glas zu einem weiterem Trinkspruch: „Auf das uns die Einsamkeit nie wieder in ihre Fänge bekommt!“ Bei diesen Worten mußte Sophie auch lachen und trank dann etwas aus ihrem Glas...

„Was hast du eigentlich gemacht bevor du auf dieses Schiff kamst?“ fragte Nick neugierig. „Was möchtest du hören? Die Wahrheit oder die offizielle Version?“ sagte der Counsellor recht kühl. Nick schaute erstaunt auf. „Warum? Gibt es den zwei Versionen?“ „Ja, aber laß uns ein Andermal darüber reden - es verdirbt uns sonst den ganzen Abend... Tust du mir den Gefallen?“ „Für dich doch immer, Sophie!“ Die Betazoidin spürte das diese Worte aus tiefsten Herzen kamen.

Den Rest des Abends sprachen die Beiden kaum ein Wort, statt dessen waren ihre Gedanken eins... Der Counsellor, wie auch Nick Sherdan spürten eine Verbundenheit die es wohl nur einmal im ganzen Universum gibt - zum mindestens glaubten sie das es für dieses Abend zu traf...

Nach etwa zwei Stunden hatten die beiden das gemütliche Essen beendet. Zusammen räumten sie die Reste des opulenten Mahls in den Replikator. „Noch einen Raktajino zum Abschluß?“ fragte Nick. „Ja gern.“ sagte Sophie und trat auf den großen Sternenflottenoffizier zu. Die Beiden standen sich direkt gegen über und schauten sich nur in die Augen...

Genau in diesem Augenblick piepste Sophies Kommunikator. Sophie Quint fluchte innerlich, verdrehte die Augen und betätigte den „Störenfried“.

„Counselor Quint“, sagte Sophie und konnte dabei den Groll in ihrer Stimme ganz gut verhindern.
„Entschuldigen Sie das ich störe, Sophie“ sagte der erste Offizier der USS Invisible „aber ich brauche ihre Hilfe hier auf der Brücke!“ „Ist schon gut Commander Yar - ich bin unterwegs...“ Tasha's Stimme wurde unsicher. „Falls sich Lt. Sherdan in ihrer Nähe befindet.. er soll bitte mit auf die Brücke kommen. Yar Ende!“

Nick Sherdan grinste „Da haben sie uns wohl erwischt...“ Sophie verdrehte die Augen „Ja, das glaube ich auch. Ähm - danke für den schönen Abend, Nick. Ich hoffe wir wiederholen ihn noch einmal – und hoffentlich bringen wir ihn dann auch stilgerecht zu Ende.“ Bei den Worten trat Sophie aus Nicks Quartier und machte sich auf dem Weg zum nächsten Turbolift.

Nick Sherdan folgte ihr. Beide warteten lächelnd auf den Lift der sie zur Brücke bringen sollte.....

 

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